MoR 05 - Rubikon
Voraussetzung für die Herstellung von Kettenhemden, Helmen, Schwertern und Speerspitzen.
»Ich werde persönlich nach Avaricum gehen, um dem Gerücht nachzugehen«, sagte Cathbad.
»Und was ist mit uns Haeduern?« fragte Litaviccus, der in Begleitung von Cotus, einem der beiden diesjährigen Vergobreten, erschienen war. »Wir stehen auf deiner Seite, Vercingetorix.«
»Den Haeduern fällt die wichtigste Aufgabe von allen zu, Litaviccus. Sie müssen vortäuschen, ein Freund und Verbündeter Roms zu sein.«
»Aha!« rief Litaviccus lächelnd.
»Denn warum sollten wir all unsere Trümpfe auf einmal ausspielen?« fragte Vercingetorix. »Solange Caesar auf die Loyalität der Haeduer vertraut, wird er glauben, daß er uns besiegen kann. Er wird, wie es seine Art ist, großartig anordnen, daß die Haeduer ihm zusätzliche Reiter und Fußsoldaten sowie zusätzliches Getreide, Fleisch und was er sonst noch braucht zur Verfügung stellen. Die Haeduer müssen sich mit allem einverstanden erklären und sich vor Hilfsbereitschaft überschlagen — nur daß nichts von dem, was sie Caesar versprechen, bei ihm eintreffen darf.«
»Wofür wir uns natürlich immer wieder vielmals entschuldigen«, fügte Cotus hinzu.
»Selbstverständlich«, sagte Vercingetorix ernst.
»Wir dürfen aber keinesfalls unterschätzen, welche Gefahr von der römischen Provinz Gallia Narbonensis droht«, gab der Cadurcer Lucterius stirnrunzelnd zu bedenken. »Ihre Einwohner wurden von den Römern hervorragend ausgebildet — sie beherrschen die römische Kampftechnik und können als Hilfstruppen eingesetzt werden, sie sind gute Reiter, und sie haben ganze Arsenale voller Waffen. Die werden sich nie gegen die Römer wenden, fürchte ich.«
»Für solche pessimistischen Äußerungen ist es entschieden zu früh! Trotzdem müssen wir natürlich verhindern, daß die Gallier dieser Provinz Caesar helfen. Als Angehöriger eines benachbarten Volkes wird es deine Aufgabe sein, Lucterius, dafür zu sorgen. In zwei Monaten, mitten im Winter, wird unser Heer sich hier auf der Ebene vor Carnutum versammeln. Und dann heißt es — Krieg!!«
»Krieg! Krieg! Krieg!« fiel Sedulius in den Schlachtruf ein.
Unterdessen bemerkte Trebonius in Agedincum, daß irgend etwas nicht stimmte, obwohl er nicht wußte, was. Von Fufius Cita in Cenabum hatte er nichts gehört, auch nichts von dessen Tod. Kein römischer oder griechischer Augenzeuge, der ihn hätte aufklären können, hatte überlebt, und die Gallier schwiegen. Die Kornspeicher in Agedincum waren zwar fast voll, aber seit mehr als zwei nundinae waren nun schon keine Wagen mehr eingetroffen. Da besuchte ihn eines Tages der Haeduer Litaviccus auf dem Rückweg nach Bibracte.
»Hast du etwas gesehen oder gehört?« fragte Trebonius. Er wirkte noch kummervoller als sonst.
Es faszinierte Litaviccus immer wieder, was für einen unkriegerischen Eindruck die Römer oft machten. Das beste Beispiel dafür war Gaius Trebonius, ein unscheinbarer, kleiner Mann mit großen, traurigen grauen Augen und einem hervorstehenden Kehlkopfknorpel, der bei jedem nervösen Schlucken ruckartig auf und ab rutschte. Dabei war Trebonius ein hervorragender, überaus intelligenter und loyaler Soldat, der zu Recht Caesars ganzes Vertrauen besaß. Was ihm auch aufgetragen wurde, er tat es. Ein römischer Senator, der seinerzeit ein ausgezeichneter Volkstribun gewesen war.
»Nicht das geringste«, sagte Litaviccus vergnügt.
»Warst du in der Nähe von Cenabum?«
»Nicht direkt«, antwortete Litaviccus ausweichend. Solange die Römer nicht wußten, auf wessen Seite die Haeduer in Wirklichkeit standen, durfte er nicht riskieren, einer Lüge überführt zu werden. »Ich war auf der Hochzeit meines Vetters in Metiosedum und kam nicht in die Gegend südlich der Sequana. Aber alles scheint ruhig zu sein. Jedenfalls habe ich nichts anderes gehört.«
»Die Getreidewagen sind in letzter Zeit ausgeblieben.«
»Das ist in der Tat merkwürdig.« Litaviccus schien zu überlegen. »Es hat sich allerdings herumgesprochen, daß die Senonen und Carnuten über Accos Hinrichtung aufgebracht sind. Vielleicht weigern sie sich, Getreide zu verkaufen. Hast du nicht mehr genug?«
»Doch, ich hatte nur mit mehr gerechnet.«
»Ich bezweifle, daß du jetzt noch welches bekommst«, sagte Litaviccus gutgelaunt. »Der Winter kann jeden Tag da sein.«
»Ich wünschte, alle Gallier könnten Latein!« Trebonius seufzte.
»Na ja, wir Haeduer sind schließlich schon
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