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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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Gelächter wurde laut, dazu Musik und Händeklatschen. „Immer herein mit euch“, sagte der Wirt.
    Sie betraten einen großen, düsteren Schankraum, in dem es augenblicklich so still wurde, dass man eine fallende Nadel hätte hören können. Geschwärzte Deckenbohlen drückten den ohnehin schon niedrigen Raum mehr, als ihm gut tat. Die Luft war zum Schneiden dick, eine Mischung aus Körperausdünstungen, Rauch und verbranntem Fett.
    Männer und Frauen saßen an den Tischen und Bänken und musterten stumm die Neuankömmlinge. Es war eben jener menschliche Abschaum, den Johann in so einem Haus erwartet hatte: Frauen mit grellroten Mündern und fahlen Wangen, zerlumpte Bettler, Deserteure, Diebe, Halsabschneider. Allesamt Galgenvögel, wie sie im Buche standen.
    Der Wirt durchbrach die Stille und klatschte in die Hände.
    „Was ficht euch an? Macht weiter, spielt und tanzt für unsere frommen Reisenden, wie es sich in einer solchen Nacht gehört!“ Aber niemand folgte seiner Aufforderung, die Leute an den Tischen begannen zu reden, allerdings in gedämpftem Tonfall.
    „Ach, beachtet sie einfach nicht, setzt euch dort an den Kamin und wärmt euch auf“, sagte der Wirt. Die Gruppe folgte seiner Aufforderung und teilte sich auf zwei Tische rechts vom Kamin auf.
    „Habt ihr Hunger? Sicher habt ihr Hunger. Was darf es denn sein? Wasser und Brot hab ich leider nicht für euch genügsame Pilger.“ Der Wirt grinste ölig.
    „Das macht nichts. Bring uns Fleisch und heißen Wein“, wies ihn Burkhart an.
    „Könnt ihr auch bezahlen?“, fragte der Wirt.
    Burkhart sah ihn nur an.
    Der Wirt machte eine übertrieben entschuldigende Handbewegung. „Man wird ja wohl noch fragen dürfen. Es stecken nicht immer die Frömmsten unter den Pilgergewändern.“
    Eine Frau lachte kreischend, der Wirt verließ den Raum.
    Jetzt begannen die Musikanten wieder zu spielen, Fiedel und Flöte füllten den Raum mit schnellen Melodien. Wie auf Kommando nahmen alle im Raum ihre unterbrochenen Gespräche wieder auf.
    Johann wandte sich an Elisabeth. „Das beste Haus im Tal.“
    Elisabeth lächelte. „Für eine Nacht reicht’s.“
    Johann lächelte zurück, dann ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Am Nebentisch sah er einen Mann, der seinen Blick auffing. Dieser murmelte seinem Nachbarn etwas zu, die beiden standen auf und kamen an Johanns Tisch.
    Der Mann musterte Johann hämisch. Er hatte etwas raubvogelhaftes an sich, war hager und hatte verschwommene, blaue Augen, seine Kleidung war dunkel und schmutzig.
    „Wohin des Weges, Pilger?“
    „Nach Wien“, antwortete Johann ruhig.
    „Eine weite Reise. Eine gefährliche Reise“, entgegnete der Mann lautstark. „Wie ist es euch im Tal ergangen? Ich hoffe doch, dass euch niemand behelligt hat?“ Die anderen an den Tischen lachten.
    Der Mann ging Johann auf die Nerven. Der Tag war lang gewesen, und er wollte nur einen Schluck zu trinken und ein paar Stunden schlafen. „Nur ein paar verlauste Räuber. Das Übliche halt.“
    Die Augen des Mannes glommen in der düsteren Luft. „Verlaust, was Ihr nicht sagt … Silas und seinen Leute wird es die Schamesröte ins Gesicht treiben, wenn sie das hören.“
    Johann lächelte entschuldigend. „Ihr habt recht, das war unhöflich von mir.“ Er wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte und was der Mann bezweckte. Diese Schenke stank förmlich nach Mord und Totschlag, aber er würde sich unter keinen Umständen herausfordern lassen.
    Der Mann hustete Johann an. „Ihr könnt froh sein, dass ihr nicht auf den Türken und seine Bande getroffen seid. Die lassen keinen so leicht davonkommen, wie Silas es tut.“ Er sah Johann herausfordernd an. „Soll ich dir etwas über den Türken erzählen?“
    Johann antwortete nicht.
    Der Mann blickte sich im Raum um. „Diese Nacht ist wie geschaffen für Geschichten. Soll ich sie ihm erzählen?“ Zustimmendes Gemurmel von den Tischen. „Du hast das Volk gehört“, sagte der Mann. Es wurde still im Raum.
    „Es heißt“, begann er, „dass der Türke einst ein einfacher Lederer war. Er hatte ein Weib, das er liebte, viele Kinder, und war immer rechtschaffen. Als die Türken einfielen, hat er als einziger im Dorf überlebt, die anderen haben sie allesamt in der Kirche aufgeknüpft. Er hat sich dann in den Wäldern versteckt und ist Nacht für Nacht in die Lager der Türken geschlichen. Und denen, die er erwischt hat, hat er das Herz herausgeschnitten, man sagt, noch bei lebendigem Leibe.“
    Der

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