Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
Vom Netzwerk:
Taxen bedeckt, mit Ketten festgezurrt und mit Schlepphaken gesichert. Die untersten Bloche waren vorgeschoben und dienten als Sattel.
    Als alle Stämme verzurrt waren, setzten sich die Männer und begannen, ihre Jausen auszupacken. Johann öffnete erwartungsvoll das Bündel mit dem Essen, und als er sah, was drin war, begann sein Magen zu knurren. Elisabeth hatte ihnen Brote gemacht, aber dem Duft nach zu schließen keine gewöhnlichen. Johann teilte die Brote, gab die Hälfte Albin, dann biss er gierig in eines hinein. Schweineschmalz quoll zwischen der harten, würzigen Rinde hervor, Johann leckte es ab und schloss die Augen. Allein dafür müsste man diese Frau heiraten, dachte er.
    „Allein dafür lohnt es, sich unterm Karrer zu verdingen, was?“, bestätigte Albin Johanns Gedanken.
    „Zumindest unter seinem Töchterchen“, entgegnete Johann leise genug, dass die anderen es nicht hörten.
    Albin lachte. „Du gibst nicht auf, was?“
    Je länger die Jause dauerte, desto unruhiger wurden manche der Männer, besonders Josias Welter. Johann beobachtete sie eine Weile, dann konnte er sich nicht mehr beherrschen. „Was ist es denn, das euch so sehr beunruhigt?“
    Die Männer blickten ihn an, als wären sie bei etwas Verbotenem erwischt worden, alle schwiegen.
    „Was für eine Gefahr lauert in diesen Wäldern?“, setzte Johann nach. „Eber? Bären? Oder etwas anderes, das –“
    „Im Wald ist nichts“, erwiderte Ignaz wie aus der Pistole geschossen.
    „Wenn du nicht drüber reden willst, kannst du das auch sagen, aber anlügen brauchst mich nicht, Ignaz.“
    „Ich lüg?“ Das ließ dieser nicht auf sich sitzen. „Ihr habt das alle gehört, das ist Ehrabschneiderei!“
    „Ach komm“, versuchte Albin ihn zu beruhigen. „Der Johann ist ja nicht blind.“
    „Albin, halt dich zurück!“, maßregelte ihn Josias scharf.
    „Hab schon verstanden, dann halt nicht“, entgegnete Johann verärgert.
    Unangenehmes Schweigen breitete sich aus. Nach einer Weile räusperte sich Ignaz. „Es geschieht nur in den besonders kalten Wintern …“
    „Ignaz, ich hab doch –“
    „Was soll’s, Josias? Der Johann wird zumindest die nächsten Monate mit uns verbringen müssen, da ist es nur recht, wenn er es weiß“, nahm Albin Ignaz in Schutz.
    Josias drückte mit einem Knurren sein Unverständnis aus, holte eine silberne Dose aus seiner Lodenjacke und zog lautstark eine Prise Schnupftabak. Er nieste dröhnend, dann nickte er in Richtung Ignaz. „In Gott’s Namen, dann erzähl’s ihm halt. Aber mach schnell.“
    Ignaz sah Johann ernst an. „In den kältesten Wintern kommen sie von oben und holen sich was zu fressen.“
    „Wer?“, fragte Johann ungeduldig.
    In diesem Moment hörten die Männer ein Schreien aus dem Wald.

XVIII
    Alle fuhren herum, starrten in den Wald. Dann sahen sie die Raben, die aus den Bäumen in den Himmel stießen, einen Halbkreis über die Lichtung flogen und krächzend verschwanden.
    „Verdammte Viecher …“, stieß Josias hervor, aber er wirkte erleichtert. Auch die anderen atmeten auf.
    Johann blickte Ignaz fest an. „Wer kommt in den kältesten Wintern, Ignaz?“
    Heilige Mutter Gottes, beschütze uns vor ihnen
.
    Ignaz sah gedankenverloren in die Richtung, in die die Raben geflogen waren. „Die Ausgestoßenen“, sagte er dann leise, „sie leben in den Bergen, bestimmt schon seit fünfzig oder sechzig Jahren. Oder mehr. In der Klosterruine hausen sie.“
    „Ausgestoßene?“ Johann traute seinen Ohren nicht.
    Ignaz nickte. „Aber Menschen sind’s keine, sie sehen nur so aus. Es sind vielmehr – Tiere, wie von der Tollwut zerfressen.“
    „Und ehe du dich versiehst, wirst du von hinten angefallen oder erschlagen!“, ereiferte sich Albin. „Und wenn sie dich verletzen, dann wirst du so wie sie. Deine Haut wird hell wie Wachs, und deine Adern scheinen pechschwarz hindurch. Und die Sonne wird dich verbrennen.“
    „Und deine Zähne werden lang und schartig. Und dann bist so bösartig wie sie.“ Ignaz bekreuzigte sich.
    „Hab noch nie von so was gehört“, sagte Johann zweifelnd.
    „Bist ja auch nicht von hier“, antwortete Ignaz gereizt.
    „Und woher kommen diese – Ausgestoßenen?“
    „Die waren schon immer da“, warf der junge Bernhard hastig ein.
    „Stimmt doch nicht“, berichtigte ihn Josias. „Die waren einmal wie wir. Der Herrgott hat sie bestraft wegen des lasterhaften Lebens, das früher hier geherrscht hat. Eine Gottesgeißel ist über sie gekommen.

Weitere Kostenlose Bücher