MoR 04 - Caesars Frauen
Pompeius Magnus? Niemals!
»Ich bin Roms überdrüssig!« seufzte Caesar. »Seit fast zehn Jahren bin ich hier schon eingekerkert — und kann es kaum erwarten, bis ich es wieder verlassen werde! Zehn Jahre Kampf im Felde? Oh, Marcus, was für eine wundervolle Aussicht! Etwas tun zu können, was mir mehr liegt als alles andere, für Rom Lorbeeren zu ernten, meine dignitas zu erhöhen, dem Gekrittel und den Nörgeleien der boni zu entkommen! Im Felde habe ich das Sagen, meine Autorität ist unanfechtbar. Wie wundervoll!«
Crassus kicherte. »Was für ein Autokrat du bist.«
»Das bist du auch.«
»Ja, doch der Unterschied besteht darin, daß ich nicht die ganze Welt beherrschen möchte, sondern nur ihre Finanzen. Zahlen sind so konkret und genau, daß Menschen, die kein Talent für sie besitzen, davor zurückschrecken müssen. Im Gegensatz dazu sind Politik und Kriege viel verschwommener. Hier meint doch jeder, er könne mit ein wenig Glück der Beste sein. Mit meiner Art von Autokratie stelle ich weder das mos maiorum noch zwei Drittel des Senats auf den Kopf.«
Pompeius und Julia kehrten gerade rechtzeitig nach Rom zurück, um Aulus Gabinius und Lucius Calpurnius Piso bei ihrer Wahlkampagne für die kurulischen Wahlen am achtzehnten Tag des Oktober zu unterstützen. Caesar, der seine Tochter seit der Hochzeit nicht gesehen hatte, war von ihrem Anblick zunächst seltsam berührt: Vor ihm stand eine selbstbewußte, lebhafte und geistreiche junge Matrone, nicht mehr das süße junge Mädchen seiner Erinnerung. Ihr Verhältnis zu Pompeius war bemerkenswert, obgleich Caesar schwerlich hätte sagen können, wer von beiden dafür verantwortlich war. Der alte Pompeius war nicht wiederzuerkennen; der neue Pompeius war belesen, literaturbegeistert, er sprach bewandert über diesen Maler, jenen Bildhauer, und zeigte an nichts weniger Interesse, als Caesar über seine militärischen Ambitionen in den nächsten fünf Jahren zu befragen. Und obendrein war Julia auch noch Herr im Hause! Ganz augenscheinlich hatte Pompeius sich weiblicher Vorherrschaft willig gebeugt. Keine Gefangenschaft in bedrohlichen picentischen Bastionen für Julia! Wo sich Pompeius aufhielt, war auch Julia. Das Bild von Fulvia und Clodius lag nahe!
»Ich habe vor, für Rom ein Theater aus Stein erbauen zu lassen«, sagte Pompeius der Große, »und zwar auf einem Grund, den ich zwischen der saepta und den Ställen der Triumphwagen erworben habe. Fünf- oder sechsmal pro Jahr hölzerne Theater für große Spiele zu errichten, ist absoluter Wahnsinn, Caesar. Es ist mir einerlei, ob das mos maiorum urteilt, das Theater sei dekadent und unmoralisch. Tatsache ist, daß das Volk seine Spiele leidenschaftlich liebt, je primitiver, desto besser. Julia ist der Ansicht, die Krönung meiner Eroberungen sei, wenn ich Rom ein riesiges Steintheater mit schönem Peristyl und Säulengang und eigenem Saal am anderen Ende hinterlassen würde, groß genug, um den Senat unterzubringen. So glaubt sie, sei das mos maiorum am besten zu umgehen — ein geweihter Teirmel für den Senat, und direkt oberhalb des Auditoriums ein herrlicher kleiner Tempel für Venus Victrix. Es muß natürlich Venus sein, da Julia ja direkt von Venus abstammt, doch sie schlug vor, ihn der siegreichen Venus zu weihen, um meinen Eroberungen Ehre zu verleihen. Ein schlaues Küken!« schloß Pompeius zärtlich und streichelte die modisch arrangierte Haarfülle seiner Frau; die sah, wie Caesar amüsiert bemerkte, schier unerträglich selbstgefällig aus.
»Das klingt vortrefflich«, sagte Caesar und war sich sicher, daß die beiden gar nicht auf ihn hörten.
Was zutraf. »Wir haben eine Vereinbarung getroffen, mein Löwe und ich«, sagte Julia und lächelte Pompeius auf eine Weise an, als teilten sie unzählige Geheimnisse. »Ich werde die Auswahl der Materialien und die Ausschmückung des Theaters übernehmen, mein Löwe wird für das Peristylium, den Säulengang und die neue Kurie verantwortlich sein.«
»Dahinter wollen wir ein bescheidenes kleines Landhaus bauen lassen, neben den vier Tempeln«, fügte Pompeius hinzu, »nur für den Fall, daß ich einmal wieder für neun Monate auf dem Marsfeld stranden sollte. Ich werde nämlich früher oder später erneut für das Amt des Konsuls kandidieren.«
»Große Geister denken ähnlich«, sagte Caesar.
»Wie?«
»Ach, nichts.«
»Oh, tata, du solltest den albanischen Palast meines Löwen sehen!« rief Julia. »Er ist märchenhaft — sieht wie die
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