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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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gewesen?
    Josefa, die Frau des Preußen, war in dessen Armen gestorben. Johann würde niemals den Ausdruck in den Augen seines Freundes vergessen, als er mit Elisabeth an die Bettbank getreten war, auf der Josefa leblos ruhte.
    War es das wert gewesen?
    Elisabeth war gefangen genommen und, so hatte Karl berichtet, zu einer schwarzen Kutsche gezerrt worden.
    Johann erfüllte ein Gefühl der grenzenlosen Leere, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen entrissen, als stünde er vor dem freien Sturz ins Nichts.
    War es das wert gewesen?
    Nein.
    Und ja.
    II
    Die Fenster des prächtigen Salons im Rathaus waren trotz der frühsommerlichen Hitze verriegelt, die Türen geschlossen. Jakob Daniel Tepser, Bürgermeister von Wien, raufte sich die Haare, die wirr vom Kopf abstanden. Die anderen Vertreter des Stadtrates und Kirchenoberen, die mit ihm um den schweren Eichentisch saßen, blickten schweigend zur Seite. Dies war ein schwarzer Tag für alle.
    Der Bürgermeister holte tief Luft. „Ich habe Euch also richtig verstanden, Leutnant Kampmann? Nicht nur, dass der gesuchte Deserteur Johann List Pater Bernardus Wehrden von den Dominikanern und dessen Nuntius abgeschlachtet hat, sowie unseren verehrten Obersten der Jesuiten, Pater Albert Virgil. Nicht nur, dass dieser Mann bei der Räumung des Quarantäneviertels Feuer gelegt hat – jetzt hat er auch noch den Sondergesandten Ferdinand Philipp von Pranckh auf dem Gewissen?!“
    Kampmann, der nach dem mysteriösen Tod Leutnant Schickardts – dieser war auf einem kleinen Friedhof vor den Toren Wiens erschossen aufgefunden worden – dessen Position als Befehlshaber der Stadtguardia übernommen hatte, nickte schuldbewusst.
    „Und ist Euch dann auch noch entkommen, auf irgendeinem Schinackl eines verdammten Protestanten?“
    Der Leutnant blickte den Bürgermeister schweigend an. Dessen Kopf färbte sich rot, er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Ich sollte Euch wegen Unfähigkeit zum verfluchten Stiefelputzer degradieren!“
    „Mit Verlaub“, entgegnete Kampmann leise, „jene Angelegenheiten, die der Stadtguardia übertragen waren, haben wir mit Erfolg zu Ende gebracht. Das Viertel ist geräumt, die Infizierten sind beseitigt. Als wir von der Flucht des Deserteurs hörten, war es bereits zu spät. Nicht einmal der Herrgott persönlich hätte …“
    „Noch ein Wort, Herr Leutnant, und ich schwöre …“ Der Bürgermeister schnaubte und sah in die Runde.
    Der Hauptmann der Rumorwache erweckte den Eindruck, als würde ihn die Angelegenheit nichts angehen, was Tepsers Zorn noch verstärkte. Ihn würde er sich später vorknöpfen, immerhin hieß es, dass drei Mann aus der Rumorwache dem Deserteur nicht nur geholfen hätten, sondern mit ihm geflohen seien.
    Bischof Harrach machte eine beruhigende Geste. „Was geschehen ist, ist geschehen, werte Herren. Wir sollten nun all unsere Kräfte darauf konzentrieren, unseren Bürgern wieder jenes ruhige und gottesfürchtige Leben zu ermöglichen, in dem sie vor der schrecklichen Eskalation ihr Seelenheil fanden.“
    „Ja, vor der Eskalation.“ Tepser strich seine Haare zurück. „Ich werde noch heute zur Frühlingsresidenz nach Laxenburg reisen, um seine Majestät, unseren Kaiser, über die bedauerlichen Vorkommnisse persönlich zu informieren. In Hinblick auf die Gewichtung Wiens im Reich bin ich überzeugt, dass seine Majestät ebenfalls der Ansicht sein werden, dass es das Beste sein wird, das Geschehene der letzten Tage und Wochen aus unserer Chronik herauszuhalten, respektive zu tilgen.“
    Tepser blickte alle Anwesenden mit ernster Miene an, die ihm durch Nicken ihre Zustimmung signalisierten.
    „So sei es. Man bereite ein feierliches Begräbnis für von Pranckh, mit allen militärischen Ehren et cetera. Und das so schnell wie möglich, damit auch das erledigt ist.“ Leutnant Kampmann nickte ebenfalls.
    Der Bürgermeister erhob sich. „Alsdann meine Herren, wie unser Kaiser zu sagen pflegt: consilio et industria. Meine Herren.“
    III
    Das monotone Rauschen der Donau hatte auf die Reisenden in der Zille eine beruhigende Wirkung. Johann saß unter dem Rand des Aufbaus und blickte auf den wogenden Strom. Zorn und Wut hatten sich gelegt, die Erinnerungen ebbten ab, wenngleich die innere Leere blieb. Aber seine Gedanken waren nun klarer, wechselten nicht mehr ständig mit Bildern der Flucht und des Kampfes, unterbrochen vom Antlitz Elisabeths, als er es zum letzten Mal erblickt hatte.
    Seine Rache hatte er

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