MoR 04 - Caesars Frauen
werden. Die Außenpolitik jedoch ist niemals die Domäne dieser Versammlungen gewesen; es mangelt hier an grundlegenden Kenntnissen und an Verständnis dafür. Der Senat hat dem Schatzamt infolge seiner zwei Jahre anhaltenden Trägheit, der ich ab jetzt ein Ende setzen werde, ernsthafte Unannehmlichkeiten bereitet. Die publicani hatten die Abgaben, die von den Provinzen geleistet werden sollten, zu hoch angesetzt, worauf besagte Provinzen aus Protest dagegen, zuviel zahlen zu müssen, gar keine Beiträge abführten. Damit ist es nun ein für allemal vorbei; doch diese Einkünfte sind beileibe nicht die einzigen, die zur Diskussion stehen. Überall in Roms neuen Territorien oder abhängigen Staaten gibt es Könige und Herrscher, die eingewilligt haben, hohe Summen als Gegenleistung für Roms Protektion zu zahlen. Zu nennen wäre beispielsweise der Tetrarch Deiotarus von Galatia; dieser hat einen Vertrag mit Gnaeus Pompeius abgeschlossen, der, wenn er ratifiziert sein wird, dem Schatzamt fünfhundert Talente jährlich bringt. Ferner sind da: Sampsiceramus, Agbarus, Hyrcanus, Pharnaces, Tigranes, Ariobarzanes, Philopator sowie eine Schar kleinerer Fürsten entlang des Euphrat. Sie alle haben sich zu umfangreichen Abgaben verpflichtet, die bis dato noch nicht eingeholt worden sind; denn die Verträge, die man mit diesen Fürsten abgeschlossen hat, sind nie ratifiziert worden. Rom ist sehr reich, doch sein Reichtum sollte sich noch mehren! Allein für die Befriedung und Besiedlung Italiens benötigt Rom mehr Mittel, als ihm zur Verfügung stehen. Ich habe euch zusammenkommmen lassen, um euch aufzufordern, so lange über dieses Thema zu beraten, bis sämtliche Verträge überprüft und alle Einwände ausgeräumt worden sind.«
Er holte Luft und richtete seine Augen direkt auf Cato. »Und laßt euch warnen: Falls dieses Haus sich weigern sollte, die Ratifizierung der Ostverträge in Angriff zu nehmen, so werde ich dafür Sorge tragen, daß das Volk es tut. Auch werde ich mich als Patrizier weder einmischen noch beratend zur Verfügung stehen. Es ist eure einzige Chance, versammelte Väter. Entweder ihr erfüllt jetzt eure Pficht oder ihr könnt der Plebs dabei zusehen, wie sie aus den Verträgen einen Scherbenhaufen macht. Mir ist es einerlei, denn einen dieser beiden Wege werde ich erzwingen!«
»Nein!« rief Lucullus, der unter den Konsularen saß. »Nein, nein, nein! Was ist mit meinen Abkommen im Osten? Pompeius hat ihn nicht erobert, sondern ich! Der schändliche Pompeius hat lediglich den Ruhm eingestrichen! Ich war es, der den Osten unterworfen hat, ich hatte meine eigenen Abmachungen! Ich sage es dir frank und frei, Gaius Caesar: Ich werde es nicht zulassen, daß der Senat Verträge ratifiziert, die im Namen Roms von einem Bauern aus Picenum abgeschlossen wurden. Er hat keine Ahnenreihe vorzuweisen und spielt sich hier als König auf! Nein, nein und nochmals nein!«
Caesar geriet in Wut. »Lucius Licinius Lucullus, komme hierher!« brüllte er. »Steil dich vor dieses Podium!«
Sie hatten sich nie leiden können, obwohl sie manches verband. Beide waren hohe Aristokraten und beide Sulla verpflichtet gewesen. Vielleicht lag der Grund in Lucullus’ Eifersucht auf den Jüngeren, der Sullas angeheirateter Neffe war. Lucullus war es auch gewesen, der zuerst angedeutet hatte, Caesar sei der Lustknabe des alten König Nicomedes gewesen, Lucullus, der dieses Gerücht in die Welt gesetzt hatte, damit Ekel wie Bibulus es aufgreifen konnten.
In jenen Tagen war Lucullus noch ein magerer, doch schmucker, außergewöhnlich fähiger und tüchtiger Statthalter und Feldherr gewesen; doch die Zeit und seine Leidenschaft für euphorisierende wie einschläfernde Substanzen — von Wein und exotischen Speisen ganz zu schweigen — hatten eine schreckliche Verwüstung angerichtet; sein dickbäuchiger, schlaffer Körper, das aufgedunsene Gesicht, die beinahe blind wirkenden grauen Augen zeugten davon. Der frühere Lucullus hätte niemals auf solch ein Kommando reagiert; dieser Lucullus aber torkelte über den Mosaikfußboden, bis er vor Caesar stehenblieb und mit offenem Mund zu ihm emporstarrte.
»Lucius Licinius Lucullus«, sagte Caesar in milderem Tonfall, wenn auch nicht freundlicher, »ich warne dich. Nimm deine Worte zurück, oder ich werde die Plebs auf gleiche Weise mit dir verfahren lassen wie mit Servilius Caepio! Ich werde dich vor Gericht stellen lassen, weil du mit deinem Auftrag, den Osten zu unterwerfen und zwei
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