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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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dieser Polygonus aber nur einer von Hunderten von Piraten in jenem Teil des mare nostrum, und nicht einmal einer der großen, falls man dieses Pack überhaupt klassifizieren sollte. Bedenkt, daß Polygonus, obwohl er auf eigene Rechnung mit nur vier Galeeren auf Beutezug ging, so viel raubte, daß er keine Notwendigkeit sah, sich mit anderen Piraten zu einer kleinen Marine zusammenzutun, etwa unter dem Oberbefehl eines fähigen Admirals wie Lasthenes oder Panares oder auch Pharnaces oder Megadates, um näher an der Heimat zu bleiben. Polygonus begnügte sich damit, einem Spion in Miletus oder Priene fünfhundert Dinare zu zahlen, damit er ihm ausschnüffelte, welche Schiffe es wert waren, gekapert zu werden. Und wie fähig waren seine Spione! Keine einzige fette Beute entging ihren wachen Augen. In seinem Schatz fanden sich viele Schmuckstücke, die in Ägypten gefertigt wurden, ein Hinweis darauf, daß er auch zwischen Pelusium und Paphos Schiffe gekapert hat. Er muß ein gewaltiges Netz an Spionen gehabt haben. Und gezahlt hat er nur für Informationen, die gute Beute brachten. Halte die Männer kurz und ihre Augen wach! war seine Devise. Das kommt billiger und ist außerdem wirkungsvoller.
    Mögen sie auch noch so große Störenfriede sein — Freibeuter wie Polygonus sind kleine Fische, vergleicht man sie mit den Piratenflotten unter ihren Piratenadmiralen. Die müssen gar nicht auf einzelne Schiffe warten, die des Weges kommen, oder auf Schiffe in unbewaffneten Konvois. Sie können ganze Getreideflotten angreifen, die von schwerbewaffneten Galeeren eskortiert werden. Und später verkaufen sie dann an römische Mittelsmänner, was eigentlich Roms rechtmäßig erworbenes Eigentum ist. Kein Wunder, daß die römischen Bäuche leer sind: zur Hälfte wegen des Mangels an Getreide, die andere Hälfte aber ist deshalb leer, weil das verfügbare Getreide zum Dreibis Vierfachen seines Wertes verkauft wird, sogar die Sonderrationen für das Volk.«
    Caesar machte eine Pause, aber niemand rief etwas dazwischen, nicht einmal Piso, dessen Gesicht noch von den Schmähungen gerötet war, die er einstecken mußte. »Über einen Punkt möchte ich mich nicht weiter verbreiten«, fuhr er in ruhigem Ton fort, »denn darin sehe ich keinen Verdienst. Daß es nämlich Statthalter gegeben haben soll, von dieser Körperschaft eingesetzte Statthalter, die mit Piraten gemeinsame Sache gemacht haben, die ihnen Hafenanlagen, Lebensmittel und sogar Weinerträge an Küstenstreifen zur Verfügung gestellt haben, zu denen Piraten sonst keinen Zugang gehabt hätten. Das alles ist während des Prozesses gegen Gaius Verres ans Tageslicht gekommen, und diejenigen unter euch, die in solche Praktiken verwickelt waren oder zugelassen haben, daß andere darin verwickelt waren, wissen sehr gut, wovon ich rede. Nehmt das Schicksal meines armen Onkels Marcus Aurelius Cotta und seid gewarnt: Das Verstreichen von Zeit ist keine Garantie dafür, daß Verbrechen, seien es reale oder eingebildete, euch nicht doch noch eines Tages zur Last gelegt werden.
    Auch über einen anderen Punkt, der so offenkundig und so sattsam bekannt ist, daß er uns nur langweilen würde, will ich mich nicht weiter auslassen: daß nämlich Rom — und mit Rom meine ich beides, den Senat und das Volk — bis heute das Problem der Freibeuterei nicht einmal zur Kenntnis genommen, geschweige denn damit begonnen hat, es zu lösen. Es ist absolut lächerlich zu glauben, daß ein einziger Mann an einem einzigen Ort, sei es nun Kreta oder die Balearen oder Lycia, hoffen kann, den Aktivitäten der Piraten tatsächlich ein Ende zu bereiten. Schlägt man die Piraten an einem Ort, erreicht man nicht mehr, als daß sie ihre Sachen packen und an einen anderen Ort segeln. Ist es Metellus in Kreta denn gelungen, auch nur einen einzigen Piratenkopf abzuschlagen? Lasthenes und Panares sind nur zwei der Köpfe dieser riesigen Hydra, und sie sitzen beide noch fest auf ihren Schultern und machen die Meere um Kreta weiterhin unsicher.
    Wir brauchen mehr«, rief Caesar, und seine Stimme wurde lauter, »als den Willen, Erfolg zu haben, den Wunsch, Erfolg zu haben, den Ehrgeiz, Erfolg zu haben! Wir brauchen eine allgemeine Anstrengung an allen Orten und in ein und demselben Augenblick, eine großangelegte Operation, die von einer Hand geleitet wird, von einem Geist, von einem Willen! Diese Hand, dieser Geist, dieser Wille müssen einem Mann gehören, dessen Organisationstalent so gut bekannt ist, so

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