MoR 04 - Caesars Frauen
kriechen«, antwortete Caesar zähneknirschend.
Crassus seufzte. »Ich dachte mir, daß du das sagen würdest. In diesem Falle, Caesar, trägst du die Verantwortung allein.«
»Bedeutet das, du hast vor, mich im Stich zu lassen?«
»Nein, dafür bin ich ein zu guter Geschäftsmann. Da du Profit für die Geschäftswelt anstrebst, wirst du von den Versammlungen erhalten, was du forderst. Doch du solltest ein Auge auf Pompeius haben, er ist unsicherer als ich. Sein größtes Streben ist es, anerkannt zu werden.«
Und so kam es, daß Publius Vatinius die Ratifizierung des Ostens vor die Plebejische Versammlung brachte: Es handelte sich um eine Reihe von Gesetzen, von denen das erste Pompeius’ Besiedlung bestätigte. Schwierig daran war nur, daß sich das Volk von diesem schier endlosen Gesetzestext schnell gelangweiligt fühlte, nachdem die erste Begeisterung abgeebbt war. Vatinius sah sich gezwungen, rasch zu handeln. Doch der Sohn eines neuen römischen Bürgers aus Alba Fucentia verstand nur sehr wenig von der Festsetzung von Abgaben oder der Festlegung von Grenzen — und Caesar weigerte sich, Vatinius richtungweisend beizustehen. So stolperte die Plebs von Gesetz zu Gesetz, legte die Abgaben durchweg zu niedrig, Grenzen zu unklar fest. Die boni aber ließen all das geschehen, ohne ein einziges Veto gegen Vatinius’ monatelange Bemühungen einzulegen. Sie hatten vor, erst ganz zum Schluß ausgiebig Beschwerde einzulegen und das Gesetz als Beispiel dafür anzuführen, was geschähe, wenn gesetzgebende Körperschaften die Privilegien von Senatoren an sich rissen.
»Bei mir beklagt euch nicht«, war alles, was Caesar dazu sagte. »Ihr hattet eure Chance, doch ihr habt sie nicht genutzt. Beschwert euch doch bei der Plebs. Oder, noch besser, lehrt sie, Verträge zu entwerfen oder Abgaben festzusetzen, da ihr ja augenscheinlich von dieser eurer Pflicht zurückgetreten seid. Es scheint, als übernähme sie jetzt die Aufgabe an eurer Stelle. Der Präzedenzfall ist geschaffen worden.«
All diese Zwischenfälle verblaßten jedoch angesichts der anstehenden Abstimmung über Caesars Gesetz zur Landreform in der Volksversammlung. Nachdem genügend Zeit und zahlreiche contiones verstrichen waren, berief Caesar die Versammlung für den achtzehnten Tag des Februar ein, obschon Bibulus in diesem Monat die Geschäfte führte.
Mittlerweile waren auch Pompeius’ sorgsam ausgewählte Veteranen rechtzeitig zur Wahl in Rom eingetroffen; sie sollten der lex
Iulia agraria die Unterstützung sichern, die das Gesetz zur Verabschiedung benötigte. Die Menschenmenge, die zusammenströmte, war so gewaltig, daß Caesar gar nicht erst versuchte, die Wahl im Komitium abzuhalten; er stieg auf die Rednertribüne, die zum Tempel des Castor und Pollux gehörte, und vertat keine Zeig mit einleitenden Worten. Pompeius fungierte als sein Augur, er selbst leitete die Gebete; sodann ließ er die Reihenfolge auslosen, in der die Tribus kurz nach dem Sonnenaufgang über dem Esquilin abstimmen sollten.
Im selben Augenblick, in dem die Männer des Tribus Cornelia zur Abstimmung gerufen wurden, schlugen die boni zu. Die Liktoren, die die Rutenbündel trugen, gingen voran; dann folgte Bibulus, der sich, umringt von Cato, Ahenobarbus, Gaius Piso, Favonius und seinen vier Volkstribunen mit Metellus Scipio an der Spitze, durch die Menschenmenge vor die Rednertribüne drängte. Am Fuß der Stufen auf der Seite des Pollux blieben die Liktoren stehen; Bibulus schob sich an ihnen vorbei und stellte sich auf die unterste Stufe.
»Gaius Julius Caesar, du führst in diesem Monat nicht die Amtsgeschäfte!« schrie er: »Diese Versammlung ist rechtsungültig, da ich, der amtierende Konsul dieses Monats, nicht meine Einwilligung dazu gegeben habe. Löse sie auf der Stelle auf, oder ich lasse dich strafrechtlich verfolgen!«
Er hatte kaum das letzte Wort gesprochen, als schon die Menge grölend vorwärtsdrängte, zu rasch, als daß die Volkstribunen sich mit einem Veto hätten aufhalten können, vielleicht auch zu ohrenbetäubend, als daß ein Veto überhaupt gehört worden wäre. Bibulus war eine hervorragende Zielscheibe, als das Volk nun begann, ihn mit Dreck zu bewerfen. Die Liktoren, die ihm zu Hilfe eilen wollten, wurden festgehalten, sie mußten, grün und blau geschlagen, zusehen, wie ihre Rutenbündel von zweihundert muskulösen Händen zertrümmert wurden. Dieselben Hände machten sich anschließend über Bibulus her, der, wie auch Cato, mehr
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