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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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eine männliche Stimme Elisabeth aus ihren Gedanken. Sie zuckte zusammen, als hätte man sie beim Betrachten von etwas Verbotenem erwischt.
    „Ich wollte dich nicht erschrecken“, sagte Alain, der sich neben Elisabeth aufsetzte.
    „Hast du auch nicht“, gab sie ruppig zurück.
    „Im Regen entdeckt sich die Welt aufs Neue, danach ist nichts mehr wie vorher. Alles ist stärker: die Farben, die Gerüche. Das Leben.“
    „Vorausgesetzt, man hat die Freiheit, diese Veränderung zu genießen“, sagte Elisabeth.
    „Ja, das vorausgesetzt“, wiederholte Alain nachdenklich.
    „Wohin?“, fragte Elisabeth leise und rutschte näher zu Alain, dessen Gesicht vom Licht einer der Öllampen schwach erhellt wurde.
    „Wohin was?“
    „Wohin bringen sie uns?“
    „Ich weiß es nicht. Es hieß nur, wir eskortieren euch Richtung Süden“, entgegnete Alain.
    Elisabeth glaubte ihm. „Aber ein euch gibt es nicht mehr“, flüsterte sie. „Du bist jetzt einer von uns – was uns widerfährt, widerfährt auch dir.“
    „Ich bin immer noch französischer –“ Alain brach ab, da er erkannte, wie lächerlich sein Satz enden würde.
    „Und wenn du der König von Frankreich wärst, du hast die Krankheit und bist damit einer von uns.“
    Alain senkte den Blick.
    „Und als einer von uns“, fuhr Elisabeth fort, „wirst du auch unser Schicksal teilen.“
    „Wenn sie euch – uns – töten hätten wollen, hätten sie es bereits getan.“
    „Da magst du recht haben. Aber es gibt Dinge, die sind schlimmer als der Tod.“
    Alain schwieg.
    Elisabeth wartete, aber der Söldner schien ihren Köder nicht schlucken zu wollen.
    Leg noch einen aus.
    „Aber wenn du meinst, du wirst noch früh genug erfahren, was es heißt, die Krankheit zu haben –“
    „Was soll das nun wieder heißen?“
    „Die Sonne wird dir auf der fahlen Haut brennen, schwarze Verästelungen werden sich über deinen Körper ziehen, vielleicht auch durch dein Gesicht. Es kann sein, dass du dich im Tageslicht aufhalten kannst, es kann aber auch sein, dass du dich nur im Schutz der Nacht bewegen kannst. Die Menschen werden dich im besten Falle meiden, aber wahrscheinlich werden sie dich verstoßen oder sogar jagen, weil sie deinen Zustand nicht verstehen. Irgendwann wirst du –“
    „Hör auf“, unterbrach Alain sie, „ich kanns mir ja vorstellen. Du scheinst aber nicht so betroffen zu sein, wie du es mir prophezeist.“
    „Bei jedem äußert sich die Krankheit ein wenig anders, warum, weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, dass ich mich nicht beugen werde.“
    „Und was gedenkst du zu tun? Ungehorsam wird –“
    „Als Ungehorsam gilt es nur für Leute, die jemandem verpflichtet sind“, flüsterte Elisabeth mit einem Gefühl des Triumphs. Er hatte den Köder gefressen. „Wir sind Gefangene. Und Gefangene sind niemandem verpflichtet – außer sich selbst.“
    „Du willst fliehen?“, fragte er.
    „Nein, will ich nicht“, sagte sie. „Ich muss.“
    XIII
    „Ich schwöre es bei Gott dem Allmächtigen.“ Leutnant Wolff nahm die Hand von der in Leder gebundenen, kunstvoll verzierten Bibel.
    Sovinos Adlatus zog das heilige Buch schnell weg, als hätte er Angst, es könnte schmutzig werden, und wickelte es wieder in roten Samt.
    „Gottes Segen!“, sprach Antonio Sovino und schlug ein Kreuz über dem Leutnant.
    Sie befanden sich auf dem Ravelin vor dem Kärntner Tor, der das Glacis mit der Stadtmauer verband. Im Halbkreis stand hinter Sovino und seinem Adlatus die Schwarze Garde stramm, hinter Wolff saßen auf weißen Andalusiern dreizehn Männer in den Sätteln, alle kampferprobt und von ihm handverlesen. Sie waren mit hellgrauen Waffenröcken bekleidet und hatten nur das notwendigste Marschgepäck bei sich. Jeder war neben dem Säbel mit einer Muskete mit Steinschloss bewaffnet.
    „Möge der Herrgott Euch auf Eurem Wege vor der Verderbtheit der Welt beschützen“, sagte Sovino zu Wolff.
    „Na, wenn einer seiner treuesten Anhänger mich segnet …“, antwortete Wolff trocken.
    Sovino stutzte einen Augenblick, dann lächelte er und trat einen Schritt näher an Wolff heran. Er musterte den Leutnant aus kalten Augen, sein Ton war leise: „Führt einfach Euren Auftrag aus und überlasst die klugen Reden anderen. Habt Ihr mich verstanden?“
    Wolff nickte wortlos, wich aber nicht zurück.
    Der Visitator machte kehrt und schritt zum Kärntner Tor, gefolgt von seiner Garde.
    Wolff blickte den Männern hinterher, dann streifte sein Blick die massiven

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