MoR 04 - Caesars Frauen
Könige zu entmachten, gescheitert bist. Ich werde dich anklagen lassen und dafür Sorge tragen, daß du für immer ins Exil geschickt wirst, und zwar auf die armseligste und verlassenste Insel, die unser Meer sein eigen nennt, und ohne Mittel, um dir auch nur eine neue Tunika leisten zu können! Habe ich mich klar genug ausgedrückt? Hast du verstanden? Stell meine Geduld nicht länger auf die Probe, Lucullus, ich meine, was ich sage!«
Im Hause herrschte absolutes Schweigen. Bibulus und Cato rührten sich nicht. Wenn Caesar diesen Blick aufsetzte, verhielt man sich am besten unauffällig. Auch wenn dieser Caesar ahnen ließ, wozu er sich bald entwickeln würde, wenn man ihm nicht Einhalt gebot. Nicht nur zu einem Autokraten — zu einem König! Ein König aber brauchte Armeen. Und deshalb durfte Caesar niemals die Gelegenheit bekommen, über Armeen zu verfügen. Weder Bibulus noch Cato waren alt genug, um aktiv am politischen Leben unter Sulla teilgenommen zu haben, obgleich sich Bibulus an ihn erinnern konnte; es fiel nicht schwer, ihn oder auch das Bild, das sie von Sulla hatten, in Caesar wiederzuerkennen. Pompeius war ein Nichts, er hatte Sullas Blut nicht. Doch Caesar hatte es, beim Jupiter!
Lucullus brach zusammen, weinte und winselte um Vergebung, wie ein Vasall von König Mithridates oder König Tigranes es vielleicht getan hätte; und der Senat von Rom besah sich angewidert dieses Drama. Solch ein Verhalten war nicht angemessen, es war eine Schmach für jeden anwesenden Senatoren.
»Liktoren, bringt ihn nach Hause«, sagte Caesar.
Noch immer sprach niemand ein Wort. Zwei der Liktoren des Ersten Konsuls nahmen Lucullus sachte bei den Armen, halfen ihm auf die Beine und geleiteten den unvermindert Weinenden und Wehklagenden aus dem Saal.
»Nun«, sagte Caesar hierauf, »wie habt ihr euch entschieden? Will dieses Haus die Besiedlung des Ostens genehmigen, oder soll ich die Angelegenheit als leges Vatiniae mit vor die Plebs bringen?«
»Bring sie vor das Volk!« rief Bibulus.
»Bring sie vor das Volk!« brüllte Cato.
Als Caesar zur Abstimmung aufrief, ging kaum einer auf die rechte Seite hinüber; der Senat hatte beschlossen, daß jede Alternative besser war, als Caesar nachzugeben. Sollte er sein Gesetz doch vor die Plebs bringen, die es als das entlarven würde, was es war: ein Akt der Anmaßung, für den Pompeius und Caesar gleichermaßen verantwortlich waren. Niemand in diesem Haus ließ sich gern bevormunden, und die Haltung, die Caesar heute einnahm, ließ seinen Willen nach Alleinherrschaft ahnen! Lieber würde man sterben, als unter einem weiteren Diktator leben zu müssen.
»Das hat ihnen nicht gefallen, und Pompeius ist sehr unglücklich darüber«, sagte Crassus nach einer äußerst kurzen Sitzung.
»Sie lassen mir ja keine andere Wahl, Marcus! Was hätte ich denn tun sollen? Gar nichts?« brauste Caesar wütend auf.
»Im Grunde ja«, erwiderte sein treuer Freund, wohl wissend, daß er mit seinen Worten schwerlich Beachtung finden würde. »Sie sind sich klar darüber, daß du deine Arbeit liebst und alles gerne schnell erledigst. Es hat den Anschein, als ob dein Jahr als Konsul zu einem Kräftemessen ausarten würde. Sie hassen es, wenn man sie drängt. Sie hassen es, wenn man sie als einen Haufen entschlußloser alter Weiber bezeichnet. Sie hassen jede Art von Macht, die nach ausufernder Autorität riecht. Dein Fehler ist es nicht, du bist der geborene Autokrat, Gaius; doch langsam bahnt sich etwas an, das mich an zwei Widder auf einem Feld erinnert, die mit ihren Hörnern aufeinander losgehen. Die boni waren immer deine Feinde. Doch allmählich machst du dir das ganze Haus zum Feind. Ich habe ihre Gesichter beobachtet, als Lucullus vor deinen Füßen kroch. Er wollte gar nicht als Opfer auftreten, er war zu stark berauscht, als daß es ihm in den Sinn gekommen wäre, doch genauso hat es gewirkt. Plötzlich stellten sich alle vor, sie selber lägen dir zu Füßen und bettelten um Vergebung, während du wie ein Monarch über ihnen ständest.«
»Das ist doch absoluter Unsinn!«
»Dir mag es so erscheinen, doch ihnen nicht. Wenn du meinen Rat hören willst, Caesar, so tue nichts mehr für den Rest dieses Jahres. Vergiß die Ratifizierung der Ostverträge, vergiß dein Gesetz zur Landreform. Lehn dich zurück und lächele, vertrage dich mit ihnen und krieche ihnen in den Arsch!«
»Lieber säße ich gemeinsam mit Lucullus auf jener Insel in unserem Meer, als ihnen in den Arsch zu
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