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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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heftigste Protest ein, Gaius Caesar!« rief Cato, als die Senatoren zu ihren Plätzen zurückgekehrt waren.
    Pompeius, dessen Stimmung sich nach diesem einhelligen Sieg der Vernunft gebessert hatte, wetzte nun seine Krallen. »Setz dich und halt den Mund, du scheinheiliger Tugendbold!« herrschte er Cato an. »Für wen hältst du dich, daß du dich hier zum Richter und Geschworenen aufspielst? Du bist nichts weiter als ein ehemaliger Volkstribun, der es nicht einmal zum Prätor bringen wird!«
    »Oh, oh, oh!« entgegnete Cato und taumelte dabei wie ein schlechter Schauspieler, der soeben von einem Dolch aus Papier durchbohrt wurde. »Hört euch nur den großen Pompeius an, der einst Konsul war, bevor es ihm gelang, sich zu der Größe eines Volkstribunen aufzuschwingen! Weißt du, was du bist? Du bist ein verfassungswidriger, prinzipienloser, unrömischer Ausbund an Arroganz und Eitelkeit — du bist ein Gallier, der wie ein Gallier denkt — ein Schlächter, der Sohn eines Schlächters ist — ein Kuppler, der Patriziern schmeichelt, um Heiraten in Kreisen auszuhandeln, die nicht die seinen sind — ein Zuhälter, dessen Leidenschaft es ist, sich schön zu kleiden, damit er sich in der Bewunderung der Menge sonnen kann — ein östlicher Potentat, der mit Vorliebe in Palästen lebt — ein Politiker, der kompetentere Politiker für sich arbeiten lassen muß — ein Radikaler, schlimmer als die Gracchen — ein Feldherr, der in zwanzig Jahren keine Schlacht geschlagen hat, ohne nicht mindestens doppelt so viele Truppen wie der Feind zur Verfügung gehabt zu haben — ein Feldherr, der herumstolziert und Lorbeeren sammelt, die andere, bessere Männer sich verdienten — ein Konsul, der in einem Leitfaden nachzulesen pflegte, wie er sich verhalten sollte — UND EIN MANN, DER RÖMISCHE BÜRGER OHNE PROZESS HINRICHTEN LIESS, BEZEUGT VON MARCUS JUNIUS BRUTUS!«
    Um die Senatsmitglieder war es nun geschehen: Sie brachen in Beifallsrufe aus, johlten und pfiffen; Füße stampften so heftig auf den Boden, daß die Dachbalken zitterten; Hände klatschten wie ein Trommelwirbel. Nur Caesar wußte, wie schwer es ihm jetzt fiel, gelassen dazusitzen. Oh, was für eine meisterhafte Schmährede! Wie hatte er sie genossen!
    Doch dann sah er Pompeius, und ihn verließ der Mut. Beim Jupiter, dieser Tor nahm den hysterischen Applaus persönlich! Verstand er denn noch immer nicht? Keiner der Anwesenden scherte sich darum, wer Zielscheibe der Schimpftirade gewesen war. Es war ganz einfach die beste Stegreifschmährede gewesen, die man in diesem Haus seit langer Zeit gehört hatte. Der Senat von Rom würde auch einem tingitanischen Affen applaudieren, wenn dieser seine Sache nur halb so gut gemacht hätte! Doch hier saß Pompeius und sah vermutlich deprimierter aus als damals, als Quintus Sertorius ihn in Spanien schlug. Er war geschlagen, besiegt von einer unverschämten Zunge. Erst jetzt, in diesem Augenblick, erkannte Caesar, wie unsicher, wie erpicht auf Anerkennung Pompeius der Große wirklich war.
    Es war Zeit zu handeln. Nachdem er die Versammlung aufgelöst hatte, blieb Caesar auf dem kurulischen Podium stehen, während die begeisterten Senatoren aus dem Raum strömten, in angeregte Gespräche vertieft; die meisten von ihnen drängten sich um Cato, klopften ihm auf die Schulter und überhäuften ihn mit Lob. Die größte Schwierigkeit bestand darin, daß Caesar angesichts von Pompeius Niedergeschlagenheit nicht das tun konnte, was korrekt gewesen wäre — Cato so herzlich zu gratulieren, als sei er sein treuer politischer Verbündeter. Statt dessen mußte er Gleichgültigkeit zur Schau tragen.
    »Hast du Crassus gesehen?« fragte ihn Pompeius, als sie allein waren. »Hast du ihn gesehen?« Seine Stimme schwoll zu einem Kreischen an. »In den Himmel hat er ihn gelobt! Auf welcher Seite steht dieser Mann eigentlich?«
    »Auf unserer, mein lieber Freund. Du hast ein zu dünnes Fell, wenn du die Reaktion der Senatsmitglieder als persönliche Kritik auffaßt. Der Applaus galt nur einer grandiosen kleinen Rede. Für gewöhnlich ist Cato ein fürchterlicher Langweiler, ein monotoner Dauerredner. Doch dies hier war brillant auf seine Art.«
    »Es war auf mich gemünzt! Auf mich!«
    »Ich wünschte nur, ich wäre das Opfer gewesen«, sagte Caesar. »Es war ein Fehler, nicht in den Applaus einzustimmen. Dann hättest du nicht wie ein Spielverderber dagestanden. In der Politik darfst du keine persönlichen Schwächen zeigen, ganz gleich, wie

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