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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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könnte. Du wärst ja nicht einmal in der Lage, ein Bacchusfest im Tempel der Venus Erucina oder ein Saufgelage in einer Taverne auszurichten. Du bist eine unfähige, aufgeblasene kleine Kröte! Nur zu, laß abstimmen! Ich helfe dir gern dabei!«
    Die Augen, die denen Sullas so sehr ähnelten, wanderten von Gesicht zu Gesicht, um mit einem Anflug von Bedrohlichkeit auf Cicero zu verweilen. Welche Macht ging von Caesar aus, er schien sie förmlich auszustrahlen! Schlagartig wurde allen Senatoren klar, daß Repressalien, die bei jedem anderen, selbst bei Pompeius, Wirkung zeigen würden, diesen Mann nicht aufhalten konnten. Wenn sie ihn jetzt nicht ernst nahmen, so würde sich das bitter rächen, das wußten sie. Caesar war nicht nur eine Gefahr, er war eine Katastrophe.
    Als zur Abstimmung aufgerufen wurde, stand Cato als einziger rechts neben Bibulus; Metellus Scipio und die anderen hatten aufgegeben.
    Caesar ging daraufhin zurück zur Volksversammlung, um eine zusätzliche Klausel für seine lex agraria zu beantragen: jeder Senator sollte schwören, daß er das Gesetz auch unterstützen werde, sobald es, nach Ablauf der siebzehntägigen Frist, erlassen worden sei. Es gab Präzedenzfälle, darunter die berühmte Weigerung des Metallus Numidicus, die zu dessen mehrjährigem Exil geführt hatte.
    Indes, die Zeiten hatten sich geändert, und das Volk war aufgebracht; es warf dem Senat vor, absichtlich Hindernisse aufzubauen, wo doch Pompeius’ Veteranen ihr Land so dringend brauchten. Zunächst gab es noch einige Senatoren, die sich weigerten, den Eid zu schwören, doch da Caesars Wille nicht zu brechen war, beugte sich schließlich einer nach dem anderen mit Ausnahme von Metellus Celer, Cato und Bibulus. Dann gab auch Bibulus nach, Celer und Cato blieben übrig, die um nichts in der Welt umzustimmen waren.
    »Ich schlage vor«, sagte Caesar zu Cicero, »daß du die beiden überredest, den Eid abzulegen.« Er lächelte süßlich. »Ich habe die Genehmigung der Priester und Auguren, eine lex Curiata in Kraft zu setzen; sie wird es Publius Clodius ermöglichen, sich von einem Plebejer adoptieren zu lassen. Bis jetzt habe ich von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch gemacht, und ich hoffe auch, niemals in diese Verlegenheit zu kommen. Doch auf Dauer, Cicero, hängt die Entscheidung nur von dir ab.«
    Voller Entsetzen machte sich Cicero an die Arbeit. »Ich habe den Großen getroffen«, sagte er zu Celer und Cato, ohne zu merken, daß er mit diesem Spitznamen nicht Pompeius, sondern Caesar bezeichnet hatte. »Er bereitet sich gerade darauf vor, euch bei lebendigem Leib zu häuten, falls ihr nicht schwören wollt.«
    »Mit abgezogener Haut in Form zu hängen, das würde mir nicht schlecht stehen«, sagte Celer.
    »Celer, er wird euch alles nehmen! Das ist mein Ernst! Wenn ihr nicht schwört, seid ihr politisch ruiniert. Es gibt kein Strafmaß für die Weigerung, einen Eid zu schwören, so dumm ist Caesar nicht. Doch niemand wird sie hier als Heldentat betrachten, zumal keine Geldstrafe oder gar Exil damit verbunden sind. Ihr werdet solche Haßgefühle im Forum auf euch ziehen, daß ihr euer Gesicht nie wieder zeigen dürft. Wenn ihr nicht schwört, wird euch das Volk als obstruktive Querulanten verdammen. Die Leute werden es persönlich nehmen — nicht als Beleidigung Caesar gegenüber. Bibulus hätte niemals vor der Volksversammlung ausposaunen dürfen, daß sie das Gesetz um keinen Preis der Welt bekommen würden. Das Volk interpretierte das als boshaft und gemein; die boni wurden in ein äußerst schlechtes Licht gesetzt. Seht ihr denn nicht, daß es die Ritter sind, die das Gesetz wollen, und nicht nur die Soldaten von Pompeius?«
    Celer wirkte unsicher. »Ich sehe keinen Grund, weshalb die Ritter das Gesetz befürworten sollten«, sagte er trotzig.
    »Weil sie damit beschäftigt sind, in ganz Italien herumzureisen und Land aufzukaufen, das sie zu einem saftigen Preis an die Kommissare weiterverkaufen wollen?« versetzte Cicero.
    »Sie sind verabscheuungswürdig!« rief Cato, der bis jetzt geschwiegen hatte. »Ich bin der Urenkel von Cato dem Zensor und werde mich niemals vor einem dieser überzüchteten Aristokraten verbeugen! Soll er doch die Ritter auf seiner Seite haben! Diese verfluchten Ritter!«
    Wohlwissend, daß sein Traum von der Eintracht zwischen den Ritterständen längst der Vergangenheit angehörte, hielt Cicero ihm seufzend beide Hände hin. »Cato, lieber Freund, so schwöre doch! Ich kann dich

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