MoR 04 - Caesars Frauen
aufhalten sollen? Wer hat sie in Ostia aufgehalten? Die Antwort ist kurz und einfach — niemand!«
Dieses letzte Wort bellte er in den Raum hinein; alle zuckten zusammen, aber keiner antwortete. Gabinius blickte sich um und wünschte, Pompeius hätte ihm zugehört. Was für ein Jammer! Immerhin würde Pompeius sich über den Brief freuen, den Gabinius noch heute abend an ihn losschicken wollte.
»Es muß etwas geschehen«, fuhr Gabinius fort, »und zwar mehr als so ein katastrophaler Feldzug, wie ihn unser großer Häuptling Metellus das Zicklein dort unten auf Kreta führt. Erst gelingt es ihm nicht, einen jämmerlichen Haufen von Kretern zu Lande zu besiegen, dann läßt er Cydonia belagern, das schließlich kapituliert, aber den großen Piratenadmiral Panares läßt er entwischen! Nachdem noch ein paar Städte gefallen sind, belagert er Cnosus, hinter dessen Mauern sich der berühmte Piratenadmiral Lasthenes verkrochen hat. Als der Fall der Stadt unvermeidlich erscheint, zerstört Lasthenes sämtliche Schätze, die er nicht mitnehmen kann, und flüchtet. Was für eine erfolgreiche Belagerung! Und welches Unglück ist unserem Zicklein wohl mehr zu Herzen gegangen? Die Flucht des Lasthenes oder der Verlust des Schatzes? Na, der Verlust des Schatzes natürlich! Lasthenes ist nur ein Pirat, und Piraten nehmen sich nicht gegenseitig als Geiseln. Piraten rechnen damit, am Kreuz zu enden wie die Sklaven, die sie einmal waren!«
Gabinius, der Gallier aus Picenum, legte eine Pause ein und grinste so verwegen, wie nur ein Gallier es konnte. Nachdem er tief Luft geholt hatte, fügte er hinzu: »Es muß etwas geschehen!« Dann setzte er sich.
Niemand sagte etwas. Niemand rührte sich.
Quintus Marcius Rex seufzte. »Hat jemand etwas zu sagen?« Sein Blick wanderte über die Ränge auf beiden Seiten des Hauses, und erst der spöttische Ausdruck auf Caesars Gesicht ließ ihn innehalten. Warum schaute Caesar so spöttisch?
»Gaius Julius Caesar, du bist einst von Piraten gekapert worden, und es ist dir gelungen, sie zu besiegen. Hast du uns nichts zu sagen?« fragte Marcius Rex.
Caesar erhob sich von seinem Platz in der zweiten Reihe. »Nur ein Satz, Quintus Marcius: Es muß etwas geschehen.« Damit setzte er sich wieder.
Der einzige Konsul dieses Jahres warf resignierend die Hände in die Luft und löste die Versammlung auf.
»Wann wirst du zuschlagen?« wollte Caesar von Gabinius wissen, als sie zusammen die Curia Hostilia verließen.
»Noch nicht gleich«, erwiderte Gabinius gutgelaunt. »Erst muß ich noch ein paar Dinge erledigen, und Gaius Cornelius auch. Ich weiß, es ist üblich, das Jahr als Volkstribun mit den wichtigsten Angelegenheiten zu eröffnen, aber ich halte das für eine schlechte Taktik. Sollen sich unsere hochgeschätzten gewählten Konsuln Gaius Piso und Manius Acilius Glabrio doch erst einmal den Hintern auf ihren kurulischen Stühlen wärmen. Erst wenn sie glauben, daß Cornelius und ich unser Repertoire ausgeschöpft haben, werde ich wieder auf das heutige Thema zurückkommen.«
»Also im Januar oder Februar?«
»Sicher nicht vor Januar«, sagte Gabinius.
»Und Magnus hat alles bereit, um gegen die Piraten loszuschlagen?«
»Bis auf den kleinsten Haken und den letzten Wasserschlauch. Ich kann dir versichern, Caesar: Rom wird staunen!«
Caesar dachte einen Augenblick nach und blickte Gabinius dann spöttisch an. »Gaius Piso wird Magnus nicht auf seine Seite ziehen können. Der klebt zu fest an Catulus und den boni. Von Glabrio verspreche ich mir mehr. Er hat nicht vergessen, was Sulla ihm angetan hat.«
»Als Sulla ihn gezwungen hat, sich von Aemilia Scaura zu trennen?«
»Richtig. Er ist nächstes Jahr Zweiter Konsul, aber es könnte nützlich sein, wenigstens einen Konsul in der Hinterhand zu haben.«
Gabinius lachte leise. »Für unseren lieben Glabrio hat Pompeius sich schon etwas ausgedacht.«
»Gut. Versuche einen Keil zwischen die Konsuln zu treiben, Gabinius. Dann kommst du schneller ans Ziel.«
Ende Oktober, nach Servilias Rückkehr aus Cumae, hatten Caesar und Servilia ihre Affäre wieder aufgenommen. Für beide war sie noch ebenso aufregend wie zuvor. Aurelia machte gelegentliche Versuche, Caesar etwas zu entlocken, doch ihr Sohn zeigte sich wenig mitteilsam und ließ seine Mutter im unklaren darüber, wie ernst ihm die Sache war. Er mochte Servilia noch immer nicht, aber das tat der Beziehung keinen Abbruch. Sie erforderte keine Zuneigung. Wer weiß, dachte er, vielleicht
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