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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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verhängt war. Den Abschluss bildete ein Proviantwagen. Vor und nach dem Treck ritt die Eskorte und hielt mit grimmigem Blick Ausschau nach Hindernissen und Störenfrieden.
    Das rhythmische Schaukeln von Kutschkästen hatte François Antoine Gamelin, Sondergesandter und Maréchal de camp der französischen Armee, immer schon als unangenehm empfunden, da es die Insassen seiner Meinung nach der Wirklichkeit beraubte. Er hasste es, wie ein verweichlichter Adeliger zu reisen, spürte lieber den harten Sattel unter sich und den frischen Wind im Gesicht, aber seine augenblickliche Lage ließ dies nicht zu.
    Er blickte durch einen Spalt im Vorhang, sah die saftig grünen Wiesen und ärgerte sich darüber, dass er sich ärgerte. Grund dazu hatte er wahrlich keinen, denn heute Morgen war ihm ein Coup gelungen, für den ihn die gesamte Generalität bewundern würde. Er hatte kriegsentscheidenden Materials habhaft werden können, das sich zusammengepfercht in den beiden Wägen hinter ihm befand. Material, das er heimlich aus Wien geschleust hatte.
    Zufrieden zwirbelte er seinen Schnurrbart und blickte wieder ins Wageninnere. Ihm gegenüber saß ein Teil dieses Materials in Form einer jungen Frau. Sie drückte sich an die luxuriöse Polsterung, den Blick gesenkt, das Kleid zerschlissen. Ihre dunklen Haare hingen ihr strähnig ins blasse Gesicht, welches eine Unzahl von Sommersprossen zierte. Auf ihrer linken Wange war ein flammendroter Fleck, der sich bläulich zu verfärben begann.
    Gamelin hatte sie in letzter Sekunde einfangen können. Sie war der Schlüssel zu all dem, was in Wien geschehen war, der Funke, der eine wahre Feuersbrunst entfacht hatte, und er, Gamelin, sah sich nun als der Wächter ebendieses Funkens. Es war ihm sogar gelungen, ihr zu entlocken, wo das Dorf lag, in dem alles begonnen hatte. Diese Information sicherte ihn ab, falls seiner kostbaren Fracht etwas zustoßen sollte.
    Nun, da sie ihm erzählt hatte, was er wissen wollte, war sie ebenso gewöhnlich wie die anderen in den Wägen. Und zu denen sollte sie sich nun gesellen.
    Mit einer beiläufigen Handbewegung aus dem Fenster ließ der Maréchal die Kutsche anhalten. Zwei Söldner eilten herbei und öffneten die Wagentür. „Ich darf mich nun verabschieden und bei dir bedanken, ma chère Elisabeth“, sagte Gamelin mit französischem Akzent und nickte den Soldaten zu. Diese packten die junge Frau und zerrten sie aus dem Kutschkasten.
    Sie wehrte sich nicht, ließ die Grobheit der Männer über sich ergehen und stolperte den lehmigen Weg entlang bis zum Ende des ersten Wagens hinter der Kutsche. Immer noch konnte sie keinen klaren Gedanken fassen, war nicht imstande zu verstehen, was ihr widerfahren war. Was ihnen allen widerfahren war.
    Johann …
    Die Soldaten schoben die Plane beiseite, öffneten die schwere, vergitterte Tür und warteten, bis Elisabeth in den Käfig geklettert war.
    Im Inneren kauerten sich dutzende Menschen zusammen. Sie schützten ihre Augen mit den Händen vor dem gleißenden Tageslicht. Einen Moment später war die Tür wieder verriegelt und die Plane zugezogen.
    Nur langsam gewöhnten sich Elisabeths Augen an die Dunkelheit, nur langsam konnte sie die Schemen der Männer, Frauen und Kinder ausmachen, die den Käfig füllten.
    Mit einem abrupten Ruck setzte sich die Kolonne wieder in Bewegung. Die Leiber, deren Haut mit schwarzen Verästelungen überzogen war, wurden aneinandergedrückt.
    Johann, hilf mir!
    Die Donau floss ruhig und gleichmäßig, glitzerte gülden in der Mittagssonne. Es waren keine größeren Schiffe unterwegs, nur eine voll beladene Zille bahnte sich ihren Weg gen Osten.
    Graf von Binden, der Besitzer der Zille, blickte voll Sorge zu dem bewusstlosen Mann, der mittschiffs unter dem hausähnlichen Aufbau lag. Heinz Wilhelm Kramer, „der Preuße“, wie ihn seine Freunde zu nennen pflegten, war Stunden zuvor von einer Gewehrkugel schwer verletzt worden.
    Blut war durch den dicken Verband um seinen Oberschenkel gedrungen, aber niemand wollte ihn wechseln, aus Angst, den Druck auf die Wunde zu verringern.
    Johann List blickte ebenfalls zu seinem verletzten Kameraden und wischte sich über das Gesicht, versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
    „Wir werden in wenigen Stunden in Preßburg sein“, sagte von Binden.
    „Dann könnte es bereits zu spät sein, er verliert zu viel Blut. Wir müssen so schnell wie möglich zu einem Medikus.“
    Von Binden seufzte. „Gut, riskieren wirs, Deutsch-Altenburg ist nicht mehr

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