Morag und der magische Kristall
treibst du da unten?«, rief Moira ungehalten. »Ich hoffe, dass du nichts kaputt machst, denn wenn du es tust, wirst du mir dafür Rede und Antwort stehen!«
Aber Morag erwiderte nichts. Sie ging in die Hocke und spähte in die Dunkelheit. »Wo seid ihr?«, rief sie leise. »Sprecht mit mir, damit ich euch hören und herausfinden kann, in welche Richtung ich gehen muss.«
»Wir sind hier!«, flüsterte Bertie zurück.
»Wo?«
»Hier!«
»Au!« Ihr Knie kratzte über etwas Scharfes und sie verspürte ein Brennen. Aber sie hatte keine Zeit nachzusehen. Jermy und Moira würden gleich herunterkommen. Ohne auf den Schmerz in ihrem Knie oder das warme Blut zu achten, das ihr übers Bein lief, richtete Morag sich auf und kroch weiter blind in die Richtung, aus der Berties Stimme gekommen war.
»Morag? Was machst du da unten? Komm sofort hierher! Ich und Jermy brauchen unser Abendessen!«, schrie Moira wütend. »Hörst du mich, Mädchen? Morag! MORAG! Sie antwortet mir nicht, Jermy«, sagte sie ärgerlich.
»Bertie? Aldiss? Seid ihr noch da?«, flüsterte Morag.
»Ja«, antwortete Bertie. »Du hast es fast geschafft, noch ein paar Schritte, und … hoppla, vorsichtig mit diesem alten Teeservice. So, jetzt bist du bei uns!«
Morag streckte die Hände aus und ertastete die weichen, elastischen Federn ihres neuen Freundes. Sie grinste in die Dunkelheit hinein.
»Ich kann nichts sehen«, gestand sie.
»Keine Sorge, wir sind vor dem Tunnel. Halt dich an mir fest und ich führe dich.«
Vorsichtig und leise kroch Morag weiter, bis sie mit dem Fuß den Rand eines Loches ertastete.
»Ist er das?«, fragte sie ängstlich.
»Ja«, flüsterte Bertie von drinnen. »Setz dich hin und lass dich fallen. Komm – wir haben nicht viel Zeit. Ich denke, deine Freunde werden jetzt jeden Augenblick hier sein!«
»Sie sind nicht meine Freunde«, erklärte Morag.
»Moira!« Jermys Stimme hallte in den Keller hinab. »Hast du dieses Balg immer noch nicht erwischt?«
»Sie versteckt sich vor mir«, antwortete Moira. »Ich habe gerufen und gerufen, aber sie antwortet einfach nicht. Du glaubst doch nicht, dass sie tot ist, oder?«
»Tot? Wenn ich sie zu fassen bekomme, wird sie sich wünschen, sie wäre es.«
Morag hörte das vertraute, schwere Dröhnen von Jermys Schritten sich der Kellertür nähern. Es folgte eine Pause, während er, wie sie vermutete, darüber nachdachte, was er als Nächstes tun sollte, dann hörte sie ihn langsam die Treppe herunterschleichen. Blink! Das Licht ging an. Morag kniff die Augen in der plötzlichen Helligkeit zusammen. Von ihrem Platz auf dem Boden aus konnte sie durch das Durcheinander von Stühlen, umgekippten Tischen und Kisten Jermys Beine erkennen. Er suchte nach ihr. So leise sie konnte, schob sie sich weiter in das Loch hinein. Es war gerade groß genug, dass sie sich hineinzwängen konnte. In dem Augenblick, in dem Jermy sie entdeckte, schaffte sie es endlich, ganz darin zu verschwinden.
»He! Was glaubst du, was du da tust?«, fragte er, während er mit ausgestreckten Armen auf sie zusprang.
Aber Morag war fort.
Sie hatte das Gefühl, als sei sie eine Ewigkeit durch den Tunnel geschlittert und gerutscht, bis sie endlich mit einem Plopp in einer Art kleinen Höhle landete. Bums , sie schlug mit der Kehrseite auf weicher Erde und Moos auf, und dort blieb sie, bis sie wieder zu Atem kam.
»Bertie? Aldiss?«, flüsterte Morag in das Halbdunkel hinein. »Seid ihr noch da?«
Von irgendwoher kam ein kleines blaues Licht auf sie zugehüpft und blieb stehen. Vor ihr erschien Berties gebogener Schnabel. Mit seinem rechten Flügel hielt er einen großen blauen Stein, der sanft leuchtete. Morag starrte den Stein an; er war wunderschön.
»Geht es dir gut?«, fragte der Dodo freundlich. »Du bist nicht verletzt oder irgendetwas?« Morag schüttelte den Kopf. »Gut«, sagte er. »Jetzt folg mir. Wir haben nicht viel Zeit.« Er sah, dass Morag den Stein betrachtete. »Ein Mondstein«, erklärte er und hielt ihn hoch. »Wunderbar, um Tunnel zu beleuchten. Doch nun müssen wir uns beeilen. Wir haben schon genug Zeit vergeudet.«
»Aber wohin gehen wir?«, fragte Morag, während sie sich auf Hände und Knie hinabließ. Der Tunnel war nicht hoch genug, um aufrecht zu gehen. Sie kroch durch einen staubigen, schmalen Gang hinter Bertie her.
»Wir wollen Shona freilassen«, erwiderte er, über die Schulter gewandt. »Sie war viel zu lange gefangen, genau wie du.«
»Shona? Wer ist Shona?«, wollte
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