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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach
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Leichen, manche bereits völlig verwest. Er fragte sich, was hier vorgefallen war und woher die Toten kamen, denn es gab weit und breit kein Dorf.
    Johann bemerkte, dass bei manchen der Leichen Schuhe und Kleidung fehlten. Er hatte in seinem Leben viel gesehen, aber dieser Anblick schnitt ihm ins Herz: der einsame Wald, die Totengrube, die nackten Körper – es wirkte, als hätte jemand die Leichname achtlos weggeworfen und wie Unrat entsorgt.
    Eine Leiche lag auf dem Bauch vor ihm, die Joppe in Fetzen, auf dem Rücken waren drei tiefe Einstiche zu erkennen. Nicht so breit wie von einem Messer, eher von einer Lanze.
    Oder von einer Heugabel.
    Die Erkenntnis traf ihn wie ein Steinschlag. Er war an seinem Bestimmungsort angelangt – zumindest, wenn es nach dem Bauern von gestern Nacht ging. Johann war offensichtlich nicht sein erstes Opfer gewesen, nicht der Einzige, den er bestehlen und dann beseitigen wollte. Die armen Teufel hier in der Grube würden das bezeugen. Johann ärgerte sich jetzt, dass er mit diesem Schwein nicht sofort kurzen Prozess gemacht hatte.
    Er stand auf und konnte mindestens sieben – nein, neun – Tote ausmachen: Weiter hinten ragten noch der Kopf einer Frau und die Hand eines Kindes aus dem Laub.
    Dieser Hundesohn!
    Johann bekreuzigte sich und wollte eben nach oben klettern, als ihm ein großes Stück Leder auffiel, das den Leichnam neben ihm bedeckte. Er zog daran, ein hervorragend gearbeiteter, wenn auch schon ein wenig abgegriffener Ledermantel kam zum Vorschein. Es war ein weit besserer Schutz gegen die Kälte als seine eigene Bekleidung, und der Tote würde es ihm wohl nicht neiden. Ohne zu zögern zog sich Johann den schweren Mantel über und schnürte ihn zu. Dann kletterte er mühsam den steilen Abhang nach oben, jede Wurzel als Halt nutzend.
    Außer Atem erreichte er den Rand der Grube und zog sich heraus. Er stand auf, blickte noch einmal in das feuchte Grab zurück und bekreuzigte sich erneut.
    Dann setzte er seinen Weg fort.

III
    Wie lange war er schon in diesem gottverfluchten Wald unterwegs? Es gab keinen Weg, das Unterholz war verspießt und gefährlich und ließ ihn nur sehr langsam vorwärts kommen, außerdem schien das Tal immer enger zu werden.
    Aber es gab kein Zurück. Das würde er nicht mehr schaffen, nicht mit seiner Verwundung. Seine einzige Chance war, aus dem Wald heraus in ein anderes Tal zu kommen und ein Dorf oder wenigstens einen Bauernhof zu finden.
    Einmal büßt du, List. Der Tag wird kommen
.
    Eine andere Stimme – eine, die er eigentlich nie mehr hatte hören wollen. Dass sie sich gerade jetzt meldete, schien ihm ein böses Omen. Vielleicht ist die Zeit da, sagte er sich, vielleicht sollte er sich einfach hinsetzen und abwarten.
    Gerade als seine Gedanken am düstersten waren, begann sich der Wald vor Johann zu lichten, eine Gebirgskette lugte zwischen den Stämmen hindurch. Johann stieß innerlich einen Freudenschrei aus, zwängte sich hastig zwischen den letzten Bäumen hindurch und schob einen verdorrten Haselnussbusch auf die Seite.
    Die imposanten Berge Tyrols entfalteten sich vor ihm, sie reichten, so weit das Auge sehen konnte. Die verschneiten Gipfel waren von schweren Wolken verhangen, aus den Wäldern, die bis fast an die Schneegrenze heranreichten, dampfte der Nebel, als würden sie atmen.
    Eine raue, urwüchsige, aber traumhaft schöne Landschaft.
    Deine Heimat
.
    In der Ferne konnte Johann vereinzelt Falken ausmachen, die lange Kreise zogen und auf Beute spähten. Weit und breit waren weder ein Dorf noch ein Gehöft zu sehen, dennoch erfüllte Johann ein erhebendes Gefühl: Für einen Augenblick war ihm, als wäre er Herr über das ganze Land vor ihm.
    Was natürlich nicht stimmte – niemand konnte dieses Land beherrschen. Nicht der Kaiser, nicht bayerische Invasoren, ja, nicht einmal die Tyroler selbst hatten der gewaltigen Natur etwas entgegenzusetzen.
    Johann zog sich den Kragen seines Mantels hoch und stieg talwärts.
    Die Wiesen waren vom Dauerregen rutschig geworden und verhinderten so einen zügigen Abstieg. Immer wieder sah Johann sich um und hielt Ausschau nach einer Unterkunft, doch es schien, als wäre das gesamte Gebiet entvölkert, nicht einmal Hochalmen waren zu finden.
    An der schmalen Talsohle angelangt, setzte Johann sich auf einen großen, vermoosten Stein, über den eine verwachsene Kiefer wachte. Er versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Von dem fast euphorischen Gefühl, das er vorhin noch verspürt hatte, war nichts

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