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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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Aber wir kommen gut voran“, antwortete Burkhart gleichmütig.
    Johann drehte sich zu Elisabeth um. Er sah ihre reglose, zusammengesunkene Gestalt auf dem Pferd. Er machte sich große Sorgen um sie, aber es half nichts – sie musste bis zur nächsten Stadt durchhalten. Dort würde er zu einem Bader gehen und Medizin besorgen.
    Halte durch, Elisabeth. Für uns.
    Die Gruppe marschierte schweigend weiter.
    Der Weg wurde steiler, immer wieder rutschte einer der Pilger aus, schürfte sich Hände und Knie auf und rappelte sich leise fluchend wieder hoch.
    Als Johann schon kaum mehr an ein Ende des Weges glaubte, riss der Nebel für einen kurzen Moment auf – und sie sahen weit vor sich einen Bogen, der sich über eine Schlucht spannte.
    Die Teufelsbrücke.
    Johann und die anderen blieben stehen, gefesselt von dem Anblick, der sich ihnen bot.
    Die mächtige steinerne Brücke thronte über der Schlucht und wurde am höchsten Bogenpunkt so schmal, dass man den Eindruck bekam, sie würde nicht einmal das Gewicht eines Kindes tragen können. Das Tal unter der Brücke war im Nebelmeer verschwunden. „Der Leibhaftige hat offenbar Sinn für die Kunst“, sagte von Freising trocken.
    „Hört mir doch auf!“ Burkhart verdrehte die Augen. „Das Volk schreibt alles, was von jahrhundertealter Baukunst ist, dem Teufel zu. Als wenn der Leibhaftige Brücken bauen würde.“ Er schüttelte den Kopf. „Wir sollten uns besser beeilen, hinter der Brücke liegt ein Pass, dann ist es nicht mehr weit bis Lienz.“
    Sie betraten die Brücke, die gerade breit genug für drei Mann war und deren Pflastersteine unter einer harten Schneeschicht begraben waren. Plötzlich deutete Johann nach vorne. „Seht!“
    Ein Mann stand auf der Brücke.
    Und sogar aus der Ferne erkannten sie die blutrot schillernde Schärpe, die er um den Leib gebunden hatte.
    „Der Türke“, riefen die Pilger aufgeregt.
    „Türken hatte ich vor Wien genug, da macht mir ein einzelner keine Angst“, versuchte Burkhart alle zu beruhigen. „Das da ist nur ein Galgenvogel mit einer passenden Schauermär, der sein Weggeld will.“
    „Und wenn er etwas anderes will?“ Elisabeth stieg vom Pferd.
    Burkhart wandte sich an die Gruppe. „Es gibt keinen anderen Weg, wir haben also keine Wahl“, sagte er. „Wenn er uns ans Leder will, müssen wir uns wehren, aber ich denke, da habe ich mit euch beiden ganz ordentliche Waffenbrüder.“ Er blickte zu Johann und von Freising.
    Johann antwortete nicht. Er dachte an den hageren Mann aus dem Wirtshaus, und an die Geschichte, die er über den Türken erzählt hatte.
    Niemand kennt sein Gesicht.
    „Wenn niemand weiß, wie er aussieht“, meinte er, „warum zeigt er sich dann gerade uns?“
    „Gute Frage.“ Von Freising zog wieder einmal seine Augenbraue hoch.
    Der Nebel wurde dichter und begann, die Brücke zu verschlucken.
    „Aber wie Ihr richtig sagt – wir haben keine Wahl.“ Johann sah zu Burkhart. „Wenn etwas passiert, bleibt hinter mir.“
    Von Freising grinste. „Neben dir.“
    Johann lächelte, dann ging er zu Elisabeth, sie drückte sich an ihn.
    „Kehren wir um?“
    „Nein. Aber es könnte gefährlich werden. Wenn uns etwas zustößt –“
    „Ich hab’s dir schon bei den Soldaten gesagt – ich lass euch nicht zurück.“ Ihre Stimme war bestimmt. „Aber uns wird nichts geschehen, das weiß ich. Der Herrgott wird weiter auf uns schauen.“
    Johann drückte wortlos einen Kuss auf ihre Hand. Vorne gab Burkhart das Zeichen, und sie marschierten weiter, auf die Mitte der Brücke zu …
    Der Mann war groß, hatte ein schmales, von Narben entstelltes Gesicht und harte Augen. Trotz der Kälte trug er keinen Mantel, sondern nur die Schärpe über Joppe und Hose. Er wartete, bis die Gruppe vor ihm stand, dann machte er eine grüßende Handbewegung.
    „Willkommen, ihr fromme Pilgerschar.“
    „Gott zum Gruße, mein Sohn“, entgegnete Burkhart ruhig.
    „Ihr wisst, wer ich bin?“
    „Man hat uns von dir erzählt.“
    „Dann wisst ihr sicher auch, dass das meine Brücke ist?“
    „Dann musst du der Teufel persönlich sein.“
    Der Mann lachte häßlich. Die Narben verzogen sich mit seinem Gesicht, entstellten es noch mehr. „Ein Bruder mit Humor, das mag ich! Nein, ich bin nicht der Teufel, auch wenn einige das behaupten.“ Er wurde wieder ernst. „Trotzdem habt ihr kein Recht, meine Brücke zu überqueren. Aber gegen einen Wegzoll lassen wir euch unbehelligt weiterziehen.“
    „Wir?“
    Der Mann stieß

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