MoR 04 - Caesars Frauen
überzeugen. Er schien sich über das geplante Triumvirat sogar zu freuen, als ihm klar wurde, daß er gar nicht gezwungen wäre, mit Pompeius, dem Mann, den er in Rom am meisten haßte, öffentlich aufzutreten; denn er und Pompeius waren ja privati. Mit Caesar als ihrem Mittelsmann würde die Form gewahrt werden; die Drei- Mann-Partnerschaft wäre funktionsfähig.
»Ich fange besser damit an, Stimmen für Lucceius zu werben«, sagte Crassus, als Caesar sich erhob.
»Bemüh dich nicht zu sehr, Marcus, ich würde nicht auf dieses Pferd setzen. Magnus besticht seit Monaten mit allen Mitteln, aber nach der Afranius-Bestechung wird niemand seinen Männern mehr Beachtung schenken. Magnus ist kein Politiker, er tut nie den rechten Schritt zur rechten Zeit. Er hätte Labienus an Flavius’ Stelle setzen und sich mit Lucceius einen harmlosen Konsul sichern sollen.«
Zum Abschied tätschelte Caesar Crassus’ kahlen Schädel. »Es werden Bibulus und ich, soviel ist sicher.«
Diese Voraussage bestätigten die Zenturien fünf Tage vor den Iden des Quinctilis: Caesar erhielt das Amt des Ersten Konsuls in einem überwältigenden Wahlsieg: er erhielt praktisch die gesamten Stimmen jeder einzelnen Zenturie. Bibulus mußte viel länger warten, da die Abstimmung für den zweiten Posten nicht öffentlich verlief. Die Prätoren waren eine Enttäuschung für die Triumvirn, wenngleich sie sich nach dem Prozeß des Gaius Rabirius der Unterstützung von Saturninus Neffen sicher sein konnten, und auch kein geringerer als Quintus Fufius Calenus, den seine Schulden allmählich in Bedrängnis brachten, Annäherungsversuche machte. Die Zusammensetzung des neuen Volkstribunenkollegiums erwies sich ebenfalls als problematisch. Metellus Scipio hatte sich zur Kandidatur entschlossen, womit die boni nun vier zuverlässige Verbündete unter den Tribunen hatten — Metellus Scipio, Quintus Ancharius, Gnaeus Domitius Calvinus und Gaius Fannius. Andererseits hatten die Triumvirn Publius Vatinius und Gaius Alfius Flavus, und zwei starke Volkstribunen auf ihrer Seite würden ihnen reichen.
Dann begann das lange und ermüdende Warten auf das neue Jahr, was durch die Tatsache, daß Pompeius die Hände gebunden waren, nicht eben leichter wurde. Cato und Bibulus plusterten sich auf wie Pfauen und prophezeiten jedem der es hören wollte, daß Caesar nichts erreichen würde. Ihre Gegensätzlichkeit war quer durch alle Klassen bekannt geworden, wenn auch nur wenige Bürger der unteren Klassen verstanden, worum es wirklich ging. Man spürte, daß sich in der Ferne ein politisches Unwetter zusammenbraute.
Alles verlief nach Plan: Als designierter Konsul besuchte Caesar den Senat an allen Versammlungstagen, äußerte jedoch nur selten seine Meinung; ansonsten widmete er seine Zeit ausschließlich dem Entwurf eines neuen Gesetzes zur Landverteilung für Pompeius’ Veteranen. Im November schließlich sah er keinen Grund mehr, warum er und Pompeius ihr Geheimnis länger hüten sollten. Sollten die boni sich doch fragen, welche Rolle sie füreinander spielen mochten; es war an der Zeit, ein wenig Druck auszuüben. Und so schickte Caesar Balbus im Dezember zu Cicero, mit der Absicht, dessen Unterstützung für das Landverteilungsgesetz zu gewinnen. Wenn nicht Cicero verbreiten würde, was in der Luft lag, dann niemand.
Onkel Mamercus starb, was Caesar sehr betrübte. Mamercus hinterließ ein freies Amt im Priesterkollegium.
»Das Amt«, meinte Caesar zu Crassus nach dem Begräbnis »könnte für uns von Nutzen sein. Ich hörte, Lentulus Spinther würde zu gerne Oberpriester werden.«
»Und wohl auch eine Chance haben, vorausgesetzt, er benimmt sich gesittet, nicht wahr?«
»Ja. Er hat Einfluß, wird früher oder später Konsul werden, und Hispania Citerior braucht einen Statthalter. Soviel ich weiß, leidet er sehr darunter, nach seiner Zeit als Prätor keine Provinz erhalten zu haben; wir könnten ihm daher vielleicht an Neujahr zu Hispania Citerior verhelfen. Besonders, wenn er bis dahin Oberpriester ist.«
»Wie willst du das zuwege bringen, Caesar? Immerhin ist die Liste der Kandidaten ziemlich lang.«
»Durch Manipulation natürlich. Ich wundere mich, daß du fragst. In einer Situation wie dieser erweist sich das Triumvirat als äußerst praktisch. Cornelia, Fabia, Velina, Clustumina, Teretina — schon fünf Tribus, ohne uns aus unserer Klasse herausbewegt zu haben. Natürlich wird Spinther bis zur Verabschiedung des Gesetzes zur Landverteilung
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