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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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kamen herbeigeritten, Johann nickte ihnen zu. „Wir haben sie.“ Er deutete in die gleiche Richtung wie der Bauer.
    „Worauf warten wir dann noch?“, sagte Hans und gab seinem Falben die Sporen.
    XV
    Der Menschenkäfig wurde stärker durchgerüttelt als in den letzten Tagen. Entweder war die Straße um vieles schlechter geworden, oder sie nahmen nun eine andere Route, mutmaßte Elisabeth. Da aber die Landschaft, die sie durch einen Riss in der Plane erspähen konnte, langsamer und dichter an ihnen vorbeizog, musste letzteres zutreffen.
    Dies bedeutete, dass Johann es schwerer haben würde, sie zu finden.
    Elisabeth hatte heute noch kein Wort gesprochen. Zu sehr war sie innerlich angespannt, zu angestrengt hatte sie versucht, ihre Gedanken zu ordnen und deren lose Enden zu einem Knoten zu verbinden. Aber mit jeder Stunde, die verstrichen war, wurden die losen Enden weniger.
    Und jetzt, wo sie auf die dicht wachsenden Bäume und Sträucher hinausblickte, wusste sie, was zu tun war.
    Elisabeth blickte zu Alain, der neben ihr döste. „Alain?“, flüsterte sie.
    Keine Antwort.
    Elisabeth stieß ihren Nachbarn unsanft in die Seite. „Alain, bist du wach?“
    „Jetzt schon.“ Alain sah sich schlaftrunken um. Seine Miene verfinsterte sich, als ihm bewusst wurde, wo er sich befand. „Sind wir schon in Versailles?“
    „Wo?“ Elisabeth verstand nicht.
    „Was willst du?“
    „Was hast du in dem Lederbeutel?“, flüsterte sie und deutete auf seinen Gürtel, der in der Dunkelheit kaum erkennbar war.
    Alain schwieg.
    „In deinem Lederbeutel“, wiederholte Elisabeth. „Was ist da drin?“
    Alain sah zu seinem Gürtel und drückte den daran eingeschlauften Beutel. „Feuerstein und Zunderpilz. Warum?“
    Elisabeth lächelte, ohne die Frage zu beantworten. „Im Wagen mit dem Proviant, sind dort Pulverfässer?“
    Alain wusste nicht, worauf Elisabeth hinauswollte, aber ihm war klar, dass sie nicht lockerlassen würde. „Natürlich sind dort auch Pulverfässer“, flüsterte er. „Die kleinen unter den Lederflecken, die immer als Erstes entladen und als Letztes beladen werden.“ Alain schloss die Augen in der Hoffnung, dass Elisabeth Ruhe geben würde.
    „Und die Öllampen, die in der Nacht immer über unseren Köpfen baumeln?“
    „Sind auch dort“, seufzte er.
    „Sehr gut. Dann können wir es wagen.“
    Alain brummte seine Zustimmung.
    Sekunden später riss er die Augen auf. „ Was können wir wagen?“
    „Erzähl ich dir heut Nacht“, flüsterte Elisabeth geheimnisvoll.
    Das Tal wurde enger, die Hänge steiler, die Felsen schroffer. Die Sonne hatte Mühe, durch die immer dichter werdenden Wolken zu dringen.
    Generalleutnant Gamelin schob den Vorhang am Fenster der Kutsche zu seiner Rechten beiseite und beobachtete die vorbeiziehende Landschaft.
    Wie sehr sie sich doch in dieser kurzen Zeit verändert hat, dachte er. Nichts war von der sanften Hügellandschaft übriggeblieben, die sich vor den Toren Wiens ausgebreitet hatte. Dichter Nebel umschloss das Gebirge, nur ein isolierter Felskegel mit einer wuchtigen Festung ragte aus den Schwaden, gleich einer Himmelsburg, die drohend über den Sterblichen schwebte.
    Gamelin zog den Vorhang wieder zu und ließ den Zeigefinger über eine kunstvoll gezeichnete Landkarte gleiten, die er mit einer Vielzahl anderer Karten in einer Ledermappe auf dem Schoß liegen hatte. Seit Tagen hatte er das Kartenmaterial genauestens studiert, sich die wichtigsten Knotenpunkte und Städte gewissenhaft eingeprägt.
    Die Festung, die er eben im Nebel gesehen hatte, war Burg Klamm vor Schottwien. Sie hatten also den Semmering erreicht.
    Gamelin legte die lederne Mappe beiseite und schloss zufrieden die Augen. Selbst das Holpern und Wippen der Kutsche empfand er nun nicht mehr als unangenehm, im Gegenteil: Jede zurückgelegte Unebenheit brachte ihn seinem Ziel einen Schritt näher.
    Wie lange er darauf gewartet hatte … Er dachte zufrieden an seine Karriere in der französischen Armee, Bilder zogen vor seinem geistigen Auge vorbei …
    1665, ein wichtiges Jahr: Endlich wurde er Lieutenant in einem Kavallerie-Regiment in Südfrankreich. Dann die nächste große Chance, der Französisch-Niederländische Krieg. Er diente in Flandern und bewies als Freiwilliger in zahlreichen Attacken, dass Disziplin und Wagemut keineswegs unvereinbare Kontrahenten sein mussten. Drei Jahre später wurde dies dann endlich honoriert, als man ihn zum Mestre de camp beförderte.
    Ein Lächeln erschien auf

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