Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
Vom Netzwerk:
wundern würde es mich nicht.“
    Der Bürgermeister nickte. „Ihr lasst Pater Virgil beschatten?“
    „Natürlich, Herr Bürgermeister“, sagte von Pranckh.
    Der ironische Unterton in seiner Stimme ließ Tepser zusammenzucken, aber er sagte nichts, sondern blickte wieder zum Fenster hinaus, wo der Regen gnadenlos auf das Quarantäneviertel und das, was es umschloss, prasselte.
    LXXXI
    Die Kellergewölbe unter dem Jesuitenkloster waren feucht und muffig, und die Öllampe, die Pater von Freising trug, konnten sie nicht annähernd erhellen. Hinter ihm schlurften die Geretteten aus der Blutgasse, stumm und verstört, sich ihres Schicksals nicht gewiss.
    Von Freising schwenkte die Lampe, schien in der Finsternis etwas zu suchen. Plötzlich kamen Schritte näher, die Geretteten wandten sich instinktiv ab.
    „Ich wusste, Ihr könnt nicht anders, Bruder“, sagte Pater Virgil mit sanfter Stimme und schälte sich aus der Dunkelheit.
    „Ich –“ Von Freising suchte sich zu erklären.
    Der Obere legte seine Hand auf dessen Schulter. „Und Ihr habt rechtens gehandelt.“ Er sah sich die verängstigten Gestalten an und schüttelte den Kopf. „Welch himmelschreiendes Unrecht, Gott erbarme sich unser.“
    „Was sollen wir nun tun?“
    „Der Stadtrat hat entschieden, mit den Kranken kurzen Prozess zu machen. Sie sollen zum Wohle der Stadt vor die Tore gebracht und dort getötet werden“, flüsterte Virgil in von Freisings Ohr. „Wir können nur versuchen sie so lange wie möglich zu verstecken und sie dann aus der Stadt schleusen. So werden wir zumindest ein paar Seelen retten können.“
    Von Freising nickte. „Das ist –“
    „Wer flüstert, lügt bekanntlich“, donnerte auf einmal von Pranckhs Stimme in den Gewölben. „Das gilt besonders für den Klerus!“
    Die beiden Mönche fuhren herum, sahen mit Schrecken von Pranckh und ein Dutzend Soldaten der Stadtguardia aufmarschieren, die Hellebarden im Anschlag.
    „Aber sorgt euch nicht um diese da“, von Pranckh deutete auf die Geretteten, „laut euch werden sie ja alle ins Himmelreich auffahren und dort ein besseres Leben haben als hier auf Erden, hab ich recht?“
    Pater Virgil trat energisch vor. „Ihr befindet Euch auf Grund und Boden der Kirche. Ich werde Euch –“
    „Was werdet Ihr, Pater? Den Bischof informieren, oder gleich den Papst?“ Er trat ganz nahe an den Jesuiten heran. „Dann könnt Ihr ihm ja gleich von Eurer kleinen Verschwörung gegen Bernardus erzählen, und dass sowohl Ihr als auch Euer kleiner Wachhund hier“, er deutete verächtlich auf von Freising, „gegen den Befehl des Bürgermeisters, des Stadtrates und der Dominikaner gehandelt habt.“ Er blickte zu seinen Männern. „Alle abführen!“
    Die Soldaten gingen in Stellung, Verzweiflung machte sich unter den Geretteten breit.
    Pater Virgil hastete vor sie, breitete schützend seine Arme aus. „Diese Leute stehen unter dem Schutz der Gemeinschaft Jesu. Wenn ihnen nur ein Haar –“
    Er erstarrte.
    Sah entsetzt die Spitze der Hellebarde, die in seiner Brust steckte.
    Dann den jungen Soldaten vor ihm, der die Waffe zitternd herauszog.
    „Nein!“ Von Freisings Stimme hallte durch das Gewölbe, er wollte zu seinem Oberen, wurde aber von den Soldaten zurückgehalten.
    Pater Virgil blickte von Pranckh in die Augen, der selbst überrascht wirkte. „Omnia Ad Maiorem Dei Gloriam.“ Dann sackte er leblos zusammen.
    Die Leute schrien auf, die Soldaten bildeten sofort einen Kreis, um sie in Schach zu halten.
    Von Freising war fast blind vor Zorn und Hilflosigkeit, aber er wusste, was er zu tun hatte. Er nutzte die Verwirrung und lief, so schnell ihn seine Füße trugen an den Soldaten und von Pranckh vorbei, die Treppen hinauf.
    Von Pranckh sah ihm verdutzt nach, dann schüttelte er den Kopf und wandte sich an den Soldaten, der den tödlichen Stich ausgeführt hatte. „Ich sagte abführen, nicht abschlachten, du dämlicher Hurensohn!“ Er holte blitzschnell aus, dann krachte seine Faust gegen die Schläfe des Mannes, der zusammensackte und neben Pater Virgils Leiche liegenblieb.
    Von Pranckh sah zu seinen Männern. „Den davongelaufenen Pfaffen vergessen wir vorerst, der entkommt uns schon nicht.“ Sein Gesicht wurde krebsrot. „Wenn noch einer von euch glaubt, meine Befehle missachten zu können, kann er sich gleich dazulegen! Und jetzt: Abführen!“
    LXXXII
    Johann brachte einen Kübel frischen Quellwassers in die Stube und stellte ihn neben dem Preußen ab. Dieser tauchte

Weitere Kostenlose Bücher