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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Arroganz der Römer, den ungerechten Tod Accos und den Verlust der Freiheit zu lamentieren. Was auf überaus fruchtbaren Boden fiel, denn die Gallier brannten nach wie vor darauf, das römische Joch abzuwerfen.
    Damit sich der Carnute Gutruatus dem Pakt mit Vercingetorix anschloß, hatte es keiner großen Überredungskunst bedurft. Gutruatus wußte, daß Caesar ihn wie Acco für einen Verräter hielt und daß er der nächste sein würde, der ausgepeitscht und enthauptet würde. Doch sah er seinem Schicksal mit Gleichmut entgegen, vorausgesetzt, er konnte vorher noch Caesar übel mitspielen. Sobald er daher ins Land seines Volkes zurückgekehrt war, tat er, was er Vercingetorix versprochen hatte: Er ging nach Carnutum, wo die Druiden lebten, und suchte das Oberhaupt der Druiden Cathbad auf.
    »Du hast recht«, sagte Cathbad, als er erfahren hatte, was mit Acco passiert war. Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Auch Vercingetorix hat recht, Gutruatus. Wir müssen uns vereinigen und gemeinsam die Römer vertreiben. Anders schaffen wir es nicht. Ich werde die Druiden zu einer Ratsversammlung einberufen.«
    »Und ich«, sagte Gutruatus begeistert, »werde durchs Land reisen und den Schlachtruf bei den Carnuten verbreiten!«
    »Schlachtruf? Welchen Schlachtruf?«
    »Die letzten Worte, die Dumnorix und Acco vor ihrem Tod riefen. >Ich bin ein freier Mensch in einem freien Land!<«
    »Klingt ausgezeichnet!« sagte Cathbad. »Aber ich schlage vor: >Wir sind freie Menschen in einem freien Land!< Damit fängt die Vereinigung an, Gutruatus. Wenn man zuerst an alle und dann erst an den einzelnen denkt.«
    Die Carnuten trafen sich in Gruppen, stets darauf bedacht, daß kein Römer in der Nähe war, und planten den Aufstand. Die Schmiede vor den Toren Cenabums stellten plötzlich nur noch Kettenhemden her, was Fufius Cita allerdings genausowenig auffiel wie den anderen ausländischen Einwohnern.
    Mitte Februar war die Ernte eingebracht. Jedes Silo und jeder Kornspeicher im Land war randvoll, die Schinken waren geräuchert, Schweinefleisch und Wildbret eingesalzen, Eier, Rüben und Äpfel in Kellern eingelagert, Hühner, Enten und Gänse im Gehege und Rinder und Schafe aus der Nähe der Heerwege entfernt.
    »Es ist soweit«, sagte Gutruatus zu seinen Gefolgsleuten. »Wir Carnuten werden vorangehen. Es steht uns als den Vordenkern Galliens zu, den ersten Schlag zu führen, und das muß geschehen, solange sich Caesar noch auf der anderen Seite der Alpen befindet. Alles deutet auf einen harten Winter hin, und Vercingetorix sagt, wir müssen unbedingt verhindern, daß Caesar zu seinen Legionen zurückkehrt. Ohne ihn werden sie sich nicht aus ihren Lagern herauswagen, schon gar nicht im Winter. Und im Frühjahr werden alle Stämme vereint sein.«
    »Was hast du vor?« fragte Cathbad.
    »Morgen früh bei Tagesanbruch greifen wir Cenabum an und töten alle im Schutz der Stadt lebenden Römer und Griechen.«
    »Eine unmißverständliche Kriegserklärung.«
    »Für die anderen Gallier ja, Cathbad, aber nicht für die Römer. Ich will nämlich nicht, daß Trebonius davon erfährt, weil er sonst unverzüglich Caesar benachrichtigen würde. Caesar soll auf der anderen Seite der Alpen bleiben, bis ganz Gallien unter Waffen steht.«
    »Eine kluge Strategie, wenn sie gelingt«, sagte Cathbad. »Ich hoffe, du hast mehr Erfolg als die Nervier.«
    »Wir sind Kelten, Cathbad, keine Belgen. Übrigens haben die Nervier immerhin einen Monat lang verhindert, daß Quintus Cicero Verbindung mit Caesar aufnehmen konnte. Das würde uns schon reichen. Dann ist es nämlich schon Winter.«

    So bewahrheitete sich für Fufius Cita und die in Cenabum lebenden ausländischen Händler jener alte römische Spruch, daß Aufständen in den Provinzen stets die Ermordung römischer Zivilisten vorausgeht. Unter dem Kommando des Gutruatus überfiel eine Horde Carnuten die eigene Hauptstadt, besetzte sie und tötete jeden Ausländer, der sich dort aufhielt. Fufius Cita erlitt das gleiche Schicksal wie Acco; er wurde öffentlich ausgepeitscht und anschließend enthauptet. Er starb zwar schon unter den Peitschenhieben, doch störte das die den Auspeitscher lautstark anfeuernden Carnuten nicht im geringsten. Anschließend wurde sein Kopf feierlich zum Hain des Esus getragen, wo Cathbad ihn den Göttern darbrachte.
    Neuigkeiten verbreiteten sich in Gallien mit Windeseile, wenn auch die Art ihrer Übertragung — durch Zuruf über die Felder — zwangsläufig dazu

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