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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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reist in ein bis zwei Tagen in Richtung Osten. Ich will ihn bitten, dich mit ihm reisen zu lassen; ich werde sagen, du hättest in der Provinz Asia etwas für mich zu erledigen. Er wird natürlich einverstanden sein. Es gibt keinen Grund, warum er dich nicht mitnehmen sollte. Er hat Zahlungsanweisungen und Kontenbücher bei sich, die er Gnaeus Pompeius Magnus in Pergamum übergeben soll, aber kein bares Geld, mit dem er dich in Versuchung führen könnte. Denn es ist absolut wichtig, Sinon, daß du tust, was ich von dir verlange, und daß du dann untertauchst, ohne das geringste Aufsehen zu erregen. Sein Bruder Cato ist Militärtribun in Makedonien, und dieser Cato ist ein ganz anderer Mann. Er ist mißtrauisch und verschlossen und grausam, wenn er sich getroffen fühlt. Ganz bestimmt wird Cato nach Osten reisen, um die Beisetzung meines Bruders Caepio zu veranlassen. Das liegt in seiner Natur. Und wenn er eintrifft, Sinon, dann darf es nicht den geringsten Hinweis darauf geben, daß etwas anderes als eine Krankheit meinen Bruder Quintus Servilius Caepio das Leben gekostet hat.«
    »Ich verstehe«, sagte Sinon und verzog keine Miene.
    »Wirklich?«
    »Vollkommen, domina.«
    »Du hast nur den morgigen Tag, um dir das Mittel zu beschaffen. Ist das möglich?«
    »Das ist möglich.«
    »Gut. Dann lauf jetzt um die Ecke zum Haus meines Bruders Quintus Servilius Caepio und bitte ihn, mir heute in einer dringlichen Sache einen Besuch abzustatten«, sagte Servilia.
    Sinon ging. Servilia legte sich zurück auf den Diwan, schloß die Augen und lächelte.
    So lag sie immer noch da, als Caepio kurz darauf zurückkam; ihre Häuser standen dicht beisammen.
    »Was ist los, Servilia?« fragte er besorgt. »Dein Diener schien mir sehr erregt.«
    »Du meine Güte, er hat dich doch hoffentlich nicht erschreckt!«
    »Nein, nein, bestimmt nicht.«
    »Und du hast keine Abneigung gegen ihn gefaßt?«
    Caepio kniff die Augen zusammen. »Warum sollte ich?«
    »Ach, nur so«, sagte Servilia und klopfte auf den Rand des Liegebetts. »Setz dich, Bruder. Ich möchte dich um einen Gefallen bitten. Eigentlich sogar um zwei.«
    »Nenn mir den ersten.«
    »Sinon ist mein zuverlässigster Diener, und er soll in Pergamum etwas für mich erledigen. Ich hätte eigentlich schon vorhin daran denken können, aber da habe ich es vergessen. Tut mir leid, daß ich dich noch einmal bemühen mußte. Würde es dir etwas ausmachen, wenn sich Sinon deiner Reisegesellschaft anschließt?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Caepio aufrichtig.
    »Wunderbar!« gurrte Servilia.
    »Und der zweite Gefallen?«
    »Mach dein Testament«, antwortete Servilia.
    Er lachte. »Ist das alles? Welcher Römer, der bei Verstand ist, hätte sein Testament nicht in dem Augenblick bei den Vestalinnen hinterlegt, in dem er offiziell zum Mann wurde?«
    »Aber ist es denn noch gültig? Du hast eine Frau und eine kleine Tochter, aber keinen Erben im eigenen Haus.«
    Caepio seufzte. »Kommt noch, Servilia, das kommt noch. Hortensia war enttäuscht, daß sie zuerst ein Mädchen geboren hat, aber es ist ein liebes kleines Ding, und Hortensia hatte keine Probleme mit ihr. Es werden noch Söhne folgen.«
    »Du hast also Cato alles vermacht!« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    Das Gesicht, das dem Catos so sehr ähnelte, spiegelte Fassungslosigkeit wider. »Cato?« fragte er, und es klang wie ein Quieken. »Ich kann doch einem Porcius Cato nicht das Vermögen der Servilius Caepio hinterlassen, und wenn ich ihn noch so sehr liebe! Nein. Nein, Servilia! Ich habe es Brutus hinterlassen. Brutus wird nichts dagegen einzuwenden haben, als Servilius Caepio adoptiert zu werden und diesen Namen zu tragen. Aber Cato?« Er lachte. »Kannst du dir vorstellen, daß unser kleiner Bruder Cato einen anderen Namen als seinen eigenen tragen würde?«
    »Nein, tatsächlich nicht«, sagte Servilia und lachte kurz auf. Plötzlich traten ihr Tränen in die Augen, und ihre Lippen fingen an zu zittern. »Was für eine makabre Unterhaltung! Und trotzdem, ich mußte mit dir darüber reden. Man kann ja nie wissen.«
    »Aber Cato ist mein Testamentsvollstrecker«, sagte Caepio und machte sich daran, das Zimmer zum zweitenmal innerhalb einer Stunde zu verlassen. »Er wird dafür sorgen, daß Hortensia und unsere kleine Servilia Caepionis das bekommen, was ich ihnen nach der lex Voconia hinterlassen darf, und er wird auch dafür sorgen, daß Brutus angemessen versorgt wird.«
    »Was für ein groteskes Thema das ist!«

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