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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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bekommen, von Pranckh war tot. Den Tod seiner Kameraden, die damals nach der Meuterei gegen den Offiziersstab hingerichtet wurden, hatte er gesühnt. Aber zu welchem Preis? Gut, von Pranckh hatte seine gerechte Strafe erhalten, aber seine Kameraden blieben tot, und Elisabeth, die Liebe seines Lebens, war ihm entrissen worden.
    Johann beugte sich über Bord, tauchte die Hand ins eiskalte Wasser und wusch sich das Gesicht. Mit einem Mal wurde ihm klar, dass er von nun an nur noch eine Aufgabe hatte: Er musste Elisabeth finden und sie vor den Schergen der Dominikaner in Sicherheit bringen. Danach konnte er sich ruhig vor seinem Schöpfer für seine Taten verantworten – und dies würde er am Ende seiner Tage auch tun.
    Der Preuße stöhnte auf, fasste im Fieberwahn an den Verband am Oberschenkel. Johann setzte sich neben ihn und lockerte seinen Griff. „Halte durch, mein Freund“, flüsterte Johann, „es gilt noch etwas zu tun.“
    Obwohl seinem Kameraden die Schweißperlen auf der Stirn standen, deckte Johann ihn mit einer Filzdecke behutsam zu.
    Halte durch.
    Dann sah Johann zum Heck der Zille, wo die tief stehende Sonne den Himmel in ein zartes Orange tauchte. Graf von Binden kam auf ihn zu und deutete zum Bug. „Wir sind gleich da, Deutsch-Altenburg ist bereits zu sehen.“
    Johann blickte nach vorn, in der Ferne waren am steuerbordseitigen Ufer einige niedrige Häuser erkennbar.
    „Überlasst das Reden mir“, sagte der Graf. „Ich kenn die Leute.“
    Die Zille war an einem Steg vertäut, die Hütten an Land machten einen schiefwinkeligen, aber soliden Eindruck. Drei Männer des Grafen hatten am Ende des Stegs breitbeinig Stellung bezogen, um neugieriges Volk und Bettler abzuschrecken. Nicht weit von ihnen spielten Kinder mit einem rostigen Fassreifen.
    Johann wartete geduldig an der Seite des Preußen, auch wenn ihm, seit von Binden mit seiner Tochter von Bord gegangen war, jede Minute wie eine Ewigkeit vorkam. Hans und Karl hatten sich schweigend am Bug positioniert und hielten nach etwaigem Ärger Ausschau.
    Die Sonne war schon fast untergegangen, als von Binden mit einem Mann auftauchte, der eine schwarze Tasche trug. Schnellen Schrittes eilten die beiden den Steg entlang und bestiegen die Zille.
    Der Medikus hatte schneeweißes, zerzaustes Haar, ein langgezogenes Gesicht und Hände wie Schaufelblätter. Seine Tasche schien ebenso alt zu sein wie er selbst. Ohne ein Wort zu verlieren, setzte er sich neben den Preußen, klappte die Tasche auf, in der silbernes Werkzeug lag, und prüfte zunächst Atmung und Puls des Verwundeten.
    Johann, Hans und Karl blickten besorgt auf ihren Freund.
    Der Medikus runzelte die mit Altersflecken übersäte Stirn, dann begutachtete er den dunkelroten Verband am Oberschenkel. „Schusswunde?“
    Johann nickte, der Medikus verzog das Gesicht.
    „Ich muss den Verband lösen.“ Der böhmische Akzent in seiner rauchigen Stimme war genauso unverkennbar wie der Gestank nach Wein in seinem Atem. „Sollte die Blutung bereits gestillt und die Bleikugel nicht zerborsten sein, besteht Hoffnung. Sollte es heraussprudeln, kann ihn nicht einmal der hochwohlgeborene Leibmedikus unseres –“, er räusperte sich geräuschvoll, „geliebten Kaisers kurieren.“
    Er blickte die Männer mit geröteten Augen an, dann öffnete er vorsichtig den Druckverband. Der Preuße stöhnte, als der durchtränkte Fetzen von seinem Oberschenkel gewickelt wurde, aber die befürchtete Blutfontäne blieb aus.
    „Immerhin“, sagte der Medikus, spreizte die von Pulverdampf geschwärzte Eintrittswunde mit Daumen und Zeigefinger und begutachtete sie. Dann leckte er den Zeigefinger seiner anderen Hand ab und bohrte leicht mit der Fingerkuppe in die Wunde.
    Fleischer und Heiler, dachte Johann, ein und dieselben.
    „Er könnte durchkommen, es scheint, als wäre die Hauptader unversehrt.“ Der Medikus klappte seine Tasche zusammen und stand schwankend auf. „Ich kann Schiffe nicht leiden, bringt ihn auf meinen Hof.“
    Mit diesen Worten verließ er die Zille.
    Markus hob den Preußen so behutsam auf, als wäre er eine filigrane Porzellanfigur, und trug ihn von Bord. Die anderen folgten ihm besorgt.
    Johann sah sich um. Die Behausung des Medikus als Hof zu bezeichnen, war, als würde man einen Fuchsbau eine Kathedrale nennen. Die Wände waren aus verwitterten Balken zusammengezimmert, die Fugen mit Lehm grob verputzt, und das vergammelte Schilf des Daches roch, als hätte eine ganze Kompanie Soldaten darin ihre

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