Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
und für den Ablass bezahlt?“ Johanns Stimme klang spöttisch.
„Sprich nicht so ketzerische Worte“, entgegnete Burkhart scharf.
„Das hab ich ihm auch schon gesagt“, warf von Freising ein. „Aber ich glaube, das nützt bei dem nicht viel.“ Der Mönch lächelte. „Und vielleicht ist das ganz gut so. Jeder sollte seinen eigenen Weg zum Herrn finden.“
„Was ist denn das für eine Ansicht?“, fragte Burkhart. „Und das von einem Jesuiten?“
Von Freisings Lächeln verschwand. „Ich bin zu viel unterwegs und habe zu viel gesehen, als dass ich so engstirnig wie die Oberen sein könnte, die aus den Schreibstuben heraus urteilen und oftmals mehr Unheil als Heil anrichten. Allen voran die Dominikaner in Wien.“ Von Freising räusperte sich verärgert. „Diese Hunde des Herrn mögen ruhig ohne mich bellen, so wahr ich hier gehe.“
Burkhart lachte. „Das ist ein Bruder nach meinem Geschmack. Wie seid ihr denn den Schreibstuben entkommen?“
Von Freising zögerte. „Das ist eine längere Geschichte …“
„Wir haben Zeit“, sagte Burkhart.
„Nein, die haben wir nicht“, unterbrach Johann die beiden und blieb stehen.
Von Freising sah ihn an. „Was –“
„Seid ruhig!“, unterbrach ihn Johann scharf. Von Freising zog eine Augenbraue hoch, sagte aber nichts.
Burkhart merkte, dass es Johann ernst war und gab der Gruppe ein Zeichen, alle blieben stehen. Sie waren auf einer Anhöhe, links führte ein bewaldeter Hang die Berge hinauf, rechts lag eine Halde mit großen Felsbrocken. Die Steine waren unregelmäßig verteilt, es wirkte, als hätten Riesen sie spielerisch in die Ebene gesetzt.
„Hört ihr das nicht?“ Johanns Stimme war leise.
Burkhart sah Johann verständnislos an. „Ich weiß nicht, was du meinst. Es ist totenstill.“
„Eben. Es ist zu still.“
Plötzlich klatschte jemand in die Hände, langsam und spöttisch, als wollte er Johann beipflichten. Ein Mann trat hinter einem der Steine hervor, er trug einen Umhang und eine schmutzige Binde über dem linken Auge. Hinter den anderen Steinen kamen ebenfalls Männer hervor, abgerissen, mit groben Fellen bekleidet. Sie hielten Messer und Pistolen in den Händen und näherten sich wie ein Rudel hungriger Wölfe.
XVII
Johanns Körper spannte sich unwillkürlich, aber dann fühlte er Burkharts Hand auf seiner Schulter. Der Pilger schüttelte den Kopf. „Überlass das mir, ich kenne das Spiel.“
Der Mann mit der Augenbinde hatte sie erreicht und blieb vor ihnen stehen. Er war ohne Zweifel der Anführer, seine Männer bildeten einen Kreis um die Gruppe.
Das Gesicht des Anführers war eingefallen und bärtig, er sah Johann an und grinste. „Dieser Pilger hat scharfe Augen und Ohren.“
„Als Pilger muss man eben auf der Hut sein. Nicht alle haben Respekt vor Kutte und Gebet“, sagte Burkhart.
„Wahr gesprochen“, antwortete der Anführer und wandte sich Burkhart zu. „Woher kommt ihr?“
„Aus Spanien. Bußfahrt. Täte dir und deinen Männern vielleicht auch gut.“
Der Anführer lachte, aber er schien Burkhart die Bemerkung nicht übel zu nehmen. „Das wäre Zeitvergeudung, Bruder, und das wisst ihr auch. Aber wenn wir eines Tages doch auf große Fahrt gehen, brauchen wir einen gehörigen Batzen Ablass. Also bitte!“ Er streckte Burkhart die Hand entgegen. Das freundliche Benehmen konnte nicht darüber wegtäuschen, dass mit dem Mann nicht zu spaßen war.
Burkhart öffnete seinen Beutel, nahm einige Münzen heraus und gab sie dem Anführer. Der zählte sie, dann nickte er. „Stimmt genau.“ Er ließ sein Auge über die Gruppe schweifen, sah die zusammengesunkene Gestalt von Elisabeth auf dem Pferd. „Was fehlt diesem Pilger?“
„Er ist krank. Fleckfieber“, sagte Burkhart.
„So, so …“ Der Anführer ging näher zu Elisabeth. Johann wusste, was geschehen würde, wenn die Wegelagerer eine Frau unter den Pilgern entdeckten. Das hier war ein Rudel Raubtiere, zwar bei Vernunft, aber die war bei der Aussicht auf einen warmen Schoß schnell dahin.
Der Anführer blickte Elisabeth an. Sie sah ruhig zurück.
„Wie geht es euch?“ Seine Stimme war spöttisch.
„Lasst ihn in Ruhe“, sagte Johann bestimmt und trat einen Schritt an den Anführer heran. Im gleichen Moment richteten die Männer ihre Waffen auf ihn.
Der Anführer machte eine abwehrende Handbewegung, die Männer ließen die Waffen wieder sinken. Er sah Elisabeth noch einmal an, schien kurz zu überlegen, dann ging er zu Burkhart. „Haltet
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