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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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letzten Moment zurückweichen, hieb aber mit dem Schwert instinktiv einmal quer durch die Luft.
    Von Pranckh schrie auf, Blut schoss ihm in die Augen. Johann hatte ihm mit seinem letzten Hieb eine tiefe Wunde quer über die Stirn geschlagen.
    Unbändiger Zorn stieg in ihm auf, fast blind hob er eine Hellebarde auf und rammte sie seiner Wache in den ungeschützten Rücken. Dann trieb er den schreienden Mann auf Johann zu, dieser stolperte und wurde von der stürzenden Wache begraben.
    Von Pranckh presste sich eine Hand auf die blutüberströmte Stirn, drehte auf der Stelle um und flüchtete aus dem Raum.
    LXXVIII
    Mit einem Ruck warf Johann den Wachposten ab, der seine letzten Atemzüge keuchte. Er rappelte sich auf und sah sich um: Ein halbes Dutzend Wachen lag tot auf dem steinernen Boden, ebenso der Folterknecht. In einer Ecke standen verschüchtert die Geistlichen und wurden durch von Freising in Schach gehalten, in der anderen lag Josefa, der Preuße kniete bei ihr.
    Johann stürzte zu ihr und griff ihre Hand, sie lächelte verschmitzt, dann durchzuckte sie krampfhaftes Husten. Blut rann ihr aus den Mundwinkeln.
    „Sie schafft es“, sagte der Preuße mit lebloser Stimme, „sie schafft es bestimmt.“
    „Johann?“ Die Stimme kam aus der Grube.
    Johann lief hin, Elisabeth stand inmitten der anderen Gefangenen. Er beugte sich über den Rand und reichte ihr seine Hand, Elisabeth sprang hoch und ließ sich hinaufziehen.
    Johann packte sie und drückte sie so fest, dass ihr für einen Moment die Luft wegblieb.
    Dann gingen sie zu von Freising, der die Hellebarde sinken ließ.
    „Was machen wir mit meinen – Mitbrüdern?“, fragte er Johann.
    Dieser betrachtete die angsterfüllten Gesichter. Nur zwei hatten ihren Kopf so tief gesenkt, dass man sie nicht erkennen konnte. Johann hielt dem ersten sein Schwert unter das Kinn und drückte es nach oben.
    „Basilius Sovino, stumm wie immer. Du hast wahrlich nichts von Pater von Freising gelernt“, sagte Johann und hielt dem zweiten Geistlichen das Schwert ans Kinn. „Und Pater Bernardus. Wir hatten ja bereits das Vergnügen.“
    „Der ist für alles verantwortlich“, rief Elisabeth.
    Die Augen des Preußen blitzen auf, er griff eine Hellebarde, sprang auf Bernardus zu und holte aus. Der aber packte blitzschnell Basilius und zog seinen Novizen vor sich. Die Waffe durchbohrte Basilius, er fiel um wie ein gefällter Baum.
    „Ihr seid ja noch feiger, als ich gedacht hab“, stieß der Preuße verächtlich hervor. Er warf die Hellebarde weg, packte den Dominikaner an der Kutte und zerrte ihn an der Rand der Grube, in der die Gefangenen standen und ihrer Befreiung harrten.
    Bernardus ruderte hektisch mit den Armen. „Was willst du? Ich gebe dir Geld, viel Geld“, stammelte er, dann sah er die Entschlossenheit in den Augen des Preußen. „Du kannst doch keinen Mann Gottes töten.“
    „Das werde ich auch nicht“, entgegnete der Preuße und stieß Bernardus in die Grube.
    Augenblicklich fielen die Gefangenen über Bernardus her. Der Dominikaner hatte sein blutiges Handwerk in Wien sehr lange ausgeübt – viele der Gefangenen hatten mindestens ein Familienmitglied durch die Inquisition verloren.
    Schreie hallten durch den Raum, waren kaum zu ertragen.
    Aber sie dauerten nicht lange.
    „Bring mich in unser Haus“, flüsterte Josefa zum Preußen, der wieder neben ihr kniete.
    Dieser küsste sie auf die Stirn. „Johann! Hol die armen Seelen aus der Grube, wir gehen heim.“
    Johann ließ den Kübel in die Grube, an dessen Seil die Gefangenen hochklettern konnten. Nach kurzer Zeit hatten alle die Grube verlassen, auch von Binden und seine Tochter. Er trat vor Johann hin, der Rückenteil seines Rocks hatte sich bereits mit Blut vollgesogen. „Johann List – ich stehe tief in Eurer Schuld.“
    „Was zur Hölle – Ihr?“ Johann griff reflexartig zu seinem Messer, aber Elisabeth legte ihm die Hand auf die Schulter. „Lass es, ich erkläre es dir später.“
    Verwirrt sah Johann zwischen Elisabeth und von Binden hin und her, verstand nicht, was Elisabeth meinte, aber er vertraute ihr. Und das musste für den Augenblick genügen.
    „Solltet Ihr mir noch einen Funken Vertrauen entgegenbringen“, sagte der Graf, „so erwarte ich euch im Morgengrauen auf meiner Zille. Bei meinem Leben.“
    Johann nickte zögernd.
    „Wo sollen wir jetzt hin?“ Die Gefangenen blickten Johann an.
    Er überlegte. Das Quarantäneviertel war, zumindest im Moment noch, ein sicherer Ort,

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