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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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daß Pompeius zur Zeit gar nicht sein Favorit ist«, meinte Gaius Piso lachend. »Es ist ihm nämlich zugetragen worden, wer bei der Adoption von Publius Clodius die Auspizien durchgeführt hat!«
    »Man sollte meinen, Cicero sähe darin einen Hinweis auf seine derzeitige Popularität«, äußerte Ahenobarbus höhnisch.
    »Nun ja, von Atticus stammt das Gerücht, daß Cicero der Meinung ist, Rom habe allmählich genug von ihm!«
    »Falsch liegt er nicht damit«, sagte Bibulus, theatralisch seufzend.
    Die boni trennten sich in großer Heiterkeit, sie waren glücklich und zufrieden.

Obgleich Marcus Calpurnius Bibulus sein Vorhaben von der Rostra und vor einer großen Menschenmenge ankündigte, die sich großteils wegen der Frühlingsspiele in Rom eingefunden hatte, beschloß Caesar, nicht öffentlich darauf zu reagieren.
    Er berief den Senat zu einer Sitzung hinter fest verschlossenen Türen ein.
    »Marcus Bibulus hat seine Rutenbündel durchaus korrekt zum Tempel der Venus Libitina gesandt, wo sie so lange ruhen werden, bis ich sie an den Kalenden des Mai übernehme, wie es mein Recht ist. Wir dürfen jedoch nicht zulassen, daß dieses Jahr alle öffentlichen Angelegenheiten zum Stillstand kommen. Ich sehe es Roms Wählern gegenüber als meine Pflicht an, das Regierungsmandat, das man mir — und Marcus Bibulus — anvertraut hat, zu erfüllen. Und daher werde ich regieren. Die Prophezeiung, die Marcus Bibulus von der Rostra herab zitiert hat, ist mir bekannt. Gegen sie habe ich zwei Einwände zu erheben: Der erste Einwand ist, daß nicht eindeutig aus ihr hervorgeht, von welchem Jahr die Rede ist, der zweite, daß sie sich auf mindestens vier verschiedene Weisen deuten läßt. Solange daher die quindecimviri sacris faciundis noch damit beschäftigt sind, den Sachverhalt zu überprüfen und die erforderlichen Nachforschungen anzustellen, muß ich davon ausgehen, daß Marcus Bibulus’ Vorgehen rechtsungültig ist. Zum wiederholten Male fühlt er sich dazu berufen, Roms religiöses mos mairoum im Sinne seiner eigenen politischen Zwecke zu deuten. Wie auch die Juden betrachten wir die Religion als Teil unseres Staates und glauben, daß er nicht prosperieren kann, wenn seine religiösen Vorschriften und Gebräuche entwürdigt werden.
    Wir sind jedoch das einzige Volk, das gesetzliche Verträge mit seinen Göttern schließt. Wir können mit ihnen handeln und Tauschgeschäfte machen. Wichtig ist dabei nur, daß wir die Macht der Götter in die rechten Bahnen lenken; am besten tun wir dies, indem wir uns an unsere Auflagen halten, indem wir alles tun, um Roms Glück und Wohlergehen zu sichern. Marcus Bibulus erzielt mit seiner Handlungsweise genau das Gegenteil. Die Götter werden es ihm nicht danken, er wird fernab von Rom und ungetröstet sterben.«
    Wenn nur Pompeius gelassener wirken würde! Man sollte meinen, er wüßte nach einer so langen und ruhmreichen Laufbahn, daß manche Dinge ihre Zeit brauchen! Doch den verwöhnten Knaben in ihm hat er immer noch nicht abgelegt. Er erwartet die Erfüllung aller seiner Wünsche, und obendrein will er noch Anerkennung.
    »Es bleibt nun diesem Hause überlassen, darüber zu entscheiden, welchen Kurs ich ab jetzt einschlagen werde«, fuhr der Erste Konsul fort. »Ich werde eine Abstimmung durchführen lassen. Diejenigen von euch, die meinen, daß die Geschäfte ruhen sollten, weil sich der Zweite Konsul in sein Haus zurückgezogen hat, mögen sich zu meiner Linken aufstellen. Und die, die davon überzeugt sind, daß die Regierungsgeschäfte zumindest bis zur Urteilssprechung der Fünfzehn fortgeführt werden sollten, finden sich zu meiner Rechten ein. Ich werde nicht länger an die Vernunft und die Liebe zu Rom appellieren. Laßt abstimmen, versammelte Väter.«
    Das Ganze war ein abgekartetes Spiel, und Caesars Instinkt hatte ihm geraten, es jetzt nicht mehr hinauszuzögern; je länger die Senatorenschäflein über Bibulus’ Handlungsweise nachgrübeln konnten, um so wahrscheinlicher würden sie davor zurückschrecken, sich ihm zu widersetzen. Schlug er gleich zu, hätte er eine Chance.
    Doch das Abstimmungsergebnis war für jedermann überraschend: Fast alle Mitglieder des Senats fanden sich auf Caesars rechter Seite ein, ein Hinweis darauf, wie ärgerlich die Männer über Bibulus’ gnadenlose Entschlossenheit waren, Caesar zu Fall zu bringen, und sei es um den Preis von Roms Ruin. Die wenigen boni auf der linken Seite standen da wie versteinert.
    »Ich lege auf das

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