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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ein Erfolg«, erzählte Caesar seiner Mutter am Ende dieses langen Tages.
    Natürlich erfüllte Aurelia ein solcher Sohn mit Stolz. All die Jahre hatten sich gelohnt. Sieben Monate vor seinem einundvierzigsten Geburtstag war er nun Erster Konsul des Senats und des Volkes von Rom geworden. Das Schreckgespenst seiner Schulden hatte sich verflüchtigt, als er aus Hispania Ulterior mit genügend Geldmitteln zurückgekehrt war, um sich mit seinen Gläubigern zu einigen. Der gute kleine Balbus war, beladen mit Papieren, von Büro zu Büro gelaufen und hatte ihn aus seiner Schuldenlast herausgehandelt. Kaum faßbar. Aurelia hatte immer gefürchtet, Caesar werde auch noch den letzten Sesterz seiner über Jahre angehäuften Zinseszinsen zahlen müssen; doch Balbus wußte, wie man handelseinig wurde. Reserven waren zwar am Ende keine übrig, so daß Caesar sich keinen Rückfall in seine lasterhafte Verschwendungssucht leisten konnte. Fürs erste aber war er schuldenfrei. Ferner bezog er jetzt ein staatliches Einkommen und war Besitzer eines wunderbaren Hauses.
    Aurelia dachte nur noch selten an ihren Mann, der nun schon fünfundzwanzig Jahre tot war. Prätor war er gewesen, doch niemals Konsul. Den Lorbeerkranz hatten sein älterer Bruder und ein anderer Zweig der Familie errungen. Wer hätte je geahnt, daß es Gefahr bedeuten kann, wenn man sich bückt, um seinen Schuh zuzubinden? Wer konnte sich das Grauen vorstellen, als sie dem Boten öffnete, der ihr die Asche ihres Mannes überreichte? Sie hatte nicht einmal gewußt, daß er schon tot war. Mag sein, er hätte Caesar stark gebremst, wenn er noch lebte; obschon sie selbst wußte, daß ihr Sohn Caesar, seinem Wesen nach, nicht leicht zu bremsen war. Gaius Julius, mein geliebter Mann, unser Sohn ist heute Erster Konsul geworden; er wird ein Zeichen setzen wie kein anderer Julius Caesar vor ihm. Und Sulla, was hätte Sulla wohl gedacht? Er war der andere Mann in ihrem Leben, obwohl sie beide niemals unbedacht gehandelt hatten, von einem einzigen Kusse abgesehen. Wie ich für ihn gelitten habe, den armen gequälten Mann! Beide fehlen sie mir. Dennoch ist das Leben gut zu mir gewesen. Zwei Töchter, zufriedenstellend verheiratet, und dieser — dieser Gott von einem Sohn! Aber wie einsam er doch ist. Früher einmal hatte ich ja gehofft, daß Gaius Matius aus der anderen Erdgeschoßwohnung meines Mietshauses der Freund und Vertraute werden würde, der ihm fehlt. Doch Caesar stürmte ihm davon. Wird das immer so sein? Gibt es denn niemand, der ihm ebenbürtig wäre? Wie sehr wünschte ich, er fände eines Tages einen wahren Freund. Leider wohl nie in einer Frau; uns Frauen mangelt es sowohl an Weitblick als auch an Erfahrungen im öffentlichen Leben, den Qualitäten also, die er in einem wahren Freund suchen würde. Doch die Verleumdungsgeschichte über ihn und König Nicomedes hat zur Folge, daß er niemals mehr einen Mann als Vertrauten akzeptieren wird; der Klatsch der Leute würde ihn nicht kalt lassen. In all den Jahren hat es nie ein weiteres Gerücht gegeben. Man sollte meinen, das sei ein Beweis. Doch auf dem Forum findet sich stets ein Bibulus. Und Sulla ist ihm eine Warnung. Ich wünschte Caesar, daß er anders altern möge als Sulla!
    Nun ist mir endlich klar geworden, daß er Servilia niemals heiraten wird, daß die für ihn noch nie in Frage kam. Sie leidet sehr darunter, hat aber Brutus, an dem sie ihre Enttäuschung abreagiert. Armer Brutus, ich wünschte, Julia würde ihn lieben, doch das ist leider nicht der Fall. Ob die Verbindung gutgehen wird? Bei diesem Gedanken geriet ein Kügelchen im Abakus ihres Verstandes in Bewegung.
    Doch sie fragte nur: »Hat Bibulus auch am Bankett teilgenommen?«
    »O ja, er war da, genau wie Cato, Gaius Piso und die übrigen boni. Doch der Tempel des Jupiter Optimus Maximus ist sehr geräumig, und so ließen sie sich auf Liegen nieder, die so weit wie möglich entfernt von meiner standen. Catos geliebter Freund Marcus Favonius war der Mittelpunkt ihrer Gruppe, nachdem er es zu guter Letzt geschafft hat, Quästor zu werden.« Caesar kicherte. »Cicero hat mir erzählt, daß man Favonius überall im Forum nur Catos >Affen< nennt, zu köstlich! Äfft er doch Cato nach in jeder Hinsicht, trägt wie dieser nichts unter seiner Toga. Auch ähnelt sein Gang dem eines Affen. Wie gefällt die der Spitzname?«
    »Er trifft sicher zu. Stammt er von Cicero?«
    »Ich glaube schon, wenngleich er heute einen Anfall von Bescheidenheit hatte.

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