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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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Mit zitternder Hand griff er neben sich und fasste den kalten, ledergeflochtenen Stiel der kurzen Geißel.
    Gib mir ein Zeichen, o Herr.
    Bichter schlug die Geißel nach hinten, die einzelnen Schwänze klatschten auf das vernarbte Fleisch des Rückens und ließen es blitzschnell weiß werden. Schweiß schoss ihm ins schmerzverzerrte Gesicht, als sich die weißen Striemen dunkelrot färbten.
    Gib mir ein Zeichen, o Herr.
    Wieder schlug er die Geißel zurück, diesmal über die andere Schulter. Ein Brennen breitete sich vom Rücken her aus, umgab und vereinnahmte ihn vollkommen.
    Nur ein Zeichen.
    Jetzt zog er fester durch.
    Und fester.
    Und dann – war es genug.
    Kajetan Bichter fiel nach vorn und musste sich an der Tischkante festhalten. Er atmete tief und schwer, Bluttropfen perlten durch die feinen Schnitte an die Hautoberfläche, sammelten sich und begannen, den Rücken hinabzulaufen.
    Schmerz reinigt den Verstand
.
    Aber er offenbart keine Antworten.
    Als Bichter sich wieder wegstieß, verrückte er dabei den Tisch, und das Buch der Bücher fiel auf den schmutzigen Steinboden. Der Pfarrer erschrak, er ließ die Geißel fallen und hob das Buch auf. Sorgfältig legte er es auf den Tisch und las die zufällig aufgeschlagene Stelle:
    „Der Geist des Herrn ist über mir, darum dass mich der Herr gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden zu predigen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass ihnen geöffnet werde, zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn und einen Tag der Rache unsers Gottes, zu trösten alle Traurigen, zu schaffen den Traurigen zu Zion, dass ihnen Schmuck für Asche und Freudenöl für Traurigkeit und schöne Kleider für einen betrübten Geist gegeben werden, dass sie genannt werden die Bäume der Gerechtigkeit, Pflanzen des Herrn zum Preise.
    Sie werden die alten Wüstungen bauen, und was vorzeiten zerstört ist, aufrichten; sie werden die verwüsteten Städte, so für und für zerstört gelegen sind, erneuern.“
    Bichter hob erneut die Geißel und presste vor der zu erwartenden Pein die Augen zusammen.
    Gib mir ein Zeichen, o Herr.
    Wieder sang die Geißel durch die Luft und klatschte auf den gemarterten Rücken.
    Nur ein Zeichen.
    Der Pfarrer hörte ein Rascheln, öffnete seine Augen. Ein Luftzug fuhr über die Bibel, blätterte einige Seiten um. Der Pfarrer überflog die Zeilen aus den Prophezeiungen des Jesaja:
    „Denn ich habe einen Tag der Rache mir vorgenommen; das Jahr, die Meinen zu erlösen, ist gekommen.“
    Das Zeichen, auf das er gewartet hatte. Kajetan Bichter bekreuzigte sich und begann laut zu sprechen. „Gelobet seiest Du voll der Gnade, Dein Reich komme, Dein Wille geschehe …“
    Er versank in innigem Gebet.
    Draußen war die Nacht hereingebrochen, begleitet von starkem Schneetreiben und untermalt vom Heulen des Windes.
    Johann und Albin saßen in der Scheune, jeder einen Schleifblock vor sich. In der Scheune war es eiskalt, der Sturm fegte durch alle Ritzen, die beiden Ölfunzeln warfen nur wenig Licht. Hinter Johann lehnten bereits einige geschliffene Sensen und mit Nägeln gespickte Dreschflegel an der Wand und harrten ihrer morgigen Zweckentfremdung. Vor ihm lagen verschiedene alte Hieb- und Stichwaffen.
    Johann schliff mit gekonnten Bewegungen ein Messer, während Albin sich abmühte, das Schwungrad mit seinem rechten Fuß in Bewegung zu halten und gleichzeitig darauf zu achten, die Klinge eines Dolches am Schleifstein nicht zu verkannten. Was ihm nicht immer gelang.
    „Verfluchter Mist! Da kann ich mich ja gleich ans Spinnrad setzen“, schimpfte Albin.
    „Nur wirst du es da noch schwerer haben, die Klingen zu schärfen.“
    „Red du nur. Die reinste Weiberarbeit ist das!“
    „Wenn dein Weib deine Klingen schärft, dann musst du aber für sie kochen“, lachte Johann. „Den Tag will ich erleben.“
    „Brauchst gar nicht lachen, ich hab mir schon mal selber was gekocht. Was ein Weib kann, kann ich schon lang.“
    „Na, alles hoffentlich nicht“, zwinkerte Johann Albin zu.
    „Na wart, du Lump, ich wird dir gleich –“ In diesem Moment kam Albin der Dolch aus. Er sauste, durch den Schleifstein beschleunigt, knapp über Johanns Kopf hinweg in die Holzwand und blieb mit hellklarem Singen zitternd stecken.
    Albin blickte Johann entgeistert an.
    Dieser wandte den Kopf zur Scheunentür und schrie: „Elisabeth, der Albin wird ab heut für uns kochen!“
    Albin stand auf, um den Dolch aus der Wand

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