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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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hinsichtlich der Ritter gut verstehen, glaub mir! Alles und jedes soll nach ihrem Willen gehen, und dabei üben sie ohne jeden Skrupel Druck auf uns aus. Doch was sollen wir tun? Wir müssen mit den Rittern auskommen, weil es ohne sie nicht geht. Wie viele Männer sitzen im Senat? Jedenfalls nicht genug, um ihnen ganz unritterlich den ausgestreckten Mittelfinger zu zeigen, obwohl das die einzig richtige Antwort wäre. Eine Beleidigung von solchem Ausmaß würde der Ritterstand niemals hinnehmen, dazu ist er viel zu mächtig.«
    »Ich würde lieber warten, bis sich der Sturm gelegt hat«, sagte Celer.
    »Ich auch«, stimmte ihm Cato zu.
    »Wann werdet ihr endlich erwachsen?« rief Cicero aufgebracht. »Bis sich der Sturm gelegt hat? Bis auf den tiefsten Grund werdet ihr sinken! Macht euch das endlich klar. Schwört diesen Eid und überlebt, oder weigert euch und seht eurem Ruin entgegen.« In keinem der Gesichter war ein Zeichen des Nachgebens zu entd\1cken, daher machte Cicero einen neuen Anlauf.
    »Celer, Cato, schwört, ich flehe euch an! Was habt ihr, nüchtern betrachtet, schon zu verlieren? Was ist denn wichtiger: Caesar dem Großen dieses eine Mal in einer Sache nachzugeben, die euch persönlich nicht betrifft, oder in ewige Vergessenheit zu geraten? Wenn ihr politischen Selbstmord begeht, seid ihr nicht in der Lage, den Kampf fortzuführen. Seht ihr denn nicht, um wieviel wichtiger es ist, in der Arena zu bleiben, als auf dem Schild aus ihr herausgetragen zu werden — bewundert, aber tot?«
    Und Cicero fuhr fort. Noch als er Celer längst überzeugt hatte, machte der geplagte Cicero zwei weitere Stunden alle nur erdenklichen Argumente geltend, bis er den starrsinnigen Cato endlich weichgeredet hatte. Celer und Cato leisteten den Eid und schworen ihm auch nicht mehr ab; Caesar hatte von Cinna gelernt und sich versichert, daß keiner der Männer einen Stein in seiner Faust verborgen hielt, um dem Schwur seine Wirksamkeit zu nehmen.
    »Was für ein grauenhaftes Jahr!« sagte Cicero zu Terentia, mit echtem Kummer in der Stimme. »Es ist, als ob man einer Gruppe Riesen dabei zusähe, wie sie mit Hämmern eine Wand einschlagen wollen, die zu dick ist, um sie zum Einstürzen zu bringen. Wenn ich es nur nicht mitansehen müßte!
    Sie tätschelte ihm die Hand. »Cicero, du siehst so mitgenommen aus. Was hält dich hier? Du wirst noch krank werden, wenn du bleibst. Warum begleitest du mich nicht nach Antium und Formiae? Wir könnten uns dort einen angenehmen Urlaub machen und brauchen vor Mai oder Juni nicht zurückzukehren. Denk an die ersten Rosen! Ich weiß, daß du den Frühlingsanfang in der Campania liebst. Wir könnten unterwegs in Arpinum haltmachen und nach dem Käse und der Wolle sehen.«
    Das alles klang sehr verführerisch, doch er schüttelte den Kopf.
    »Oh, Terentia, ich würde alles darum geben, wenn ich jetzt mit dir fahren könnte. Doch leider ist es momentan unmöglich. Hybrida ist aus Makedonien zurückgekehrt, und halb Makedonien ist nach Rom gekommen, um ihn wegen Erpressung vor Gericht zu bringen. Der arme Kerl ist ein guter Mitkonsul gewesen, ganz gleich, was sie jetzt über ihn sagen mögen. Er hat mir nie irgendwelche Schwierigkeiten bereitet. Und deshalb muß ich ihn verteidigen. Es ist das mindeste, was ich für ihn tun kann.«
    »Dann gib mir dein Versprechen, daß du nachkommen wirst, sobald der Urteilsspruch ergangen ist«, sagte sie. »Ich fahre mit Tullia und Piso Frugi vor — Tullia will unbedingt die Spiele in Antium sehen. Zudem geht es dem kleinen Marcus nicht sehr gut — er klagt zunehmend über Schmerzen, und ich fürchte, er hat meinen Rheumatismus geerbt. Wir haben alle Ferien nötig. Bitte!«
    Eine inständig bittende Terentia war so neu für Cicero, daß er einwilligte. Sobald Hybridas Prozeß vorüber wäre, würde er sich ihnen anschließen.
    Daß Caesar ihn gezwungen hatte, Celer und Cato ins Gebet zu nehmen, ließ Cicero bis zum Beginn von Hybridas Prozeß nicht mehr los. Als Caesars Lakai fungiert zu haben, war eine Kränkung, die an seinem Herzen nagte; sie paßte schlecht zu jemandem, dessen Mut und Entschlossenheit das Vaterland gerettet hatten.
    Es war daher nicht unverständlich, daß Cicero sich außerstande sah, sich vor der Urteilsverkündung gegen Hybrida ganz und gar auf sein Schlußplädoyer zu konzentrieren.
    Er machte seine Aufgabe zunächst so gut wie immer, lobte Hybrida in den Himmel, suchte den Geschworenen ein Bild von diesem beispielhaften Vertreter

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