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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach
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Der Großvater streichelte ihr über die Schulter.
    Elisabeth faltete die Hände und schloss die Augen.
    „Vater im Himmel, lass sie heil wieder zurückkehren …“
    Alles würde Elisabeth dafür geben. Wirklich alles. Wie könnte Gott etwas anderes zulassen? Sie hatte ein redliches und christliches Leben geführt, war immer in die Kirche gegangen, und –
    In die Kirche.
    Zum Pfarrer.
    Erinnerungen blitzten vor ihren Augen auf.
    Johann, der den Pfarrer an jenem Tag in das Kloster verfolgt hatte. „Der Pfarrer verschweigt euch allen etwas.“
    Das Gesicht von Bichter, verzweifelt, der Blick ins Leere gerichtet. „… die rechte Sache wird bestehen …“
    Das Bild des Pfarrers, wie er aus der Sakristei auftauchte und die Tür sorgfältig mit dem schweren Schlüssel verschloss.
    Elisabeth riss die Augen auf. „Bin bald wieder da!“ Sie sprang auf, nahm ihre Strickweste und stürmte aus der Stube.
    Verdutzt sah ihr der Großvater nach und schüttelte den Kopf. „Närrisches Madel.“
    Die dichten Nadelbäume ließen nur wenig Licht durch, dafür schützten sie vor dem tobenden Sturm. Immer wieder sauste eine Ladung Schnee von den Wipfeln, die vom Wind gebeutelt wurden, und ergoss sich auf den Waldboden und die Männer.
    Die Formation des Trupps hatte sich aufgelöst, die Männer suchten sich jeder selbst einen Weg durch die verkrüppelten Bäume. In regelmäßigen Abständen blieben die Soldaten im verspießten Wurzelwerk hängen, das von einer dünnen Schneeschicht hinterhältig getarnt war, und stürzten fluchend zu Boden. Die Bauern hingegen stiegen über alle unsichtbaren Fallen hinweg, sie waren das Aufsteigen im Winterholz gewohnt.
    „Eure Soldaten werden sich noch alle Knochen brechen“, stichelte Riegler in Richtung des Kommandanten. „Vielleicht sollten wir doch besser –“
    „Halt’s Maul, Bauer!“ Missbilligend beobachtete der Kommandant seine Männer, ärgerte sich über ihre Ungeschicklichkeit.
    Der Nebel wurde immer dichter, bis die Sicht kaum mehr als zehn Schritte betrug. Der alte Albrecht sah besorgt in die weiße Wand vor ihnen. „Ich werd vorauslaufen, sonst rennen wir hier noch in einen Hinterhalt.“
    „Ist gut, Albrecht“, entgegnete der Kommandant, „aber lass dich nicht überraschen.“
    Der Adjutant nickte knapp, dann eilte er davon und wurde von der Nebelwand verschluckt.
    Elisabeth lief durch den Schneesturm, sie ignorierte die Kälte, fixierte eisern ihr Ziel: die kleine Kirche am Ende des Dorfes.
    Wo es vielleicht einen Hinweis gab, warum der Pfarrer hinaufgestiegen war. Zu
ihnen
.
    Etwas, das die Verbindung zwischen ihm und
ihnen
erklärte. Vielleicht lag in dieser Verbindung sogar die Lösung, vielleicht konnte man so ein besseres Zusammenleben zwischen dem Dorf und
ihnen
ermöglichen.
    Vielleicht war dies alles nur ein Hirngespinst – aber es war einen Versuch wert, und allemal besser, als untätig in der warmen Stube zu sitzen.
    Sie passierte den Kirchplatz, dann die zugeschneiten Grabsteine und stürmte auf die Eingangstüre zu. Mit einem heftigen Stoß drückte Elisabeth sie auf.
    Düster lag das Kirchenschiff vor ihr.
    Hilf mir, Gott. Leite mich
.
    Sie betrat die Kirche.
    Albrecht blieb stehen, blickte hinter sich. Das Knacken brechenden Holzes und das Klirren des Kampfgeschirrs verrieten auch einem Blinden, dass hier ein Trupp im Anmarsch war.
    Er schüttelte den Kopf. Sollte sie da oben wirklich das Unaussprechliche erwarten, wie es die Bauern beteuerten, dann würden sie sich schon von weitem verraten. Aber in den Wäldern vor ihnen war nichts, davon war Albrecht überzeugt. Märe und Aberglaube, die mit der Zeit immer mehr aufgebauscht wurden, waren eine Spezialität der Landbevölkerung.
    Und wenn sie nichts finden würden – Albrecht wusste, dass sein gesamter Trupp des Totschlagens müde war, aber wahrscheinlich würde der Kommandant ein Exempel statuieren.
    Statuieren müssen.
    Albrecht blickte wieder nach vorn, stutzte: Undeutlich konnte er etwas im Nebel erkennen, es schien zwischen den Baumgruppen vor ihm zu hängen … Er beschleunigte seine Schritte, umfasste seinen Säbel.
    Umrisse verdichteten sich. Bäume. Und dazwischen –
    Der alte Kämpfer, der schon so viel gesehen hatte, blieb stehen, sein Säbel fiel in den Schnee.
    Das Unaussprechliche war eingetreten.

XXXV
    In Inneren der Kirche war es genauso kalt wie draußen. Elisabeths Atem vermischte sich mit dem Dunst aus Weihrauch und Kerzenruß, der in der Luft lag. Langsam ging sie die Reihen

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