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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Ancharius’ und seiner Hilfe endlich zu sich kam.
    »Was hab ich nur getan?« fragte er sie mit dröhnendem Kopf.
    »Du hast Gabinius und die Triumvirn herausgefordert, ohne die Immunität der Volkstribunen zu besitzen. Laß es dir eine Lehre sein, Cato — hör auf, den Triumvirn und ihren Marionetten zuzusetzen«, sagte Ancharius grimmig.
    Auch Cicero beeindruckte der Vorfall nachhaltig. Je näher der Zeitpunkt von Clodius’ Amtsantritt heranrückte, um so verschreckter wurde er. Clodius’ fortgesetzte Drohungen, Cicero vor Gericht zu bringen, wurden ihm regelmäßig zugetragen; doch all sein flehentliches Bitten bei Pompeius stieß nur auf ausweichende Beteuerungen, daß Clodius es nicht ernst meine. Und ohne Atticus, der nach Epirus und Griechenland gereist war, hatte Cicero niemanden mehr, der ihm hätte helfen wollen. Als daher Cato im Komitium angegriffen wurde und sich herumsprach, daß Clodius dafür verantwortlich war, verzweifelte der arme Cicero.
    »Das Früchtchen ist mir auf den Fersen, und Sampsiceramus schert sich nicht darum!« lag er Terentia in den Ohren; ihre Geduld war so am Ende, daß sie beinahe nach dem nächstbesten schweren Gegenstand gegriffen und ihm damit den Schädel eingeschlagen hätte. »Ich kann Sampsiceramus einfach nicht verstehen! Wenn ich mit ihm unter vier Augen spreche, versichert er mir, wie bedrückt er ist — dann sehe ich ihn das nächstemal auf dem Forum mit dieser Kindfrau am Arm, und er strahlt über das ganze Gesicht!«
    »Warum versuchst du es nicht einmal mit Pompeius Magnus statt mit diesem lächerlichen Namen?« meinte Terentia. »Mit dieser Zunge kannst du es dir nur verderben!«
    »Was sollte das noch ändern? Ich habe keine Chance mehr, Terentia, keine Chance! Das Früchtchen wird mich ins Exil schicken!«
    »Ich bin erstaunt, daß du nicht auf die Knie gefallen bist, um dieser Schlampe Clodia die Füße zu küssen.«
    »Das habe ich Atticus überlassen, doch vergeblich. Clodia sagt, sie habe keinen Einfluß auf ihren kleinen Bruder.«
    »Der Grund wird sein, daß sie es lieber sieht, wenn du es bist, der ihr die Füße küßt.«
    »Terentia, weder hatte ich noch habe ich ein Verhältnis mit der Medea vom Palatin! Du bist doch sonst so schlau — warum versteigst du dich nur so in diese Torheit? Sieh dir doch ihre Liebhaber genauer an! Allesamt jung genug, um ihre Söhne sein zu können — mein lieber Caelius, zum Beispiel! Ein so netter junger Mann! Jetzt schwärmt und schmachtet er nach Clodia ebenso, wie die Hälfte aller Frauen Roms nach Caesar schmachtet! Caesar! Noch so ein undankbarer Patrizier!«
    »Er hat wahrscheinlich mehr Einfluß auf Clodius als Pompeius«, wandte sie ein. »Warum bittest du nicht einfach ihn um Hilfe?«
    Der Retter seines Vaterlandes richtete sich entrüstet auf. »Lieber würde ich den Rest meines Lebens im Exil verbringen!«

Ganz Rom erwartete den Amtsantritt von Publius Clodius am zehnten Tag des Dezember mit angehaltenem Atem. Das galt auch für den harten Kern des Clodius-Clubs, allen voran Decimus Brutus, den Heerführer der Kreuzwegetruppen. Das Komitium war zu klein, um die ungeheure Menschenmenge aufzunehmen, die sich an diesem ersten Tag im Forum versammelte. Ein jeder wollte Zeuge sein, wenn Clodius seine Pläne bekanntgab. Deshalb verlegte Clodius den Standort auf Castors Rednertribüne, wo er verkündete, er werde ein Gesetz erlassen, das jedem männlichen Bürger Roms monatlich fünf modii freien Weizen zugestehe. Nur der Teil der Menge — ein verschwindend kleiner Teil —, der zu den Kreuswegevereinen gehörte, war informiert; für die Mehrheit der Zuhörer kam diese Neuigkeit aus heiterem Himmel.
    Das tosende Gejohle, das bis zur Porta Collina und zur Porta Capena zu vernehmen war, betäubte jene Senatoren, die auf den Stufen der Curia Hostilia standen und staunend sahen, wie Tausende von Gegenständen in die Luft geschleudert wurden — Mützen der Freigelassenen, Schuhe, Gürtel, Essensreste, kurz all jene Dinge, die eine aufgeregte Menge in der Kürze auftreiben kann. Die Beifallsrufe wollten schier kein Ende nehmen; und plötzlich hielten alle Blumen in den Händen, um Clodius und seine neun benommenen Tribunatskollegen auf der Rednertribüne darunter zu begraben. Clodius stand strahlend da und winkte mit gekreuzten Händen über seinem Kopf. Dann beugte er sich nieder und begann, wild lachend, seinerseits, die Blumen auf die Menge unter ihm zu werfen.
    Cato, der noch immer Spuren der brutalen Schläge

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