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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach
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Franz, „ihr solltet uns dankbar sein. Schau her!“ Er kniete sich zu dem Toten hin und fetzte ihm den Rock vom Oberkörper. Als der Soldat den nackten Oberkörper seines Kameraden sah, verstummte er entsetzt.
    Die anderen wirkten gefasster, aber der Anblick schockierte auch sie: Tiefe, schwarze Verästelungen hatten sich schlangengleich über die gesamte Brust ausgebreitet.
    Dem Soldaten schien es, als würden sie pulsieren. „Das ist Teufelswerk!“, schrie er, „Ihr habt ihn verhext!“
    Aber sie beachteten ihn nicht. „Der Herrgott steh’ uns bei!“, flüsterte Buchmüller und bekreuzigte sich.
    „Hol den Pfarrer!“, befahl Riegler Josias Welter. Der nickte und rannte aus der Schenke.
    Wenige Augenblicke später stürmte ein Trupp Soldaten die Schenke, unter ihnen der alte Albrecht.
    Die Bauern hoben die Hände.
    Albrecht kniete sich bei der Leiche des Soldaten nieder. Er schloss ihm die Augen, verharrte kurz, dann stand er auf. Er musterte Karrer, Riegler und die anderen eiskalt, dann gab er mit ruhiger Stimme den Befehl.
    „Raus mit dem Gesindel! Auf den Dorfplatz!“

XXVII
    Fast das ganze Dorf hatte sich auf dem Kirchplatz versammelt. Die nicht gekommen waren, blickten neugierig, aber ängstlich aus ihren kleinen Fenstern.
    Zwei Gruppen standen sich auf dem Platz gegenüber. Auf der einen Seite die Dorfbewohner mit Benedikt Riegler und Franz Karrer an der Spitze, auf der anderen die bayerischen Soldaten, voran ihr Kommandant.
    Dazwischen lag der tote Soldat im Schnee.
    Bis auf ein Murmeln unter den Dorfbewohnern war es still, nur das Rauschen des kalten Windes war zu hören, der von den Bergen herabfegte.
    Das Gesicht des Kommandanten war starr, als er Riegler ansah. „Was war hier los? Sprich!“
    Bevor Riegler etwas sagen konnte, kam ihm Franz zuvor. Wütend rief er „Eure Leut haben die Gottesgeißel! Schaut sie Euch an, bald werdet ihr alle so aussehen wie der da!“ Er zeigte auf den toten Soldaten und die Verästelungen auf dessen Brust.
    „Er hat Recht, euch kann nur mehr der Herr retten!“, sagte Josias Welter.
    „Schweigt! Schweigt, ihr abergläubisches Gesindel! Alles was ich seh, ist mein erschlagener Soldat!“ Die Stimme des Kommandanten dröhnte über den Platz.
    Alle verstummten erschrocken.
    „Erlöst hat er ihn!“, flüsterte die alte Salzmüller trotzig.
    Der Kommandant fuhr herum. „Was hast du gesagt, alte Vettel?“
    Sie erwiderte seinen Blick, küsste zwei ihrer Finger und machte das Zeichen gegen das Böse. Dann spuckte sie ihm vor die Füße.
    Der Kommandant wurde weiß im Gesicht, seine Hand fuhr zum Säbel. „Dir alten Hex werd ich gleich –“
    „Beruhigt euch. Beruhigt euch alle!“ Kajetan Bichter hatte diese Worte gesprochen, er eilte zum Kommandanten hin. „Bitte. Ihr wisst ja nicht, wovon Ihr redet. Wer sich einmal mit der Gottesgeißel ansteckt, der wird wie die da oben.“ Er zeigte mit zitterndem Finger in die Wälder oberhalb des Dorfes. „Schaut Euch doch den Toten näher an. Seht Ihr die schwarzen Verästelungen? Dies sind die untrüglichen Vorzeichen der Geißel.“
    Jetzt wandte sich Benedikt Riegler an den Kommandanten. „Seid ihr kurz vor unserem Dorf jemandem begegnet?“
    Der Kommandant nickte. „Ja, nach Einbruch der Dämmerung, auf eine vermummte Gestalt – wir wollten nur fragen, ob er sich hier auskennt. Gesagt hat er nichts, stattdessen hat er uns attackiert.“ Er machte eine kurze Pause. „Das Letzte, was er getan hat.“
    Kajetan Bichter schüttelte den Kopf. „Dazu hattet Ihr kein Recht.“
    Der Kommandant trat ganz nahe zu ihm hin. „Hört gut zu, Pfarrer, niemand greift meine Soldaten straffrei an. Und
niemand
stellt meine Entscheidungen in Frage! Wenn ich so etwas zuließe, würden meine Männer, für die ich die Verantwortung trag, auf dem Schlachtfeld keine Stunde überleben.“ Er trat zurück, seine Stimme hallte über den Platz. „Als wir in euer Dorf gekommen sind, hab ich da nicht eindeutig klargestellt, wie wir uns gegenseitig verhalten sollen?“ Er sah die Dorfbewohner an. „Wir haben uns daran gehalten, ihr nicht.“
    Dann stellte er sich neben den toten Soldaten. „Wer von euch war’s? Wer hat meinen Soldaten erschlagen?“
    Schweigen.
    Der Kommandant drehte sich um und blickte zu dem Soldaten, der die Tat gemeldet hatte. Dieser zeigte wortlos auf Franz Karrer. Als sich der Kommandant Franz zuwandte, machten die anderen Dorfbewohner unwillkürlich einen Schritt von ihm weg.
    Franz blieb bleich, aber gefasst

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