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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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Gamelins Gesicht, er strich sich über den gepflegten Spitzbart.
    1679 wurde er zum Brigadier ernannt. Ein paar Jahre später dann der große Einmarsch der Rheinarmee mit ihm vorneweg. Deutsche Ortsnamen blitzten auf: Heilbronn, Knittlingen, Mannheim.
    Dann kam Esslingen … die süße Pfarrerstochter in Esslingen, sinnierte Gamelin. Er hatte sich nie viel aus Weibsvolk gemacht, zu hinderlich empfand er eine Liaison, aber die Pfarrerstochter war etwas Besonderes gewesen.
    Wie war ihr Name …? Egal.
    Das brennende Heidelberg. Das verwüstete Oppenheim. Die totale Zerstörung der Festung Landskrone. „Entfestigung der Städte“ hatte die Generalität dieses Vorgehen getauft, und er hatte mit großem Enthusiasmus bei der Umsetzung geholfen: die Verwüstung weiter Teile der Kurpfalz, der Städte in Württemberg und Baden, die damit einhergehende Zerstörung der Lebensgrundlage der Bevölkerung des Feindes.
    Alles Taten, mit denen Gamelin sich zu schmücken wusste.
    Und wenn er erst die Festung Turins zu Fall gebracht und damit zigtausenden französischen Soldaten, Sappeuren und Mineuren das Leben gerettet hatte, würde man ihn mit Sicherheit in Paris zum Maréchal général des camps et armées du roi ernennen – wie sein großes Vorbild Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne. Allerdings würde er nicht dessen abscheulich humanen Umgang mit seinen Soldaten pflegen, denn das verweichlichte und untergrub die Kampfmoral.
    Ein jäher Halt riss ihn aus seinen Gedanken.
    Er straffte seinen Rock, stieg aus der Kutsche und sah sich um. Sie hatten kurz vor dem Hauptplatz gehalten. Hinter dem Treck stand das befestigte Mauttor von Schottwien, dessen Wehrmauer die Talschneise zur Gänze abschloss. Am anderen Ende des Platzes wurde die Enge erneut von einer Mauer durchschnitten, dahinter begann die Straße durch die gefährliche Felsenenge über den Pass am Semmering. Mautfrei über das Gebirge zu kommen, war damit unmöglich.
    Dass ja kein Gulden entfleucht, dachte Gamelin und schmunzelte. Effizienz gefiel ihm, egal in welcher Form.
    Ihm fiel auf, dass der Markt eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Schmieden, Wagnern und Sattlern, Beherbergungsbetrieben und Kaschemmen hatte, in denen man vermutlich jede erdenkliche Art der Zerstreuung finden konnte. Sie alle wurden wohl von der Vorspannstation für Fuhrwerke gespeist, denn jeder Wagen, der vom Fuße des Semmerings aus den steilen Saumweg erklimmen wollte, musste zusätzliche Pferde vorspannen, ohne die ein Weiterkommen unmöglich war. Gamelin hatte sich vorab präzise informiert.
    Sein Adjutant kam gelaufen und salutierte pflichtbewusst. Er war einen guten Kopf kleiner als Gamelin, hatte eine schmale Statur und feuerrotes Haar. Dass er dem Maréchal de camp bisher länger als alle seine Vorgänger dienen durfte, führte er auf die tiefe Furcht zurück, die er seinem Vorgesetzten gegenüber empfand. Aus dieser resultierte sein überkorrektes Verhalten.
    „Spannen Sie so viele Pferde wie nötig vor, was es auch kostet“, befahl Gamelin. „Ich möchte nicht erleben, dass wir irgendwo hängen bleiben, nur weil wir zu wenig Gäule haben.“
    Der Adjutant nickte und setzte erneut zum militärischen Gruß an.
    „Ich mache Sie persönlich dafür verantwortlich, Frédéric, enttäuschen Sie mich nicht. Wegtreten!“
    Gamelin erwiderte den Gruß, sein Adjutant machte auf der Stelle kehrt und lief zur Vorspannstation.
    XVI
    Leutnant Wolff ritt an der Spitze seines Trupps.
    Immer wieder musste er an die seltsame Vereidigung durch Antonio Sovino denken. Nicht nur, weil er den Klerus verachtete, fühlte er sich in keinster Weise durch diesen Schwur gebunden. Zwar war er grundsätzlich ein gläubiger Mann, aber warum er sich zur Ausübung seines Glaubens einem Machtapparat zu unterwerfen hatte, war ihm ein Rätsel. Die Hand auf ein Buch legen und „Ich schwöre“ sagen konnte außerdem jeder Strauchdieb, denn es zog in Wahrheit keine Konsequenzen nach sich – weder für den Schwurbrecher, noch für das Buch.
    Wolff atmete tief die frische Landluft ein, nach der er sich in der Stadt so oft gesehnt hatte. Er liebte das Reiten, weil er dabei immer zu klaren Gedanken fand.
    Als ihm Tepser gesagt hatte, dass es um die rätselhafte Krankheit ging, hatte er sofort Bescheid gewusst. Bereits Tage zuvor war an ihn die Order ergangen, dass über sämtliche Umstände der Krankheit sowie über deren Endlösung der Mantel des Schweigens zu breiten sei. Für diese armen Seelen wird es wohl

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