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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach
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eingesetzt.
    Johann griff zitternd nach seinem Messer und redete sich ein, dass es nicht mehr schlimmer werden könne.
    Lügner
.
    Sorgfältig wischte er die Klinge an seiner Hose ab, dann schnitt er die Verkrustung auf. Der Schmerz trieb ihm sofort wieder den Schweiß auf die Stirn und Tränen in die Augen, er atmete schwer, verharrte. Dann nahm er einen Holzspan und schob ihn in den Mund, seine Zähne bohrten sich in das morsche Faserwerk.
    Er spreizte mit seiner linken Hand die Wunde, seine Finger bohrten sich suchend in vereitertes Fleisch, tiefer und tiefer …
    Lichtblitze begannen vor seinen Augen zu tanzen, Johann wusste, dass er dies nicht mehr lange durchstehen konnte. Schließlich, nach einer schieren Unendlichkeit und dem Kollaps nahe, zog er heraus, wonach er gesucht hatte: den abgebrochenen Span der Heugabel.
    Angewidert warf Johann den blutigen Splitter weg, dann spuckte er das jetzt nutzlose Holzstück aus – er hatte es in seinem Schmerz glatt durchgebissen. Die Wunde begann wieder heftig zu bluten, aber das war gut, so würde sie wenigstens leidlich gereinigt werden. Die Stelle lag ungünstig, er konnte sie nicht einmal anpinkeln, um sie zu desinfizieren, eine Praktik, von der ihm ein Bergmann aus Schwaz berichtet und die ihm schon oft geholfen hatte. Aber dafür war es wahrscheinlich ohnehin schon zu spät.
    Johann suchte den saubersten Flecken auf seinem notdürftigen Verband und presste ihn auf die Wunde. Nachdem er sich mit letzter Kraft wieder angezogen hatte, deckte er sich mit seinem Mantel zu und kauerte sich in eine Ecke.
    Er spürte die Kälte, die durch den Bretterboden aufstieg und war sich sicher, dass er kein Auge zumachen würde.
    Wenig später schlief er tief und fest.

IV
    Er stand vor einer Wand aus weißem Pulverdampf, eine Kakophonie aus Geschrei, Explosionen und Trommelwirbel umgab ihn, wurde immer lauter und verstummte in einem gleißenden Blitz
.
    So erdrückend und unerträglich Johann den Lärm empfunden hatte, so grausam schien ihm nun diese absolute Stille
.
    Gestalten zeichneten sich im Nebel ab, die dann genauso schnell verschwanden, wie sie aufgetaucht waren. Johann fühlte sich alleine, aber nicht fremd. All das hatte etwas Vertrautes, etwas, das zu benennen ihm jetzt die Worte fehlten. Er hielt den Atem an, etwas schien auf ihn zuzukommen, es sah aus wie

    Johann erwachte schweißgebadet, er zitterte am ganzen Leib. Sein Atem ging stoßweise, bildete weiße Wolken, die wie Rauchzeichen in der eisigen Luft aufstiegen und sich gleich wieder verflüchtigten. Johanns Blick fiel auf das Regenwasser, das gestern Nacht eine Pfütze vor ihm auf dem Bretterboden gebildet hatte – es war gefroren. Dann sah er in der gegenüberliegenden Ecke einen großen Haufen Schnee.
    Der Winter war angebrochen.
    Johann stand hastig auf, schwankte aber und musste sich an dem Holzträger über ihm festhalten. Die linke Seite seines Körpers glühte, er hörte das Blut in seinem Kopf rauschen, spürte, wie Arme und Beine schwächer wurden, ihm den Dienst zu versagen drohten.
    So kann es nicht enden, so darf es nicht enden – reiß dich zusammen! Fass dir ein Ziel!
    Das tat Johann. Er konzentrierte sich auf sein heutiges Ziel – eine feste Unterkunft, wo er gesund werden konnte. Obwohl Tyrol dünn besiedelt war, gab es in diesen Tälern doch hin und wieder eine kleine Siedlung, ein Bergdorf oder zumindest eine Ansammlung von Weilern oder Hochalmen.
    Dann los!
    Johann drückte sich mit einem Ruck vom Träger weg, öffnete den Verschlag und blickte hinaus. Es hatte gut eineinhalb Ellen hoch geschneit, und der graue Wolkenhimmel schüttete die Schneeflocken noch immer aus, als hätte Gott alle Schleusen geöffnet. Dick tanzten die Flocken durch die Luft und hüllten alles in ein gleißend helles Kleid.
    Johanns Mut sank, als er die frische Schneedecke sah. Jetzt würde jeder Schritt noch mühsamer werden. Aber es half nichts, er musste weiter.
    Johann packte sein Bündel und trat aus dem Heustadl hinaus. Nach wenigen Schritten schon sank er tief in den Schnee. Kälte drang durch seine zerschlissenen Stiefel, seine Zehen wurden taub.
    Das würde ein schlimmer Tag werden.
    Johann drehte sich um, blickte ein letztes Mal auf den Stadl, der ihm zumindest für eine Nacht Unterkunft gegeben hatte. Gerade als er sich auf den Weg machen wollte, fiel ihm eine Schnitzerei im Pfosten oberhalb der Tür auf. Hier hatte jemand sorgfältig mit einem Stechbeitel einen Kreis geschlagen, doch anstatt ihn nur

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