MoR 04 - Caesars Frauen
Souveränität des Senats zu zerstören!«
»Du in deinem Alter, Catulus, solltest eigentlich begriffen haben, daß vielmehr ihr das tut, ihr ultrakonservativen Dummköpfe mit euren gekräuselten Mäulern, die wie Katzenärsche aussehen«, erwiderte Caesar leidenschaftslos. »Ich glaube an Rom und an den Senat. Aber ihr tut ihm nichts Gutes, wenn ihr euch gegen Veränderungen sträubt, die eure eigene Unfähigkeit erforderlich gemacht haben.«
»Bis zum letzten Atemzug werde ich Rom und den Senat gegen Pompeius und seinesgleichen verteidigen!«
»Wenn ich dich so ansehe, dürfte das nicht mehr lange dauern.«
Cicero, der hinüber zur Rostra gegangen war, um zu hören, was Gabinius zu sagen hatte, kehrte zum Fuß der Treppe zurück. »Übermorgen kommt die Plebs noch einmal zusammen!« rief er und verabschiedete sich.
»Auch einer von denen, die unser Untergang sind.« Catulus kräuselte verächtlich die Lippen. »Ein Emporkömmling. Kann gut daherplappern und paßt mit seinem großen Kopf kaum durch diese Türen!«
Als die Plebejische Versammlung zusammentrat, stand Pompeius auf der Rostra neben Gabinius, der seine lex Gabinia de piratis persequendis einbrachte. Jetzt hatte er einen Namen für den Mann: Gnaeus Pompeius Magnus. Er war der Mann für alle, der Jubel ließ daran keinen Zweifel. Pompeius war zwar nur ein mittelmäßiger Redner, aber dafür hatte er Vorzüge, die auf ihre Weise noch wertvoller waren: ein frisches, offenes, ehrliches Gesicht, von den großen blauen Augen bis zum breiten, offenen Lächeln. Das ist eine Qualität, dachte Caesar, der von der Senatorentribüne aus zusah, die mir fehlt. Ich bin auch gar nicht scharf drauf. Sein Stil, nicht meiner. Meiner kommt bei den Leuten ebensogut an.
Der Protest gegen die lex Gabinia de piratis persequendis würde heute förmlicher sein, aber möglicherweise nicht weniger gewalttätig ausfallen; die drei konservativen Volkstribune waren auf der Rostra nicht zu übersehen. Trebellius stand ein Stück vor Otho und Globulus, um zu demonstrieren, daß er der Anführer war.
Doch bevor Gabinius in die Einzelheiten seiner Vorlage ging, erteilte er Pompeius das Wort, und niemand aus der Rumpfmannschaft des Senats, weder Trebellius noch Catulus oder Piso, versuchte ihn daran zu hindern; die große Mehrheit war auf seiner Seite. Auf seine Art machte er seine Sache ganz gut. Zuerst beklagte Pompeius sich darüber, daß er seit seiner Jugend in Roms Diensten unter Waffen stehe und ganz und gar nicht darüber erfreut sei, nun schon wieder zu einem dieser Sonderkommandos gerufen zu werden. Danach zählte er seine Feldzüge auf (mehr Feldzüge, als ich an Jahren zähle, wie er traurig seufzend bemerkte) und wies darauf hin, daß der Haß und die Eifersucht auf ihn jedesmal größer geworden seien, wenn er Rom wieder einmal gerettet hatte. Nein, noch mehr Eifersucht und noch mehr Haß brauche er nicht. Warum ließ man ihn nicht das sein, was er am liebsten war: Familienvater, Gutsherr, Privatmann? Sucht euch jemand anderen, beschwor er Gabinius und die Menge mit ausgestreckten Händen.
Natürlich nahm niemand ihn ernst, auch wenn sie alle von Pompeius’ Bescheidenheit und Selbstlosigkeit angetan waren. Lucius Trebellius bat Gabinius, den Vorsitzenden der Versammlung, um das Wort. Es wurde ihm verweigert. Als er es trotzdem ergriff, erstickte die Menge seine Worte in Buhrufen, höhnischen Bemerkungen und Pfiffen. Also nutzte Trebellius die einzige Waffe, die Gabinius nicht ignorieren konnte.
»Ich lege gegen die lex Gabinia de piratis persequendis mein Veto ein!« rief er mit sich überschlagender Stimme.
Augenblicklich herrschte Stille.
»Zieh dein Veto zurück, Trebellius«, sagte Gabinius.
»Nein, das werde ich nicht tun. Ich lege gegen das Gesetz deines Patrons mein Veto ein.«
»Zwing mich nicht zu drastischen Maßnahmen, Trebellius.«
»Was könntest du schon für Maßnahmen ergreifen, Gabinius, außer mich vom Tarpeianischen Felsen zu stürzen? Und auch das würde an meinem Veto nichts ändern. Ich wäre tot, aber dein Gesetz könnte nicht verabschiedet werden«, sagte Trebellius.
Es war ein echtes Kräftemessen, denn die Zeiten waren vorbei, als Versammlungen zu Prügeleien ausarteten und der Mann, der die Versammlung einberufen hatte, straffrei ausging; als eine aufgebrachte Plebs die Volkstribune mit körperlicher Gewalt zwingen konnte, ihr Veto zurückzuziehen, und der Mann, der die Plebs aufgewiegelt hatte, den unbeteiligten Zuschauer spielen
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