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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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erfaßte Zentral-Gallien, das Land der Belgen im Norden und das Land der an der Atlanticküste lebenden Kelten, der Aremoricer, im Westen und zuletzt auch Aquitanien im Südwesten. Gallien würde sich vereinigen, und das vereinte Gallien würde die Römer vertreiben!

    Im Eichenhain von Camutum mußte Vercingetorix seine schwerste Schlacht schlagen, mußte er seinen ganzen Einfluß und seine ganze Überzeugungskraft aufbieten, um zum Anführer ernannt zu werden. Noch war es zu früh, darauf zu bestehen, daß man ihn König nannte — zunächst mußte er beweisen, daß er die von einem König erwarteten Eigenschaften besaß.
    »Cathbad hat recht«, sagte er zu den versammelten Häuptlingen, wobei er absichtlich von Cathbad sprach und nicht von Gutruatus. »Wir müssen Caesar von seinen Legionen abschneiden, bis ganz Gallien unter Waffen steht.«
    Viele waren gekommen, mit denen er nicht gerechnet hatte, etwa Commius von den Atrebaten. Auch die fünf Männer, mit denen er den ursprünglkhen Pakt geschlossen hatte, waren natürlich erschienen, und Lucterius brannte vor Ungeduld. Doch letztlich hatte Vercingetorix es Commius zu verdanken, daß sich das Blatt zu seinen Gunsten wandte.
    »Ich habe den Römern vertraut«, sagte der König der Atrebaten und bleckte die Zähne. »Nicht, weil ich mein Volk verraten wollte, sondern aus eben den Gründen, die uns Vercingetorix vorhin genannt hat. Gallien darf nicht länger aus vielen Völkern bestehen, die Gallier müssen ein Volk werden. Ich glaubte, dazu brauchten wir die Hilfe der Römer. Nur ihnen mit ihrem ausgeprägten Zentralismus und ihrem Organisationstalent, so meinte ich, könnte gelingen, was die Gallier nie schaffen würden: uns zu einer Einheit zusammenzuschweißen, uns das Gefühl zu geben, ein Volk zu sein. Doch dieser Arverner hier, dieser Vercingetorix, ist ein Mann von unserem Blut, der die Stärke und Entschlossenheit hat, die wir brauchen! Ich bin kein Kelte, sondern Belge, aber in erster Linie bin ich ein Gallier aus Gallien. Und ich sage euch, ihr gallischen Könige und Prinzen, ich werde Vercingetorix folgen! Ich werde tun, was er verlangt. Ich werde mein Volk, die Atrebaten, seinem Befehl unterstellen und mich selbst mit der Rolle eines Stellvertreters begnügen!«
    Cathbad nahm die Abstimmung vor und teilte den versammelten Kriegsherrn anschließend mit, daß Vercingetorix zum Anführer des gemeinsamen Unternehmens zur Vertreibung der Römer gewählt worden sei.
    Daraufhin ergriff der schmächtige, vor Erregung glühende Vercingetorix wieder das Wort, um seinen Mitstreitern zu beweisen, daß er auch nüchtern rechnen konnte.
    »Die Kosten dieses Krieges werden gewaltig sein«, sagte er, »deshalb müssen sich alle daran beteiligen. Je mehr wir teilen, desto stärker wird unser Gemeinschaftsgefühl. Jeder muß ordentlich bewaffnet und ausgerüstet zum Aufgebot kommen. Ich will keine tollkühnen Narren, die glauben, sie müßten ihren Heldenmut nackt beweisen, ich will, daß alle in Kettenhemd und Helm erscheinen, einen Schild tragen und genügend Speere, Pfeile oder andere Waffen ihrer Wahl dabeihaben. Jedes Volk muß ausrechnen, wieviel Proviant seine Männer brauchen, und sicherstellen, daß sie nicht vorzeitig zurückkehren müssen, weil sie nichts mehr zu essen haben. Wir werden keine große Beute machen, wir dürfen nicht einmal hoffen, so viel zu erbeuten, daß wir damit den Krieg bezahlen könnten. Auf keinen Fall werden wir die Germanen um Hilfe bitten, denn das hieße, durch die Hintertür die Wölfe hereinzulassen, während wir vorne die wilden Keiler hinausdrängen. Und wir dürfen unseren gallischen Mitbrüdern nichts wegnehmen — es sei denn, sie ziehen es vor, Rom zu unterstützen. Ich warne euch, jedes Volk, das sich nicht an unserem Krieg beteiligt, gilt als Verräter am vereinten Gallien! Weder Remer noch Lingonen sind gekommen, sie müssen sich künftig in acht nehmen!« Er stieß ein kurzes, verächtliches Lachen aus. »Mit den Pferden der Remer sind wir bessere Reiter als die Germanen!«
    »Die Biturigen sind auch nicht da«, stellte Sedulius von den Lemovicern fest. »Man munkelt, sie würden zu den Römern halten.«
    »Ihre Abwesenheit ist mir nicht entgangen«, sagte Vercingetorix. »Hat jemand handfestere Beweise als Gerüchte?«
    Die Abwesenheit der Biturigen war eine ernstzunehmende Sache, da sich auf ihrem Gebiet die gallischen Eisenminen befanden, und ausreichend Eisen, das zu Stahl verarbeitet werden konnte, war die

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