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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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deutlicher zu spüren. Gaius Piso, der jetzt allein regieren mußte, weil Glabrio in den Osten ging, war ein cholerischer, rachsüchtiger und dabei höchst mittelmäßiger Mann, der ganz auf der Seite von Catulus und den boni stand. Er würde gegen jedes Sonderkommando für Pompeius wettern, daß die Balken des Senats erzitterten, und in seinem Rücken würden Catulus, Hortensius, Bibulus und der Rest der Meute dazu heulen. Da er außer seinem Namen und seiner erlauchten Abstammung wenig zu bieten hatte, mußte Gaius Piso auf massive Bestechung zurückgreifen, um seine Wahl zu sichern. Und ausgerechnet jetzt wollte Cornelius ein neues Gesetz gegen Korruption einbringen — Piso und den boni blies ein kalter Wind ins Gesicht, zumal die Plebs so wenig Hehl aus ihrer Zustimmung machte, daß an einer Verabschiedung des Gesetzes kaum zu zweifeln war. Natürlich hätte ein Volkstribun der boni sein Veto einlegen können, aber Otho, Trebellius und Globulus waren sich ihres eigenen Einflusses — auf ein Veto — nicht sicher genug. Statt dessen legten die boni sich mächtig ins Zeug, um der Plebs — und Cornelius — das Zugeständnis abzuringen, daß Gaius Piso persönlich das neue Gesetz gegen Bestechung einbringen durfte. Und damit, dachte Caesar seufzend, mußte sich niemand mehr vor diesem Gesetz fürchten, am allerwenigsten Gaius Piso. Man hatte den armen Cornelius ausmanövriert.
    Als Aulus Gabinius das Wort ergriff, erwähnte er weder die Piraten noch das Sonderkommando für Pompeius den Großen auch nur mit einem Wort. Er beschränkte sich auf Nebensächlichkeiten, denn er war bei weitem raffinierter und intelligenter als Cornelius. Aber auch nicht so selbstlos. Das kleine Plebiszit, das er durchbrachte und das es ausländischen Gesandten verbot, sich in Rom Geld zu leihen, war offensichtlich nur eine abgemilderte Version von Cornelius’ Vorschlag, den Geldverleih an ausländische Staaten überhaupt zu verbieten. Aber was mochte Gabinius im Schilde geführt haben, als er den Senat per Gesetz dazu verurteilte, sich während des Monats Februar ausschließlich mit ausländischen Delegationen zu beschäftigen? Als Caesar es dann begriffen hatte, lächelte er. Der kluge Pompeius! Wie hatte er sich verändert, seit er als Konsul in den Senat eingetreten war. Immer hatte er Varros Leitfaden für richtiges Verhalten zur Hand, damit ihm bloß keine peinlichen Fehler unterliefen. Denn Caesar wußte, daß diese lex Gabinia nur einen Zweck haben konnte: Pompeius wollte ein zweites Mal Konsul werden und sich für diese zweite Amtszeit schon jetzt eine Mehrheit sichern. Niemand würde mehr Stimmen auf sich vereinigen, also würde er Erster Konsul werden. Das hieß, er würde im Januar die Amtsgeschäfte führen, im Monat Februar wäre der Zweite Konsul an der Reihe, und im März würde er wieder das Rutenbündel übernehmen. Der April wäre demnach der zweite Monat des Zweiten Konsuls. Wenn jedoch der Senat sich im Februar nur mit außenpolitischen Angelegenheiten befaßte, würde der Zweite Konsul frühestens im April die Chance haben, sich bemerkbar zu machen. Brillant!

    Während dieser amüsanten Turbulenzen drängte sich plötzlich ein anderer Volkstribun in Caesars Leben, und das war weit weniger vergnüglich. Der Mann hieß Gaius Papirius Carbo, und er forderte die Plebejische Versammlung per Gesetzesvorlage auf, Caesars Onkel Marcus Aurelius Cotta unter der Anschuldigung, er habe Kriegsbeute aus der bithynischen Stadt Heracleia unterschlagen, vor Gericht zu stellen. Unglücklicherweise war ausgerechnet Lucullus in diesem Jahr Cottas Konsulatskollege gewesen, und alle wußten, daß die beiden befreundet waren. Der Haß der Ritter auf Lucullus nahm die Plebs vor vornherein gegen jeden seiner Freunde ein und gewährte diesem Carbo, was er verlangte. Caesars geliebter Onkel würde wegen Unterschlagung angeklagt werden, aber nicht vor dem ausgezeichneten Ständegericht, das Sulla eingesetzt hatte. Marcus Cotta würde sich vor mehreren tausend Männern verantworten müssen, die danach lechzten, Lucullus und seine Freunde in die Knie zu zwingen.
    »Es gab nichts mehr zu stehlen!« beteuerte Marcus Cotta Caesar gegenüber. »Mithridates hatte Heracleia monatelang als Stützpunkt benutzt, und danach ist die Stadt noch ein paar Monate lang belagert worden. Als ich sie betrat, Caesar, war sie nackt wie eine neugeborene Ratte! Jeder wußte es! Was glaubst du wohl, was die dreihunderttausend Soldaten und Seeleute von Mithridates

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