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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach
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der Kirchenbänke ab.
    Nichts.
    Sie war am Altar angekommen. Außer der fein gewobenen Schmuckdecke, einem schweren Kerzenleuchter und der Marienstatue befand sich nichts auf dem steinernen Aufbau, und auch dahinter konnte sie bis auf einen Holzschemel nichts finden. Verzweifelt blickte sie sich um: Sie war sich so sicher gewesen, dass sie mit ihrer Intuition richtig lag. Aber hier gab es nichts, die Kirche war genauso leer wie –
    Elisabeth stutzte.
    Die Sakristei. Sie hatte sie noch nie betreten, der Raum war allein dem Pfarrer vorbehalten.
    Zaghaft ging Elisabeth auf die Tür zu, aus der ein großer, schmiedeeiserner Griff und ein Schloss ragten. Sie hielt einen Moment lang inne und lauschte.
    Niemand zu hören.
    Ihr Herz schlug schneller. Die Tür vor ihr strahlte etwas Verbotenes aus. Elisabeth hatte das Gefühl, dass sich bei der kleinsten Berührung unter ihr die Erde auftun und sie verschlucken würde, um ihr das letzte Geleit ins Purgatorium zu geben.
    Sie hielt den Atem an, tippte dann kurz an die Tür.
    Nichts geschah.
    Sie fasste sich ein Herz und drückte die Klinke. Nach einem schier endlos langen Quietschen passierte – nichts.
    Die Tür war versperrt.
    „Herkommen! Schnell!“ Albrechts Stimme schnitt durch den Nebel, die Männer liefen in seine Richtung.
    Bis sie unwillkürlich erstarrten, sahen, was er gesehen hatte.
    Ihre
Warnung.
    Es war Albin, besser gesagt, das, was
sie
zurückgelassen hatten.
Sie
hatten ihn zwischen zwei Baumstämmen aufgespannt, wie ein Fell zum Trocknen. Grobe Seile streckten seine Gelenke, die Kleidung war mit Blut vollgesogen und in Fetzen gerissen. Der Kopf hing leblos herab, der Hinterkopf war stark eingedrückt. Seine Haut hatte jegliche Farbe verloren, unter Nase und Kinn hingen Eiszapfen.
    Er war also noch eine Zeit lang am Leben gewesen, nachdem man ihn aufgeknüpft hatte.
    Und dann unter unsäglichen Schmerzen erfroren.
    Johann war geschockt, ebenso die Dorfbewohner. Aber auch die Soldaten waren von dem grausamen Bild nicht unberührt.
    Der Kommandant schnappte sich Benedikt Riegler und zerrte ihn vor Albin. „Was zum Teufel ist das da?“ Er drehte seine Faust, die den Kragen von Riegler fasste. Dem wurde die Kehle eng, er begann zu wimmern.
    „Wessen Teufelei ist das?“, brüllte ihn der Kommandant erneut an. Die Dorfbewohner blickten betroffen zu Boden, keiner wagte, einen Mucks von sich zu geben.
    Kajetan Bichter umklammerte sein Eisenkreuz. „Es ist ein Zeichen vom Herrgott.“
    Der Kommandant ließ Riegler fallen und schritt auf den Pfarrer zu. „Habt Ihr mir was zu sagen, Hochwürden?“
    „Es ist Sein Zeichen. Wir sollten hier umkehren.“
    „Wollt Ihr damit sagen, dass der Allmächtige selbst diesen armen Tölpel hier aufgeknüpft hat? Als Warnung für uns?“
    „Nun, bestimmt nicht höchstpersönlich, aber –“
    „Jetzt hab ich aber die Schnauze voll von Eurer Geheimnistuerei! Wir gehen jetzt den Berg rauf und werden uns wem oder was auch immer stellen! Und wenn wir nichts vorfinden sollten, dann werdet Ihr, Herr Pfarrer, der Erste sein, der seinem Schöpfer
höchstpersönlich
gegenübertritt, und alle eure Schäfchen werden euch folgen! Verstanden?“ Das Gesicht des Kommandanten war krebsrot vor Zorn, seine Halsschlagadern traten pochend hervor.
    „Zuerst holen wir den Albin da runter.“
    Johanns Worte waren leise, aber bestimmt. Und gleichzeitig der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
    „Nichts dergleichen werden wir tun!“, fuhr Albrecht Johann an, während sich der Kommandant Johann langsam zuwendete und die Hand auf den Griff seines Säbels legte.
    Johann beachtete die beiden nicht, er blickte die Bauern und Knechte an. „Er war mein Freund.“ Johann machte eine kurze Pause. „Er war euer Freund. Ein redlicher Knecht. Er hat sich so ein Ende nicht verdient. Holen wir ihn herunter und bestatten wir ihn, wie es der Herrgott von uns verlangt.“
    Ein zustimmendes Gemurmel ging durch die Bauern, die Soldaten wurden unruhig. Der Kommandant, dem es endgültig reichte, zückte seinen Säbel und drückte ihn gegen Johanns ledernen Kehlschutz. „Schmied – das vorhin war ein Befehl! Und glaub ja nicht, dass ich deine Lederhaut nicht durchstoßen könnt!“
    Johann wusste, dass jeder weitere Widerspruch die Situation kippen würde.
    Es war also wieder einmal so weit
.
    Kein Zurück
.
    Blitzschnell schoss er am Säbel vorbei, drehte sich geschmeidig hinter den Kommandanten, packte diesen am Schopf und drückte ihm seine Axt

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