MoR 04 - Caesars Frauen
Provinzen und wünschte sich Lucullus’ politisches Überleben, andererseits verlangte die ungeheure Kränkung, die Lucullus ihm mit der Behauptung zugefügt hatte, er habe sich gegenüber dem König Nicomedes prostituiert, nach Lucullus’ Sitz.
Gaius Cornelius war nicht so fest mit Pompeius verbündet wie Gabinius; er war einer jener rar gesäten Volkstribune, denen es wirklich darum ging, zum Himmel schreiendes Unrecht aus der Welt zu schaffen, und das gefiel Caesar. Deshalb hoffte Caesar, daß Cornelius nicht aufgeben würde, nur weil seine erste kleine Reform abgeschmettert worden war. Er hatte die Plebs dazu veranlassen wollen, es römischen Wucherern zu untersagen, Geld an ausländische Staaten zu verleihen. Vernünftige und patriotische Gründe hatten ihn zu dieser Eingabe veranlaßt. Die Geldverleiher waren zwar keine römischen Beamten, aber sie bedienten sich römischer Beamter, wenn es galt, fällige Schulden einzutreiben. Das führte dazu, daß viele Ausländer glaubten, der Staat selbst betreibe das Geschäft des Geldverleihens. Darunter litt Roms Ansehen. Andererseits waren einfältige ausländische Staaten, die sich in Geldnöten befanden, eine großartige Einkommensquelle für den Ritterstand. Kein Wunder also, daß Cornelius gescheitert ist, dachte Caesar betrübt.
Sein zweiter Vorschlag wäre auch beinahe gescheitert, und Caesar erkannte, daß dieser picentische Bursche zu Kompromissen fähig war — eine seltene Fähigkeit bei diesem Menschenschlag. Cornelius wollte dem Senat die Macht entziehen, kraft der er Einzelpersonen per Dekret von bestimmten gesetzlichen Auflagen befreien konnte. Natürlich waren nur sehr reiche und noble Bürger in der Lage, sich eine solche Befreiung zu verschaffen, die ihnen in der Regel dann gewährt wurde, wenn ihr Sprachrohr — ein Senator — eine Sondersitzung einberufen und dafür gesorgt hatte, daß sie mit den richtigen Leuten bestückt war. Im Senat, der seine Privilegien eifersüchtig hütete, hatte sich so heftiger Widerstand gerührt, daß Cornelius die Niederlage voraussah. Also änderte er seine Eingabe und ließ dem Senat das Recht der Freistellung — allerdings unter der Bedingung, daß ein Quorum von zweihundert Senatoren anwesend sein mußte, um solch ein Dekret zu erlassen. Der Entwurf wurde angenommen.
Seither hatte Caesar diesen Gaius Cornelius mit steigendem Interesse beobachtet. Als nächstes widmete er sich den Prätoren. Seit Sullas Diktatur beschränkte ihr Aufgabenbereich sich auf die Pflege des Zivilund des Strafrechts. Das Gesetz schrieb einem Prätor vor, beim Amtsantritt seine edicta offenzulegen, die Regeln, nach denen er persönlich Recht zu sprechen gedachte. Aber kein Gesetz verlangte von ihm, sich auch an diese edicta zu halten, und wenn ein guter Freund einen kleinen Freundschaftsdienst brauchte oder wenn irgendwo ein bißchen Geld zu verdienen war, dann wurden die edicta einfach ignoriert. Cornelius forderte die Plebs auf, diese Lücke zu schließen und die Prätoren dazu zu zwingen, sich an die edicta zu halten. Diesmal erkannte die Plebs den Sinn des Erlasses so deutlich wie Caesar und machte ihn per Abstimmung zum Gesetz.
Leider konnte Caesar alledem nur tatenlos zusehen. Kein Patrizier durfte sich in die Angelegenheiten der Plebejer einmischen. Er hatte nicht das Recht, im Komitium zu stehen, durfte in der plebejischen Versammlung weder abstimmen noch das Wort ergreifen oder als Partei an einem Gerichtsverfahren teilnehmen. Er durfte auch nicht als Volkstribun kandidieren. Und so stand Caesar zusammen mit anderen Patriziern auf den Stufen der Curia Hostilia, so nah an den versammelten Plebejern, wie es ihm gestattet war.
Cornelius’ Aktivitäten offenbarten einen faszinierenden Aspekt von Pompeius’ Persönlichkeit. Nicht im Traum hätte Caesar vermutet, daß Pompeius daran interessiert sein könnte, Unrecht aus der Welt zu schaffen. Und doch schien es so zu sein, bedachte man Cornelius’ hartnäckige Beharrlichkeit in Angelegenheiten, die auf Pompeius’ Pläne nicht den geringsten Einfluß haben konnten. Wahrscheinlicher erschien es Caesar jedoch, daß Pompeius Cornelius nur duldete, um Männern wie Catulus und Hortensius Sand in die Augen zu streuen Diese boni waren erbitterte Gegner jeglicher Art von militärischen Sonderkommandos, und auf ein solches Sonderkommando hatte es Pompeius wieder einmal abgesehen.
Die Hand des Großen war — zumindest für Caesar — in Cornelius’ nächstem Gesetzentwurf schon
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