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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ihm die Tränen in die Augen traten. Er lag auf dem Bauch — den Körper so weit bedeckt, wie der Anstand es erforderte — und ließ ihre Hilfeleistung klaglos über sich ergehen. Alles, was nach Aurelias Behandlung noch eiterte, tröstete er sich, würde jeden Mann an Faulbrand zugrunde gehen lassen.
    »Servilia?« fragte sie, als sie sicher war, jeden Erreger mit dem Weingeist verscheucht zu haben. Sie hatte begonnen, die Wunde mit Wasser zu säubern.
    »Servilia.«
    »Was ist das für ein Verhältnis?« wollte sie wissen.
    Er mußte lachen. »Kein besonders bequemes.«
    »Das sehe ich. Am Ende wird sie dich noch umbringen.«
    »Ich fühle mich stark genug, das zu verhindern.«
    »Du hast also noch nicht genug?«
    »Ganz bestimmt nicht, Mutter.«
    »Ich habe nicht das Gefühl«, verkündete sie schließlich, während sie das Wasser abtupfte, »daß diese Beziehung dir guttut, Caesar. Es wäre besser, du würdest sie beenden. Ihr Sohn ist deiner Tochter versprochen, das heißt, ihr beiden müßt in den nächsten Jahren den Anstand wahren. Bitte, Caesar, beende diese Geschichte.«
    »Ihr beende sie, wenn ich ihrer überdrüssig bin — keinen Tag früher.«
    »Halt, noch nicht aufstehen!« fuhr Aurelia ihn an. »Es muß erst richtig trocknen, und dann ziehst du eine saubere Tunika drüber.« Sie begann in seiner Kommode zu suchen, bis sie eine gefunden hatte, die vor ihrer schnüffelnden Nase bestehen konnte. »Man merkt, daß Cardixa nicht im Haus ist. Die Wäscherin macht ihre Arbeit nicht ordentlich. Ich werde sie morgen zur Rede stellen.« Sie warf die Tunika neben ihm aufs Bett. »Diese Beziehung ist nicht gesund«, sagte sie. »Sie führt zu nichts Gutem.«
    Er antwortete nichts darauf. Als er die Beine vom Bett schwang und die Arme durch die Tunika steckte, war seine Mutter bereits gegangen. Und das, dachte er, ist auch gut so.

    Am zehnten Tag des Dezember traten die neuen Volkstribunen ihren Dienst an, aber nicht Aulus Gabinius ergriff auf der Rostra das Wort. Dieses Privileg war Lucius Roscius Otho von den boni vorbehalten, der einer jubelnden Menge von Rittern verkündete, daß es nun an der Zeit sei, ihnen die alten Reihen im Theater wieder zur Verfügung zu stellen. Bis zu Sullas Diktatur waren die vierzehn Reihen gleich hinter den für die Senatoren reservierten ersten beiden Reihen ausschließlich den Rittern vorbehalten gewesen. Aber Sulla, der alle Ritter haßte, hatte ihnen dieses Vorrecht entzogen — und dazu hatte er sechzehnhundert von ihnen ihren Grund und Boden, ihr Vermögen und ihr Leben genommen. Othos Eingabe fand so viel Zustimmung, daß sie sofort angenommen wurde. Keine Überraschung für Caesar, der von der Senatorentribüne aus zusah. Die boni waren Meister in der Fähigkeit, sich bei den Rittern beliebt zu machen; das war ein Stützpfeiler ihres anhaltenden Erfolgs.
    Die nächste Sitzung der Plebejischen Versammlung interessierte Caesar weit mehr als Othos Kniefall vor den Rittern; Aulus Gabinius und Gaius Cornelius, Pompeius’ Volkstribunen, übernahmen das Kommando. Zunächst ging es darum, die Konsuln für das kommende Jahr von zweien auf einen zu reduzieren, und Gabinius ging dabei mit grandioser Schlauheit vor. Er bat die Plebejer, dem Zweiten Konsul, Glabrio, die Statthalterschaft einer neuen Provinz im Osten (mit Namen Bithynia-Pontus) zu übertragen, und gleich darauf stellte er den Antrag, Glabrio bereits am Tag nach seiner Vereidigung dorthin zu schicken. Dann wäre Gaius Piso mit der Regentschaft über Rom und Italien auf sich allein gestellt. Die Ritter dominierten die Plebs, und ihr Haß auf Lucullus ließ sie für die Eingabe stimmen, denn sie beraubte Lucullas der Macht — und der vier ihm verbliebenen Legionen. Er war immer noch beauftragt, gegen die beiden Könige Mithridates und Tigranes zu kämpfen, doch mehr als einen hohlen Titel besaß er nun nicht mehr.
    Caesar hatte in dieser Sache zwiespältige Gefühle. Persönlich verabscheute er einen Mann wie Lucullus, der lieber Inkompetenz in Kauf nahm, als sich über das Protokoll hinwegzusetzen. Und doch blieb die Tatsache, daß er dem römischen Ritterstand bei der Ausbeutung der Bevölkerung in den Provinzen keine freie Hand gegeben hatte. Deshalb haßten die Ritter ihn so leidenschaftlich. Und deshalb würden sie jedem Gesetzentwurf zustimmen, der Lucullus die Hände band. Schade, dachte Caesar und seufzte innerlich, einerseits forderte er bessere Lebensbedingungen für die Bevölkerung in den römischen

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