Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)
hatte er seinen Freund nicht mehr so glücklich gesehen.
Das hätte Josefa auch gefallen, kam ihm in den Sinn. Er blickte zu Elisabeth, die die beiden ebenfalls betrachtete und wohl Ähnliches dachte.
Sophie ging zur Nische und holte das Buch Morbus Dei heraus. Nachdem sie es auf den Altar gelegt hatte, sah sie zu Johann. „So, wie du es gewünscht hast.“
„Was ist das?“, fragte der Preuße und blätterte das Buch durch. Er verzog das Gesicht, als er die Abbildungen der Krankheit sah.
„Etwas, das wir nicht mehr brauchen“, meinte von Freising.
Johann tauschte mit Elisabeth einen kurzen Blick aus. „Wir werden sehen“, sagte er und nahm das Buch an sich.
Sie gingen zum Eingang zurück, sahen auf die Wälder hinab, die in der Abenddämmerung vor ihnen lagen.
„Und du bist dir sicher?“, fragte Johann den Preußen.
Der nickte. „Sicherer war ich mir noch nie. Dieses Dorf braucht jemanden, der es führt.“
„Du darfst mir eh ein wenig helfen“, stichelte Sophie.
Der Preuße schmunzelte. „Da hab ich mir ja was aufgehalst.“
Johann schlug ihm auf die Schulter. „Du schaffst das schon.“ Dann sah er von Freising an. Der Jesuit starrte gedankenverloren auf den Schatten des Kreuzes, der sich auf den Bäumen vor ihnen abzeichnete.
„Pater, was werdet Ihr jetzt tun?“
Von Freising zögerte, dann wandte er sich ihnen zu. „Ein Unrecht ist verhindert. Aber ich werde weiterziehen und versuchen, all jenen, die wie Sovino im Namen des Herrn morden, Einhalt zu gebieten. Das bin ich Lukas Holzner und den Seinen, die in den Gruben gestorben sind , schuldig.“
„Diesen Krieg könnt Ihr nicht gewinnen“, sagte Johann.
„Den Krieg vielleicht nicht. Aber er besteht aus vielen einzelnen Gefechten, und in einem haben wir schon gesiegt. Wir werden sehen, was das nächste bringt.“ Seine Stimme war entschlossen und verriet den unumstößlichen Entschluss.
„Ich habe jetzt schon Mitleid mit denen, gegen die ihr zieht“, bemerkte der Preuße. „Und wenn Waffen gegen Eure Feinde nutzlos sind, gebt ihnen Euren Schnaps. Eines von beiden kriegt jeden klein.“
Von Freising lächelte, dann wurde sein Gesicht wieder ernst. Er blickte sie alle an. „Noch ist nicht die Zeit des Abschieds. Trotzdem möchte ich euch hier, wo alles begonnen hat, danken. Wir haben viel miteinander durchgemacht, und ich wünsche euch“, er blickte zu Elisabeth, „und euren Nachkommen alles Glück und den Beistand des Herrn.“
Elisabeth ging zu dem Jesuiten und umarmte ihn. Als sie aufblickte, hatte sie Tränen in den Augen. „Ich verdanke Euch so viel. Ich werde immer für Euch beten.“
Er strich ihr über das Haar. „Ich werde ebenfalls für euch beten. Und besonders für euer Kind, das in einer hoffentlich besseren Welt aufwächst.“
Sie lösten sich voneinander.
Johann streckte von Freising die linke Hand hin. „Wann immer Ihr Hilfe benötigt – mein Haus und mein Waffenarm stehen Euch zur Verfügung.“
Lächelnd schüttelte ihm der Jesuit die Hand. „Sei vorsichtig mit deinen Worten, Johann List. Einen zweiten Arm könnte ich gut gebrauchen.“
„Wenn Ihr nicht zu viel frömmelt, könnt Ihr natürlich auch mit meiner Hilfe immer rechnen, Pater“, grinste der Preuße.
Der wandte sich an Sophie. „Waren es drei oder fünf Vaterunser?“
Die blickte den Preußen an. „Nun, wenn Ihr mich so fragt …“
„Ich bin ja schon ruhig. Außerdem sollten wir jetzt gehen, im Dorf warten sie sicher schon auf uns“, sagte der Preuße hastig.
Sophie zwinkerte ihm zu, dann stieg sie den felsigen Pfad hinab. Die anderen folgten ihr und ließen die Kapelle im Schatten zurück …
2 Bitte, wir haben Euch bereits alles gegeben.
3 Wohin geht ihr?
4 Hände hoch!
5 Was soll das?
6 Sie sind bewaffnet.
7 Zu den Waffen!
8 Da oben!
9 Hier ist niemand.
10 Ihnen nach!
11 Worauf wartet ihr noch?
12 Mein Freund.
13 Da vorne! Erschießt ihn!
14 Rückzug!
15 Gut!
16 Bitte kommen Sie einen Moment herein.
17 Wohin wollt ihr?
Epilog
Kühler Herbstwind strich über die sanften grünen Hügel Siebenbürgens. Inmitten einer Senke lagen einige kleine Häuser verstreut, in denen Kerzenlicht flackerte, und strahlten eine beschauliche Ruhe aus.
Johann stand vor seinem neuen Zuhause, rauchte Pfeife und starrte in den nächtlichen Himmel. Er beobachtete die Gestirne, ersann Linien zwischen den leuchtenden Punkten und erkannte gerade das Sternbild des Aries, als plötzlich von drinnen Kindergeschrei ertönte.
Hektisch
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