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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach
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Tür der Sakristei geöffnet, Kajetan Bichter erschien. Er wirkte nicht erstaunt, Elisabeth zu sehen.
    Elisabeth begrüßte ihn mit einem Knicks.
    „Grüß Gott, Elisabeth“, sprach der Pfarrer, während er die Tür zur Sakristei mit einem schweren Schlüssel absperrte. „Bist so fleißig wie immer.“
    „Ach, das würd ja jeder tun“, antwortete sie bescheiden.
    „Das Herz am rechten Fleck, das sieht der Herrgott.“ Der Pfarrer fasste Elisabeth anerkennend an der Schulter, dann nahm er den Besen, der auf einer der Holzbänke lag, und begann zu kehren.
    „Das sieht der liebe Gott wohl bei jedem Menschen, oder?“, fragte Elisabeth unsicher.
    „Freilich, mein Kind, freilich“, murmelte Bichter abwesend.
    „Egal ob Mann oder Frau, ob Bauer oder Knecht?“, wagte sie sich weiter vor.
    „Das ist dem Herrgott einerlei, da bin ich mir sicher, denn vor Gott sind alle Menschen gleich.“ Kajetan Bichter merkte, dass er nicht in der Stimmung war, lange Rede und Antwort zu stehen. Eigentlich waren ihm solche Fragen, wie sie Elisabeth stellte, nicht unangenehm, aber die letzte Nacht steckte ihm in den Gliedern. Eine Nacht, in der er weit zu gehen und viel zu wenig Schlaf bekommen hatte.
    Elisabeth zögerte, dann fasste sie sich ein Herz. „Aber wenn vor Gott die Menschen gleich sind, dann sollten sie das untereinander doch erst recht sein, oder?“
    Der Pfarrer schmunzelte. „So einfach ist das nicht, mein Kind.“ Dann fuhr er belehrend fort: „Wer soll denn kämpfen, wenn alle Bauer sind? Wer soll ernten, wenn alle Landvogt sind? Wer soll regieren, wenn alle König sind?“
    Elisabeth blickte ihn enttäuscht an, aber Bichter sprach unbeirrt weiter. „Ein jeder hat seine Bestimmung, und davon abzuweichen ist weder der Wille des Herrn noch der Weg zur Erlösung.“
    „Und das gilt auch für –“ Elisabeths Stimme wurde leise, „für – “
    Kajetan Bichter hörte auf zu kehren und stützte sich auf den Besen. „Das gilt für alle und alles“, unterbrach er sie schroff. „Ohne Ausnahme.“
    Ein paar Augenblicke herrschte Stille. „Ihr habt sicher Recht“, sagte Elisabeth kleinlaut.
    Bichter taten seine harten Worte leid. „Elisabeth“ – er machte eine entschuldigende Handbewegung – „Elisabeth, es –“
    „Nein, nein, es ist schon so, wie Ihr es gesagt habt.“ Sie straffte sich sichtbar. „Für alle und alles. Ohne Ausnahme.“ Elisabeth bekreuzigte sich und lief mit einem leisen
Grüß Gott
aus der Kirche, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Nachdenklich blickte ihr Bichter nach. Das Mädchen tat ihm leid, aber ihr Vater war nun einmal einer der größten Bauern seiner Gemeinde, und sein Wort hatte Gewicht.
    Außerdem musste er selbst sich um Wichtigeres kümmern, nämlich um die Menschen, die wirklich seiner Hilfe bedurften. Kajetan Bichter dachte an die letzte Nacht.
    Allmächtiger, steh ihnen bei
.
    Der Pfarrer seufzte, dann fuhr er fort, den Boden des Gotteshauses zu kehren.

XI
    In den nächsten Tagen, als Johann und Albin gemeinsam auf dem Hof arbeiteten, den Stall sauber hielten, das Vieh fütterten und Brennholz schlugen, beherrschte Elisabeth Johanns Gedanken.
    Er freute sich auf die gemeinsamen Mahlzeiten und vor allem auf die Abende, wenn sie alle zusammen waren und er Elisabeth in unbeobachteten Momenten ansehen konnte. Wenn dann alle in der Stube saßen, wenn nach dem Rosenkranz die Männer rauchten und Spanscheite schnitzten und Elisabeth und Sophie an den Spinnrädern saßen, wenn der eisige Wind um den Hof heulte, das Holz im warmen Ofen knisterte und das Kienholz, das in den Nischen an der Wand glomm, seinen harzigen Duft verbreitete und ein gedämpftes Licht warf – dann hätte Johann sich fast dazu hinreißen lassen, das ganze Dorfleben für eine zwar harte, aber heile Welt zu halten.
    Wenn nicht –
    Wenn nicht das
Ave Maria
gewesen wäre, mit dem ominösen Zusatz. Johann schien es, als würde dieser Satz das ganze Leben der Dorfbewohner beherrschen, ob bei der Arbeit, an den freien Tagen oder in der Kirche.
    „Heilige Mutter Gottes, behüte uns vor der Bedrängnis und beschütze uns vor ihnen. Amen.“
    Vor wem sollte die Mutter Gottes die Dorfbewohner beschützen?
    Nun, er würde es herausfinden.
    „O Herr, vergib uns unsere Sünden …“
    Es war Sonntag, und die Dorfbewohner wohnten der heiligen Messe bei. Johann stand mit den anderen Knechten und Mägden hinter den vollbesetzten Sitzreihen, wo die Bauern und ihre Frauen saßen. Rechts saßen die Männer, links die

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