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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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Verteidigungsanlagen Wiens. Ein beklemmendes Gefühl bemächtigte sich seiner, als würde er seine Heimatstadt nie wiedersehen. Und seine Liebchen.
    Mit einem tiefen Räuspern riss er sich los und schwang sich auf seinen Schimmel. „Gott mit uns“, rief er seinen Männern zu und sprengte im Galopp über die Brücke zum Glacis.
    Seine Männer folgten ihm.
    XIV
    Seit sie vor dem ersten Hahnenschrei aufgebrochen waren, hatte Johann sich bemüht, seinen Rappen die Schnelligkeit des Vorankommens bestimmen zu lassen. Er wusste, dass er es gestern zu weit getrieben hatte. Wäre eines ihrer Pferde zusammengebrochen, so hätten sie wohl große Mühe gehabt, Ersatz zu finden. Nicht wegen des Preises – Graf von Binden hatte ihnen eine beträchtliche Summe mitgegeben –, sondern aufgrund des Angebotes.
    Gottendorf, Rohrau und Prukh hatten sie hinter sich gelassen. Heute waren sie meilenweit durch Felder und Wälder geritten, ohne auf eine größere Stadt zu treffen. Außerdem erschwerte der aufgeweichte Boden das schnelle Vorankommen, das gestrige Gewitter war erst nach Mitternacht weitergezogen.
    In Traskirch hatten sie sich das erste Mal nach dem Wagentreck erkundigt, aber ohne Erfolg. Mit jedem Kopfschütteln und jedem Schulterzucken wuchs die Anspannung in Johann. War von Binden einem Tunichtgut aufgesessen, der ihn mit falschen Nachrichten betrogen hatte? Was, wenn Gamelin doch den Jakobsweg Richtung Salzburg genommen hatte und sie sich immer mehr von ihm entfernten?
    Johanns Herz pochte schneller.
    Was, wenn Gamelin aufflog und die hiesige Bevölkerung kurzen Prozess mit dem Franzosen machte? Und mit den Kranken? Und selbst, wenn dies alles nicht zutraf – würde Elisabeth die Torturen der Reise überleben?
    Das Schnauben seines Pferdes brachte Johann zurück ins Hier und Jetzt, er blickte nach vorn. Ihr Weg mündete in eine breite Straße, die von Nord nach Süd führte.
    Der untere Jakobsweg.
    Als Johann und seine Kameraden ihn erreicht hatten, trieben sie ihre Pferde an und ritten der Mittagssonne entgegen.
    Johann traute seinen Ohren nicht. Er beugte sich von seinem Pferd und sah dem alten Bauern so tief in die Augen, als wollte er dessen Seele erspähen. „Es ist also in den letzten Tagen kein Wagentreck hier durchgezogen“, sagte er in bedächtigem Ton, „dessen bist du dir ganz sicher?“
    Der Bauer nickte und sah griesgrämig zu dem ausgebrannten Gehöft, auf dessen Toren verwitterte Andreaskreuze aus Kalk warnten.
    Erkaufen kann man Wahrheit nicht, pflegte Abt Bernardin zu sagen, aber manchmal lässt sie sich mit einer Münze aus ihrem Versteck locken.
    Johann holte einen Gulden aus seiner Geldkatze und ließ ihn zwischen seinen Fingern auf- und abwandern. Der Blick des Bauern erhellte sich, als wäre er Zeuge einer Marienerscheinung. Er schnäuzte sich in seine Hand, wischte sie an der Hose ab und strich sein schütteres Haar glatt.
    „Jetzt, wo Ihr es erwähnt, Herr“, sagte er bestimmt und stand so stramm, wie es ihm sein von der Feldarbeit geschundenes Kreuz erlaubte, „es kamen tatsächlich einige Wägen hier durch. Drei an der Zahl, wenn ich mich nicht irre, zwei davon mit Planen verdeckt, einer mit Proviant beladen. Angeführt hat sie eine vornehme schwarze Kutsche. Gut für Euch, dass ich mich wieder erinnert habe, nicht?“ Der Bauer streckte Johann zaghaft die Hand entgegen.
    „Ja, da haben wir wohl beide Glück gehabt.“ Johann schluckte seinen Groll gegen den gierigen Bauern hinunter und bemühte sich gleichzeitig, seine Freude über die gute Nachricht zu verbergen. Sonst würde das Ganze noch teurer werden.
    Er zog einen weiteren Gulden aus der Geldkatze. Der Bauer streckte die Hand danach aus, aber Johann hob die Münze aus seiner Reichweite und zog die rechte Augenbraue hoch.
    „Muss drei Tage her sein, Herr“, fuhr der Bauer fort, „höchstens vier. Sie haben in dem Pesthof da Quartier bezogen und sind gleich bei Tagesanbruch weitergezogen, in diese Richtung.“ Der Bauer deutete nach Süden und streckte erneut die Hand aus.
    Johann legte ihm den Gulden auf die ledrige Handfläche. Um diesen Betrag verdingte sich ein Maurer vier Tage lang.
    „Vergelts Gott“, flüsterte der Bauer, trat einen Schritt zurück und senkte den Kopf, als würde er Johann noch ein Stoßgebet mit auf den Weg geben.
    Johann pfiff, um seinen Kameraden zu signalisieren, dass sie herkommen sollten. Der Preuße, Hans und Karl sowie Markus, die nicht weit von Johann und dem Bauern auf ihren Pferden saßen,

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