Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)
Fischart. Wir sehen uns im Jenseits wieder.
Von Freising spürte die Trauer des Preußen und seiner Freunde, aber auch die Unsicherheit von Sophie und den anderen. Im Gegensatz zu ihnen war er von Hoffnung erfüllt. Sie waren am Leben, hatten ihre Gegner besiegt. Der Herr hatte ihnen beigestanden, und er würde ihnen auch weiterhin beistehen, davon war der Jesuit überzeugt. Jeder Zweifel, den er seit den Ereignissen in Wien verspürt hatte, war verflogen.
Wenn die Ausgestoßenen an diesem Ort alle Widrigkeiten, die jahrzehntelange Isolation in den Wäldern und die wiederholten Angriffe von außen überstanden hatten, war alles möglich.
Vielleicht sogar ein Leben, das diesen Namen verdiente.
Herr, steh Johann und Elisabeth bei. Lass sie das größte Geschenk, das es für diese Menschen hier gibt, bringen.
Wind kam auf, raschelte geheimnisvoll zwischen den Gräbern.
Von Freising trat vor und machte ein Kreuzzeichen über den Särgen. Dann wandte er sich den anderen zu. Als er sprach, war seine Stimme klar und voller Zuversicht. „Wir trauern heute um unsere Freunde, die mit uns den Kampf gegen das Böse geführt haben.“ Er machte eine Pause. „Lasset uns auch weiterhin auf den Herrn vertrauen, denn er war mit uns, als wir uns dem Tod gestellt haben, und er wird auch weiterhin mit uns sein. Es ist sein Wille, dass ihr lebt.“
Er ließ den Blick über die Versammelten schweifen. „Wir werden einige Zeit bei euch bleiben“, fuhr er fort, „und euch bei allen Arbeiten helfen, ob bei Tag oder bei Nacht.“
Nun glitt ein Schimmer der Hoffnung über die Gesichter der Ausgestoßenen.
„Seid also nicht verzagt. Und nun gedenkt mit mir der tapferen Männer, die für uns gestorben sind.“ Der Jesuit faltete die Hände, alle taten es ihm gleich.
„Darum lasset uns nun beten …“
LXXXIII
Johann, Elisabeth und Wolff standen vor einer Weggabelung, ihre Pferde hatten sie an einen hölzernen Wegweiser gebunden.
Johann und Wolff waren wieder in zivil gekleidet. Ihre Wunden waren verarztet, die Beutel mit Proviant vollgestopft. Und obwohl Johann all das bezahlt hatte, war das Geld Graf von Bindens noch immer nicht gänzlich aufgebraucht.
„Was wirst du in Wien berichten?“, fragte Johann.
„Die Wahrheit“, antwortete Wolff todernst. „Dass ich als Einziger meines Trupps mit dem Leben davongekommen bin, aber trotzdem meinen Auftrag lückenlos erfüllt habe. Gamelin ist tot, die Kranken ebenso.“ Er blickte zu Elisabeth. „Ausnahmslos.“
Johann lächelte, dann umarmte er seinen Freund. „Mein aufrichtiger Dank ist dir gewiss.“
„Es war mir eine Ehre.“ Wolff drückte Johann an sich, dann gab er Elisabeth einen Handkuss.
Diese sah ihn verwundert an, packte ihn und umarmte ihn herzlich. Zum Abschied drückte sie ihm einen Kuss auf den Mund. „Ohne dich wäre es nicht gelungen. Danke.“
Wolff war gerührt, ließ sich aber nichts anmerken und zwinkerte ihr zu. Dann band er seinen Rappen los, schwang sich auf seinen Rücken und gab ihm die Sporen.
„Und solltest du von der Stadt die Nase voll haben, dann weißt du ja, wo du uns findest“, rief ihm Johann nach.
„Ich werd meine Liebchen fragen!“
In enger Umarmung blickten Johann und Elisabeth Wolff nach, bis er am Horizont verschwunden war.
Sanft strich Johann über Elisabeths Gesicht, dann glitt seine Hand über ihre Brust auf den gewölbten Bauch. „Ich bin so glücklich.“
„Pater von Freising hat dir also von unserem Kind erzählt?“
Johann lächelte verschmitzt und schwieg.
„Aber was, wenn es auch die Krankheit hat?“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Ich hab solche Angst, Johann.“
Ohne darauf einzugehen ging dieser hinter den Wegweiser und begann, mit den Händen im Boden zu graben. Nach einiger Zeit zog er eine verkorkte Flasche, in die Papier gerollt war, aus dem Erdloch und hielt sie Elisabeth hin.
Diese betrachtete Flasche und Inhalt argwöhnisch.
Johann entkorkte die Flasche und holte das Papier heraus. Elisabeth griff die Seiten und überflog sie. „Was ist das?“
„Das ist unsere Hoffnung. Im Kloster Altmarienberg haben sie nach einer Heilung für die Krankheit geforscht und angeblich zumindest eine Linderung gefunden.“
Elisabeths Augen leuchteten auf. „Woher weißt du das alles?“
Johann küsste sie auf die Stirn. „Das ist eine lange Geschichte. Zunächst müssen wir aber zurück in dein Dorf reiten.“
Elisabeth erstarrte.
„Vertrau mir, mit etwas Glück und Gottes Hilfe wird auch dort
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