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Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Inferno: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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doch!“
    Von Pranckh betrachtete sie gelangweilt, während Bernardus seinen massigen Kopf schüttelte. „Dann tut es mir leid. Für das Mäderl.“ Er gab dem Soldat ein Zeichen, der deutete dem Mädchen, in den Kübel zu steigen.
    Victoria sah zu ihrem Vater, der sich unter der Hellebarde vor Schmerzen krümmte. Sie sah die Grube hinauf, zu dem Wachsoldaten. Dann, ganz langsam, stieg sie in den Kübel hinein.
    LXXVI
    Johann sah sich hektisch um: Keine Menschenseele war auf dem weiten Platz zu sehen, alle hatten sich wohl in ihren Häusern verbarrikadiert.
    Was nun? Wie sollten sie Elisabeth und Josefa finden? Wo war die Inquisition?
    Verschwende keine Gedanken an das, was du nicht weißt.
    Johann biss sich auf die Lippen. Er sah sich um: An manchen Gräbern flackerten Grablichter, wie einsame Seelen in einem Meer aus Finsternis.
    Besinne dich auf das, was du weißt.
    Über ihnen verdunkelte sich der abendliche Himmel. Der Stephansdom ragte in die Dämmerung, er wirkte wie ein steinerner Monolith, schien die kleine Kapelle neben sich erdrücken zu wollen.
    Die kleine Kapelle.
    Zur lieben Magdalena, wie ich sie zu nennen pflege.
    Pater von Freising.
    Hier fühle ich mich dem Herren inniger verbunden als in diesen Palästen.
    „Ich hab eine Idee“, rief Johann dem Preußen zu und lief quer über den Friedhof zur Kapelle. Nach einem Spießrutenlauf zwischen den Gräbern hastete Johann die Stufen zur Magdalenskapelle hinauf und stieß die schwere Holztüre auf.
    In der Kapelle war es düster, nur wenige Kerzen brannten. Johann brauchte einen Moment, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Die Holzbänke waren leer, nur in der ersten Reihe kniete eine Gestalt, ungerührt vom Poltern der Tür.
    „Pater? Pater von Freising?“, rief Johann.
    Die Gestalt rührte sich nicht.
    Bernardus setzte sich wieder an seinen Tisch. Basilius schrieb eifrig mit, während von Pranckh die beiden Frauen nachdenklich betrachtete. Wenn Bernardus nichts aus euch herausbringt, bin ich dran, dachte er. Und ich hab noch jeden zum Reden gebracht.
    Jeden bis auf einen.
    Von Prancks Gesicht verdüsterte sich. Elisabeth sah, wie das Mädchen heraufgezogen wurde, sie schluckte. „Was sollen wir tun?“, fragte sie Josefa verzweifelt. „Wir müssen etwas tun.“
    „Überlass das mir“, antwortete Josefa, ihr Gesicht sah entschlossen aus.
    „Josefa, mach keinen –“
    „Ich sagte, überlass das mir.“
    Als Victoria heraufgezogen war, begann sie bitterlich zu weinen.
    Der Folterknecht trat zu ihr, wirkte wie ein aufgerichteter Bär neben dem zarten Geschöpf, seine Handflächen so groß wie ihr ganzes Gesicht.
    „Hört auf, es ist alles meine Schuld!“ Elisabeth schrie die Worte, so laut sie konnte.
    Augenblicklich war es still im Raum, alle blickten gebannt zu ihr.
    „Lasst das Mädchen! Ich war es, die die Krankheit in die Stadt gebracht hat, ich war es, die die Schuld an der Verbreitung trägt!“
    Unschlüssig blickte der Folterknecht zu Bernardus.
    „Höre, Weib“, sprach dieser mit gespielt gütiger Stimme, „das wissen wir doch alles. Ich frage zum letzten Mal: Wo ist dein Mann?“
    Elisabeth wusste, dass sie diese Frage nicht beantworten konnte. Und selbst wenn sie es gewusst hätte – niemals würde sie Johann verraten.
    Bernardus schien die Antwort in ihrem Gesicht zu lesen. „Weitermachen!“, befahl er dem Folterknecht.
    „Pater?“
    Johann ging langsam nach vorne. Jetzt bewegte sich die Gestalt, drehte den Kopf, aber Johann konnte das Gesicht nicht erkennen. Die Stille kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Was, wenn das nicht –
    „Johann?“ Die Gestalt stand auf.
    „Ihr seid es wirklich, zum Teufel“, rief Johann ungläubig.
    „Frevle Gott nicht!“
    Kein Tadel hätte in Johanns Ohren besser klingen können. Er lief zu Pater von Freising und drückte ihn kurz an sich. Jetzt kam auch der Preuße in die Kapelle.
    „Johann, was ist los?“ Von Freising sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
    „Sie haben Elisabeth und Josefa geschnappt.“
    „Wer?“ Aber der Mönch wusste die Antwort bereits.
    „Sie haben sie in Käfige gesperrt und abtransportiert. Diese verfluchte –“ Johann zögerte einen Moment. Aber was würde Zurückhaltung jetzt noch bringen? „Es heißt, die Inquisition.“
    „Bernardus, dieser Hund.“ Freising ballte die Fäuste.
    „Ihr wisst davon? Wo sind sie?“
    „Nichts Genaues. Sie könnten sie an viele Orte gebracht haben.“
    „Wie kannst du als Pfaff nur so was zulassen?“ Der

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