MoR 04 - Caesars Frauen
weitere Veränderungen geben«, sagte der Erste Konsul mit seiner gewohnt tiefen Stimme, da die cella, in der die Statue des Jupiter Optimus Maximus stand, akustisch gut genug für jedes Stimmvolumen war. »In diesem Jahr will ich zu einer alten Sitte aus den Anfängen der Republik zurückkehren; meine Liktoren sollen mir während der Monate, in denen ich nicht die Amtsgeschäfte führe, folgen statt vorangehen.«
Ein anerkennendes Raunen ging durch den Saal, das schnell in einen Laut schockierter Mißbilligung überwechselte, als Bibulus wütend zischte: »Mach, was du willst, Caesar, mir ist es einerlei! Erwarte aber nicht von mir, daß ich mich nach dir richte!«
»Das würde ich nie tun, Marcus Calpurnius!« sagte Caesar gelassen und spielte auf Bibulus’ Unhöflichkeit an, indem er ihn bei seinem Vornamen nannte.
»Sonst noch was?« fragte Bibulus und verfluchte seinen kleinen Wuchs.
»Etwas, das eigentlich nicht dich betrifft, Marcus Calpurnius. Ich habe einen langen Werdegang in diesem Hause hinter mir, sowohl im Senat als auch im Dienst an Jupiter Optimus Maximus, in dessen Tempel wir uns gerade hier versammeln. Als Hamen Dialis habe ich in meinem sechzehnten Lebensjahr begonnen, um dann, nach einer Pause von weniger als zwei Jahren, hierher zurückzukehren, weil man mich mit der Bürgerkrone auszeichnete. Erinnerst du dich an jene Monate vor Mitylene, Marcus Calpurnius? Du warst auch dort, doch dir verlieh man keine Bürgerkrone. Und jetzt, mit vierzig Jahren, bin ich Erster Konsul, das heißt, ich bin seit dreiundzwanzig Jahren Mitglied des römischen Senats.«
Sein Tonfall wurde jetzt energisch und geschäftsmäßig. »Im Laufe dieser dreiundzwanzig Jahre, versammelte Väter, wurde ich Zeuge einiger positiver Veränderungen, die die Verfahrensweisen des Senats betrafen; hervorzuheben ist besonders das regelmäßige wortwörtliche Protokoll unserer Sitzungen. Leider lassen längst nicht alle die Debatten mitschreiben, doch ich und andere ernsthafte Politiker tun es. Wie dem auch sei, die Protokolle verschwinden irgendwann in den Archiven. Ich habe auch erlebt, wie sie das eine oder andere Mal recht wenig Änlichkeit mit dem Gesagten aufwiesen.«
Caesar hielt inne, um in die dicht geschlossene Reihe der Gesichter zu blicken. Niemand legte am Neujahrstag Wert auf Sitztribünen, da die Versammlung für gewöhnlich kurz war und Stellungnahmen ausschließlich dem Ersten Konsul vorbehalten waren.
»Denkt auch an das Volk. Die meisten unserer Versammlungen werden bei weit geöffneten Türen abgehalten; auf diese Weise ermöglichen wir einer kleiner Anzahl interessierter Bürger, uns von draußen zuzuhören. Was dann geschieht, ist unvermeidbar. Derjenige, der ganz vorne steht, gibt das, was er verstanden hat, an jene weiter, die nichts hören können; und wenn die Welle erst beginnt, sich draußen, auf dem Forum fortzubewegen, dann ist es um die Zuverlässigkeit der Information geschehen. Verdrießlich für die Leute, aber auch für uns. Ich schlage daher zwei Verbesserungen bezüglich unserer Sitzungsprotokolle vor. Die erste betrifft sowohl die offenen als auch die geschlossenen Versammlungen. Ich möchte, daß die Schreiber ihre Mitschriften von jetzt an auf Papier übertragen, und daß die Konsuln und Prätoren — sofern sie bei der betreffenden Versammlung anwesend sind — das geschriebene Protokoll sorgfältig lesen und anschließend abzeichnen. Der zweite Vorschlag zur Verbesserung bezieht sich ausschließlich auf offene Sitzungen. Das Sitzungsprotokoll sollte, geschützt vor unfreundlicher Witterung, an einem für öffentliche Bekanntmachungen geeigneten Ort im Forum ausgehängt werden. Diese Vorschläge mache ich in unser aller Interesse, ganz gleich, in welchem politischen Lager wir uns befinden mögen. Diese Verbesserungen sind für Marcus Calpurnius ebenso von Bedeu tung wie für Gaius Julius, für Marcus Porcius ebenso wie für Gnaeus Pompeius.«
»Ich halte deine Empfehlung für eine ausgezeichnete Idee«, sagte kein anderer als Metellus Celer. »Ich glaube kaum, daß deine Gesetze meine Unterstützung finden werden, doch diesen Antrag unterstütze ich. Daher empfehle ich dem Senat, daß er dem Vorschlag des Ersten Konsuls wohlgesonnen gegenüberstehen möge.«
Als abgestimmt wurde, gingen alle Anwesenden — von Bibulus und Cato abgesehen — auf die rechte Seite hinüber. Sicher nichts Weltbewegendes, nein, aber ein Anfang war gemacht.
»Auch das Bankett im Anschluß an die Sitzung war
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