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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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konnte. Gabinius wußte genau, daß man ihn vor Gericht verantwortlich machen würde, wenn diese Versammlung gewaltsam endete. Deshalb löste er das Problem auf eine verfassungskonforme Weise, gegen die niemand etwas einwenden konnte.
    »Ich kann diese Versammlung auffordern, dich deines Amtes zu entheben, Trebellius«, antwortete Gabinius. »Zieh dein Veto zurück!«
    »Ich weigere mich, das Veto zurückzuziehen, Aulus Gabinius.«
    Die römischen Männer mit Bürgerrechten waren in fünfunddreißig Tribus aufgeteilt. Zu sämtlichen Abstimmungsergebnissen in den Versammlungen kam man über diese Tribus, das heißt, nachdem Tausende von Männern abgestimmt hatten, wurden letztlich doch nur fünfunddreißig Stimmen ausgezählt. Bei Wahlen stimmten alle Tribus gleichzeitig ab, bei der Verabschiedung von Gesetzen jedoch gab ein Tribus nach dem anderen seine Stimme ab, und Gabinius brauchte ein Gesetz, wenn er Lucius Trebellius absetzen wollte. Deshalb rief Gabinius die fünfunddreißig Tribus nacheinander zur Abstimmung auf, und einer nach dem anderen stimmte für Trebellius’ Absetzung. Achtzehn Stimmen waren die Mehrheit, also brauchte Gabinius nicht mehr als achtzehn. In feierlicher Stille und mustergültiger Ordnung nahm die Abstimmung ihren unerbittlichen Verlauf: Suburana, Sergia, Palatina, Quirina, Horatia, Aniensis, Menenia, Oufentina, Maecia, Pomptina, Stellatina, Clustumina, Tromentina, Voltinia, Papiria, Fabia... Als siebzehnter Tribus war Cornelia an der Reihe, und das Ergebnis war dasselbe: Absetzung.
    »Nun, Lucius Trebellius?« fragte Gabinius und schenkte seinem Kollegen ein breites Lächeln. »Siebzehn Stämme in Folge haben gegen dich gestimmt. Soll ich die Männer von Camilia aufrufen, damit sich die Zahl auf achtzehn erhöht, oder ziehst du dein Veto zurück?«
    Trebellius leckte sich über die Lippen, blickte verzweifelt zu Catulus, Hortensius und Piso hinüber und dann zum distanzierten, unnahbaren Metellus Pius, dem Pontifex Maximus. Eigentlich hätte er Trebellius’ Mitgliedschaft bei den boni würdigen sollen, aber der Pontifex Maximus war vor vier Jahren als veränderter Mann aus Spanien zurückgekehrt — als stiller, resignierter Mann.
    Und trotzdem wandte Trebellius sich in seiner Not an Metellus Pius.
    »Pontifex Maximus, was soll ich tun?« rief er.
    »Die Plebejer haben ihrem Wunsch in dieser Sache Ausdruck verliehen, Lucius Trebellius«, antwortete Metellus Pius mit klarer, lauter Stimme, ohne ein einziges Mal zu stocken. »Zieh dein Veto zurück. Die Plebejer haben dich angewiesen, dein Veto zurückzuziehen.«
    »Ich ziehe mein Veto zurück«, sagte Trebellius, drehte sich auf dem Absatz um und zog sich zum hintersten Ende der Rostra zurück.
    Aber jetzt, da seine Vorlage Form annahm, schien Gabinius es nicht mehr eilig zu haben, das Gesetz zu verabschieden.. Er erteilte zuerst Catulus und dann Hortensius das Wort.
    »Kluges Kerlchen, findest du nicht?« fragte Cicero, der ein wenig beleidigt war, weil ihn niemand um das Wort gebeten hatte. »Nun hör sich einer diesen Hortensius an! Vorgestern im Senat hat er noch gesagt, er wolle lieber sterben, als Sonderkommandos mit unbeschränkter Befehlsgewalt durchgehen lassen. Heute ist er immer noch gegen Sonderkommandos mit unbeschränkter Befehlsgewalt, aber wenn Rom darauf besteht, eine derartige Bestie ins Leben zu rufen, dann soll wenigstens Pompeius die Zügel in die Hand nehmen und kein anderer. Jetzt wissen wir, aus welcher Richtung der Wind auf dem Forum weht, oder?«
    Zweifellos. Pompeius schloß die Versammlung, indem er noch ein paar Tränen vergoß und mitteilte, daß er, wenn Rom darauf bestünde, bereit sei, sich die Last noch einmal auf die Schultern zu laden, auch auf die Gefahr tödlicher Erschöpfung hin. Danach hob Gabinius die Versammlung auf. Die Abstimmung stand noch aus. Das letzte Wort hatte jedoch der Volkstribun Roscius Otho. Zornig, enttäuscht und mit Mordlust in den Augen trat er an den Rand der Rostra, stieß die geballte rechte Faust in die Höhe, streckte ganz langsam den Mittelfinger und bewegte ihn hin und her.
    »Schiebt ihn euch in den Arsch, Plebejer!« lachte Cicero und amüsierte sich köstlich über diese Geste der Verzweiflung.
    »Du läßt der Plebs also einen Tag Bedenkzeit, was?« fragte er Gabinius, als das Kollegium die Rostra verließ.
    »Ich mache alles genauso, wie es getan werden muß.«
    »Wie viele Gesetze?«
    »Ein allgemeines, dann noch eines, welches Gnaeus Pompeius das Kommando

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