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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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blitzte in Caesars Augen auf. »Tatsächlich bist du so bekannt, daß mir erst kürzlich — auf dem Weg zu Marcus Crassus — auf den Märkten reihenweise Stände auffielen, die kleine Büsten von dir feilboten. Erhältst du gute Tantiemen? Diese Miniaturausgaben von dir fanden so reißenden Absatz, daß die Verkäufer kaum damit nachkamen, neue aufzustellen.«
    »Tatsächlich?« fragte Pompeius mit leuchtenden Augen. »Die muß ich mir wohl einmal ansehen. Man stelle sich das vor! Büsten von mir?«
    »Büsten von dir.«
    »Wer hat sie denn gekauft?«
    »Vorwiegend junge Mädchen«, sagte Caesar ernsthaft. »Es gab auch ältere Kunden beiderlei Geschlechts, doch, wie gesagt, vorwiegend junge Mädchen.«
    »Mich alten Knaben?«
    »Magnus, du bist ein Held. Die bloße Erwähnung deines Namens läßt jedes weibliche Herz höher schlagen. Außerdem«, fügte er grinsend hinzu, »handelt es sich nicht um herausragende Kunstwerke. Jemand hat eine Gußform angefertigt und produziert nun im gleichen Tempo Gipsbüsten wie eine Hündin ihre Jungen. Er hat ein paar Maler angestellt, die pinseln Farbe auf die Haut, tauchen dein Haar in grelles Gelb, dann kommen noch zwei blaue Augen drauf — ganz so siehst du in Wirklichkeit nicht aus.«
    Das eine mußte man Pompeius lassen: Er war durchaus in der Lage, über sich selbst zu lachen, wenn er erkannte, daß man ihn wohlwollend auf den Arm nahm. So lehnte er sich jetzt in seinen Stuhl zurück und lachte, bis ihm die Tränen kamen; er wußte, er konnte es sich leisten. Caesar log nicht. Die Büsten verkauften sich tatsächlich. Er war ein Held, und mindestens die Hälfte der weiblichen erwachsenen Bevölkerung war in ihn verliebt.
    »Da siehst du nun, was dir entgeht, wenn du dich weigerst, Marcus Crassus zu besuchen.«
    Der Name Marcus Crassus wirkte ernüchternd auf Pompeius. Er richtete sich auf und blickte Caesar mürrisch an. »Ich kann den Mann nicht ausstehen!«
    »Wer sagt, daß ihr euch lieben müßt?«
    »Wer sagt, daß ich ein Bündnis mit ihm eingehen muß?«
    »Ich, Magnus.«
    »Ah!« Der schöne Becher, den Caesar ihm gereicht hatte, senkte sich, zwei kluge blaue Augen blickten auf in Caesars wenig ermutigende Miene. »Glaubst du denn nicht, wir könnten es allein schaffen?«
    »Möglich, doch nicht wahrscheinlich. Unsere Stadt, dieses Land, diese Idee — wie immer du es nennen magst — ist am Zugrundegehen, weil hier eine Timokratie herrscht, die sich nur dafür einsetzt, die Ziele und den Ehrgeiz jedes Mannes zu unterdrücken, der höher hinauswill als der Rest. In mancher Hinsicht ist das wohl bewundernswert, in anderer fatal; fatal wird es für Rom sein, wenn nicht bald etwas geschieht. Es muß sowohl für herausragende Männer Platz geschaffen werden, damit sie ihre Fähigkeiten beweisen können, als auch für viele andere, weniger begabte Männer, die gleichwohl im Bereich der öffentlichen Ämter etwas leisten könnten. Die Mittelmäßigen können nicht regieren, das ist das Problem. Wenn sie regieren dürften, würden sie bald feststellen, daß man gar nichts erreicht, wenn man all seine Kraft in absurde Darbietungen investiert, wie Celer und Bibulus sie uns heute im Senat vorgeführt haben. Nimm beispielsweise mich, Magnus, einen begabten und fähigen Mann, dem man die Chance raubt, aus Rom mehr zu machen, als es ist. Mich will man zum Inspektor degradieren, will, daß ich die gesamte Halbinsel hinauf- und hinunterstapfe, um zuzusehen, wie ganze Trupps von Männern mit ihren Meßgeräten Wegstrecken markieren. Warum soll ausgerechnet ich als kleiner Beamter arbeiten, warum ich eine notwendige Arbeit leisten, die, wie Lucceius sagte, effizienter von Männern ausgeführt werden könnte, die der Zensor vertraglich verpflichtet? Weil ich, Magnus, wie du auch, von Höherem träume und weiß, daß ich die Fähigkeiten habe, es zu erreichen.«
    »Eifersucht. Neid.«
    »Meinst du? Vielleicht spielt Eifersucht auch eine Rolle, doch ganz so einfach ist es nicht. Die Menschen können eines nicht ertragen, das ist, wenn andere sie übertreffen; und das gilt selbst für die, deren Geburt und Status sie erhaben machen sollten. Wer sind schon Bibulus und Cato? Der eine ein Aristokrat, den Fortuna in mehr als einer Hinsicht dürftig ausgestattet hat, der andere ein rigider, unduldsamer Heuchler, der Männer wegen Wahlbestechung vor Gericht bringt, doch selbst zum gleichen Mittel greift, wenn es den eigenen Zwecken dient. Ahenobarbus gebärdet sich wie ein wilder Eber,

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