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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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Brücke. Sie sahen Johann furchtsam an, aber sie packten ihre Waffen fester und wichen nicht.
    Noch nicht.
    Elisabeth wehrte sich mit aller Kraft, aber der Türke erwischte sie an den Haaren und riss sie brutal vom Pferd. Elisabeth schlug hart auf dem steinernen Boden auf, und ehe sie es sich versah, beugte sich der Mann über sie.
    „Wenn ich ihn schon nicht bekomme, dann wenigstens dich“, knurrte er.
    „Lass sie los!“, donnerte eine Stimme.
    Er fuhr herum – Burkhart stand vor ihm. Der Türke ließ Elisabeth los und warf sich auf den Pilgerführer. Sie prallten aufeinander, dann taumelten sie ineinander verklammert über die Brücke, auf die steinerne Brüstung zu –
    Johann tötete einen seiner vier Gegner und lief zwischen den anderen hindurch zur Mitte der Brücke. Er sah von Freising, der sich erbittert gegen die restlichen Wegelagerer wehrte, sah Elisabeth, die neben dem Pferd lag.
    Und sah Burkhart und den Türken, die über den Rand der Brücke in die Tiefe stürzten.
    Ihre Schreie verhallten im Nebel …
    XXII
    Für einen Augenblick erstarrten alle. Dann flohen die restlichen Männer des Türken, verschwanden wie Geister im Nebel.
    Johann und von Freising waren zu erschöpft, um die Männer aufzuhalten, und es machte auch keinen Sinn. Der Kampf war vorbei.
    Die Pilger standen geschockt da, niemand sprach ein Wort. Johann ging zu Elisabeth und half ihr auf, sie weinte.
    „Burkhart – er wollte mich beschützen –“
    „Ich weiß, Elisabeth, ich weiß.“ Er streichelte ihr übers Haar und drückte ihren Kopf an seine Brust.
    Die Pilger wurden immer unruhiger, gleich einer Herde Schafe, der man den Leithammel entrissen hatte. Von Freising packte Johann an der Schulter und deutete auf die Pilger. „Was machen wir jetzt?“
    Johann drehte sich zu ihm um. „Jetzt machen wir, dass wir endlich von dieser verdammten Brücke herunterkommen.“
    Nachdem sie einige Entfernung zwischen sich und die Brücke gebracht hatten, blieb die Gruppe stehen. Von Freising wandte sich an die Pilger.
    „Hört –“
    „Was wird mit uns?“, unterbrach ihn einer.
    „Ohne Burkhart sind wir verloren“, rief ein anderer mit zittriger Stimme.
    Von Freising blickte Johann an, der nickte. Der Mönch klatschte in die Hände.
    „Hört mir zu!“ Alle verstummten. „Lasst uns keine langen Worte machen, wir sind noch nicht in Sicherheit.“ Er räusperte sich. „Heute ist einer der tapfersten Männer gestorben, den ich je kennen lernen durfte. Er hat sich für uns geopfert, und der Herr wird es ihm danken und ihn bei sich aufnehmen.“
    Alle senkten das Haupt und bekreuzigten sich.
    Von Freising machte eine Pause.
    „Da ich den Weg kenne, werde ich euch nach Wien führen. Ich kann Burkhart nicht ersetzen, aber ich werde alles tun, um euch wohlbehalten nach Hause zu bringen. Seid ihr einverstanden?“
    Die Pilger nickten zögerlich. Johann konnte es in ihren Gesichtern lesen: Egal, wer uns führt, Hauptsache wir kommen nach Hause . Feiges Pack, dachte er verächtlich, ihr hattet Burkhart nicht verdient.
    Von Freising sah Johann an. „Wir gehen zusammen, umweit von Leoben werden wir uns trennen.“
    „So sei es“, erwiderte Johann.
    „Dann los!“ Von Freising ging voraus, die Gruppe folgte ihm.
    XXIII
    Tyrol, im Winter des Jahres 1704.
    Nach dem furchtbaren Kampf auf der Teufelsbrücke sind wir am Abend auf ein altes Beinhaus gestoßen, und dort haben wir Totenwache für den tapferen Burkhart gehalten, der sich selbstlos für mich geopfert hat. Ich schäme mich, dass ich diese Zeilen schreiben kann, während er so unbarmherzig von dieser Welt gehen musste.
    Ich glaube, dass viele – wie ich – erst bei der Totenwache so richtig begriffen haben, dass dieser wunderbare Mann nicht mehr unter uns ist.
    Es war eine sehr traurige Nacht.
    Am nächsten Tag erreichten wir Lienz, aber die Stadt wimmelte von Soldaten, und wir mussten schnell wieder verschwinden. Johann hat es trotzdem geschafft, mir etwas Medizin zu besorgen. Sie hat nichts genützt, aber ich brachte es nicht übers Herz, ihm das zu sagen. Also tue ich so, als ob es mir besser ginge.
    An dem schrecklichen Tag auf der Brücke ging es mir am besten, weil es neblig war, aber jetzt, an diesen sonnigen Tagen, geht es mir schlechter. Wenigsten scheinen sich die schwarzen Verästelungen nicht weiter auszubreiten, es scheint mir sogar, als würden sie etwas weniger werden. Aber wahrscheinlich bilde ich mir das nur ein.
    Was soll ich Johann sagen? Wann soll ich es ihm

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