Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)
euren Wachhund im Zaum!“ Er beachtete Johann nicht, sondern sah nur Burkhart an. Dieser nickte.
„Und was euren Kranken betrifft –“, fuhr der Anführer fort, „solltet ihr ihm schnell eine Unterkunft suchen. In wenigen Stunden wird es stürmen.“
Johann sah in den Himmel. Er war wolkenlos, bis auf ein paar Streifen hinter den südlichen Bergspitzen.
Der Anführer bemerkte seinen Blick. „Kannst mir ruhig glauben, Wachhund. Wenn Walther der Stumpf juckt, kommt ein Gewitter. Auch im Winter. Hab ich nicht recht, Walther?“, rief er und blickte einen seiner Männer an. Der Angesprochene, ein hagerer, alter Mann, hob sein Holzbein und entblößte grinsend seinen zahnlosen Mund.
„Und ihr könnt uns dann für so einen Fall natürlich eine nahe Unterkunft empfehlen. Und ich nehme an, diese Empfehlung kostet etwas“, sagte Burkhart.
Der Mann zuckte mit den Schultern. „Es zwingt euch niemand.“ Seine Hand spielte mit dem Griff seiner Pistole.
Burkhart zog seufzend den Beutel heraus und gab ihm noch ein paar Münzen. „Also?“
„Zieht weiter, bis das Tal eine Biegung macht. Dann folgt nicht dem Hauptweg, sondern dem Weg links, auf den Wald zu. Nach kurzer Zeit kommt ihr zu einer Schenke. Nicht die feinste, aber sie müsste genügen. Und jetzt gehabt euch wohl.“
Der Mann machte die Andeutung einer Verbeugung und trat zurück, dann liefen er und seine Männer zu den Felsbrocken. Augenblicke später waren sie zwischen den Bäumen dahinter verschwunden.“ Dieses Pack führt sich auf wie Kaufleute. Lassen sich Wegzoll und jeden Rat teuer bezahlen“, sagte Burkhart genervt. „Aber wenigstens wollen sie nur Geld.“
„Wer weiß, was er uns für eine Mördergrube empfohlen hat.“ Johann blickte in den Himmel. „Und das mit dem Sturm war die frechste Lüge, die ich seit langem gehört habe.“
„Wir werden sehen …“ sagte Burkhart und winkte der Gruppe weiterzugehen.
Sturmböen rollten durch das Tal, Blitz und Donner fuhren auf die Reisenden herab und ließen sie taumeln.
„Ein Gewitter im Winter. Dein Schurke steht mit dem Teufel um Bunde“, schrie Johann. Burkhart, der das lahmende Pferd an den Zügeln führte, weil es wegen des Unwetters ängstlich scheute, lachte nur.
Aber es schien wirklich Teufelswerk zu sein: Eben noch war es ein eiskalter, aber schöner Tag gewesen, dann waren Wolken aufgezogen, so schnell, dass sie wie lebendige Wesen wirkten, die den Himmel fraßen. Der Tag war zur Nacht geworden, und dann hatte der Sturm begonnen. Er tobte so stark, dass die Gruppe kaum vorwärts kam, auch Elisabeth war trotz ihrer Schwäche vom Pferd gestiegen und ging neben Johann, hielt sich eng an ihn gedrückt. Er hatte seinen Arm um sie gelegt und fühlte, wie sehr sie zitterte. Ihm selbst war ebenfalls erbärmlich kalt, denn es regnete, aber der Regen gefror, kaum dass er die Wolken verlassen hatte, und der stürmische Wind trieb ihnen die Eisspitzen unbarmherzig gegen Körper und Augen, so dass sie fast blind waren.
Burkhart deutete nach vorn. „Ein Schurke zwar, aber er hat die Wahrheit gesagt. Seht!“ Als ein Blitz die Dunkelheit erhellte, sah Johann das lang gestreckte Gebäude, unter riesigen Tannen, die von Sturmböen gebeutelt wurden.
Das Haus war aus schweren Baumstämmen gezimmert, nur ein Fenster war geöffnet, durch das flackerndes Licht drang, die anderen Fenster waren mit dicken Läden verbarrikadiert.
Im Laufschritt legten sie die letzten Schritte zum Haus zurück. Johann rüttelte an der Eingangstür, aber sie war verschlossen. Er ließ den massiven Eisenring mehrmals gegen die Tür schlagen und wartete, die anderen standen frierend hinter ihm.
Über der Tür war der gespaltene Schädel eines Wolfes angebracht, der auf die Gruppe herabgrinste.
„Ein wenig viel Wölfe in dieser Gegend –“, meinte von Freising.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, ein fetter Mann in schmutziger Kleidung stand vor ihnen, eine Petroleumfunzel in der Hand. Er sah die Pilger und grinste.
„Welch Glanz in meiner Hütte. Kommt herein.“ Er trat zur Seite.
Schnell folgten sie seiner Aufforderung und betraten den dunklen Hausgang.
„Und du versorg das Pferd“, befahl der Wirt dem abgemagerten, schmutzigen Knaben, der neben ihm stand. Der Knabe salutierte ironisch und lief hinaus.
Donnernd fiel die Tür hinter dem Wirt und seinen Gästen zu.
XVIII
Der Wirt, der sich trotz seiner Fettleibigkeit flink bewegte, führte sie durch den niederen Gang und öffnete eine weitere Tür.
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